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Heidi@Home: And the Golden Globe goes to ...

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Selbstbestimmte Geschlechterrollen & Hipster-Charme als Trends der Verleihung 2014
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von (Heidi@Home)
Am Sonntag wurden die 71. Golden Globes vergeben und der Spirit, der diesmal die Verleihung der Preise der Hollywood Foreign Press umwehte, schien ein liberaler.

Es ist noch gar nicht so lange her, nämlich 2005, da war es eine kleine Sensation, dass die Liebesgeschichte zweier Cowboys („Brokeback Mountain“) den Preis als bester Film in der Kategorie Drama mit nach Hause nehmen konnten. 2014 wird wie selbstverständlich die Darstellung von Männerfiguren ausgezeichnet, die mit dem klassischen „Hollywood-Mann“ nicht viel gemeinsam haben.

Da wäre erstmal Matthew McConaughey, der in „Dallas Buyers Club“ einen HIV-positiven Unsympathler verkörpern darf, der illegal Medikamente verkauft. Das kann durchaus als Weiterentwicklung von „Philadelphia“ verstanden werden, dem Werk, das vor gut zwanzig Jahren das Thema Homosexualität und AIDS in die Filmwelt einführte. Freilich war Hanks aber ein Guter durch und durch, und stand als Anwalt auch auf der richtigen Seite des Gesetzes.

Da wäre weiters Jared Leto, der an der Seite von McConaughey einen Transsexuellen verkörpert und sich dafür diverse Körperhaare rasieren musste, wie er bei der Verleihung erzählte. Da wäre Michael Douglas, der für seine Rolle als schwuler Entertainer Liberace ausgezeichnet wurde („Liberace“) und nicht zuletzt Leonardo DiCaprio, der – gemeinsam mit Jonah Hill – als „The Wolf of Wall Street“ neue Maßstäbe in Sachen Tabulosigkeit im amerikanischen Mainstreamkino setzt und, trotz kritischer konservativer Stimmen, den Preis für den besten Darsteller in einer Komödie entgegennehmen konnte. Dazu darf Moderatorin Amy Poehler frech anmerken: „If I wanted to see Jonah Hill masturbate at a pool party, I’d go to one of Jonah Hill’s pool parties.“

Auch über die Frauenrollen wurde an diesem Abend reflektiert, Tina Fey: „Meryl Streep is so brilliant in ‚Im August in Osage County‘ proving that there are still great roles in Hollywood for Meryl Streeps over 60.“ Anlässlich der Verleihung des Cecil B. DeMille Awards an Woody Allen wurde von Diane Keaton dann aber auch betont, welch differenzierte Frauenrollen für alle Altersgruppen Allen geschaffen hat, bis hin zu „Blue Jasmine“, für deren Verkörperung Cate Blanchett später prämiert wurde.

Besonders selbstbewusste Frauen durften auch die Preisträgerinnen Amy Adams und Jennifer Lawrence in „American Hustle“ verkörpern, so unterschiedlich ihre Charaktere im Film auch sind. Gleichzeitig ist „American Hustle“, oder wie Tina Fey sagte: „Explosion at the wig factory“, mit seinen Schnauzbärten, den Samtanzügen, den Dauerwellen ein Leckerbissen für Hipster. Gefallen dürften Anhänger der kontroversiell diskutierten Subkultur auch an dem Film „Her“ finden (Drehbuch-Golden Globe an Spike Jonze), in dem sich Schnurrbartträger Joaquin Phoenix in eine Computerstimme verliebt. Der beste ausländische Film, „La Grande Bellezza - Die große Schönheit“, porträtiert wiederum die römischen Dekadenz, quasi in Analogie zu Fellinis „La dolce vita“ und Jep (Paolo Sorrentino), den alternden Society-Löwen, der ein italienisches Hipster-Leben führt.

Neben diesen Strömungen ging das Thema Sklaverei und Rassenhass, das im siebenfach nominierten und favorisierten „12 Years a Slave“ auf erschreckend realistische Weise dargestellt wird, etwas unter. Es reichte gerade mal für eine Auszeichnung und zwar für den besten Film in der Kategorie Drama. Man darf gespannt sein, welche Themen die Oscarverleihung im März bestimmen werden.
Die Autorin
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Heidi@Home


Forum

  • Ein erster Trend

    ... wurde heuer gewiss gesetzt. Auch in vergangenen Jahren gab es erste Indizien für die Oscars. Daniel Brühl hat immer noch sehr gute Chancen auf eine Nominierung, Michael Douglas ist für mich bereits fix einer der Preisträger bei den Academy Awards, ebenso Amy Adams. Cate Blanchett wird sicher als Favoritin im Rennen bleiben. Bevor jedoch die DGA Awards und die BAFTAS nicht überreicht wurden kann sich alles noch einmal ändern. Ausserdem gab es auch schon Golden Globes an Preisträger, die keine Oscar Nominierung erhielten, zB Madonna als Evita.
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    15.01.2014, 13:17 Uhr
    • Michael Douglas

      Nachdem aber der Film „Behind the Candelabra“ (Liberace) eine HBO-Fernsehproduktion ist, ist diese für den Oscar gar nicht in der Auswahl...
      Nur bei uns lief der Film im Kino, in den USA war er direkt im Fernsehen zu sehen.
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      15.01.2014, 13:20 Uhr