Berlinale 2018
Berlinale 2018 - Tag 4

Berlinale 2018 - Tag 4

Neben Wettbewerbsbeiträgen aus Frankreich, Italien und Schweden, gabe es heute in der Reihe Panorama die Premiere des österreichischen Films „L'Animale“
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von (susn)
Der vierte Tag der Berlinale stand beim Wettbewerb ganz im Zeichen der zwischenmenschlichen Dramen. Der Tag startete mit „La prière - The Prayer“ aus Frankreich. Im Film versucht der junge Thomas in einer Hausgemeinschaft in den französischen Bergen von seiner Heroinsucht loszukommen. Geleitet wird das Camp von einem Pfarrer, die täglichen Aktivitäten bestehen aus Beten, körperlicher Arbeit und dem Pflegen der Freundschaften. Dieser Zusammenhalt sowie die Bekanntschaft eines jungen Mädchens ist es, was Thomas langsam wieder Perspektive zu geben scheint. Der Film basiert auf Gesprächen des Regisseurs Cédric Kahns mit Ex-Junkies, die in solchen Einrichtungen gelebt haben. Dementsprechend will der Film auch zu viele Eindrücke und Stimmen einfangen, während aber gleichzeitig versucht Thomas als Protagonisten zu etablieren. Das Thema hat viele interessante Ansätze, hätte als Dokumentarfilm aber besser funktioniert. So ist leider nur ein mittelmäßiger Film herausgekommen.

Der zweite Film des Tages war „Meine Tochter“ aus Italien. In diesem Film erzählt Regisseurin Laurs Bispuri die komplizierte Dreiecksgeschichte zwischen der fürsorglichen Tina, ihrer Tochter Vittoria und der ungestümen Angelica. Vor vielen Jahren haben Angelica und Tina einen Pakt geschlossen. Ein Geheimnis herrscht zwischen den beiden, das langsam aber sicher an die Oberfläche zu treten droht, je mehr Zeit die schüchterne Vittoria mit Angelica verbringt. Tina will diesen Kontakt aus Angst unterbinden, aber Vittoria blüht unter der unkonventionellen Art Angelicas langsam aber sicher auf. Gedreht in den sandigen Ebenen Sardiniens, fernab jegliches Tourismus oder Italienkitsch, entstand ein kleiner feiner Film über das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, das Verteidigen der eigenen Bedürfnisse und das Hinterfragen der eigenen Identität.

Als dritte Film des Wettbewerbs war der schwedische Beitrag „The Real Estate“ zu sehen. Angelegt als Satire, handelt der Film von der 68-jährigen Nojet, die von ihrem verstorbenen Vater eines seiner Mietshäuser in der Innenstadt von Stockholm erbt. Die Lebedame findet vor Ort jedoch totales Chaos vor. Ihr Halbbruder und sein Sohn haben ihre Hausmeisterfunktion vernachlässigt. Das Gebäude befindet sich in einem desolaten Zustand, voller Mieter ohne legale Verträge. Nojet möchte verkaufen, niemand will ihr aber die problematische Immobilie abnehmen. Die Verwandtschaft bedroht sie, die gegenwärtige Situation beizubehalten. Nojet muss schlussendlich zur Kriegerin in eigener Sache werden. Die eigentlichen Opfer: die illegalen Bewohner und Opfer des teuren Wohnungsmarkts, die zum Spielball der Figuren werden. Das Thema klingt zwar auf den ersten Blick spannend, die Regisseure Axel Petersén und Måns Månsson liefern in der ersten Hälfte des Films aber ein visuelles Chaos ab, teils aufgrund des Plots, teils aufgrund der Kameraarbeit. Erst im letzten Drittel gewinnt der Film an Fahrt, aber zu diesem Zeitpunkt ist es leider schon zu spät.

In den Nebenschienen gab es heute quasi ein auswärtiges Heimspiel: die österreichische Produktion „L'Animale“ wurde von Regisseurin Katharina Mückstein und ihrem Team vorgestellt. In dem Coming-of-Age-Drama ist die Jungschauspielerin Sophie Stockinger zu sehen, mit der Mückstein schon bei ihrem ersten großen Erfolg „Talea“ zusammengearbeitet hat. Die vollständige Kritik dazu gibts natürlich auf Uncut nachzulesen.

Ein weiterer Pflichttermin für Michael war „Genesis“ vom Ungarn Árpád Bogdán. Er erzählt darin von rassistisch motivierten Anschlägen auf Romasiedlungen, die in den Jahren 2008 und 2009 Ungarn erschüttert haben. In den Mittelpunkt stellt er das Schicksal eines kleinen Jungen, dessen Mutter bei den Angriffen erschossen wurde.

Die beiden großen Filme des Tages in der Schiene „Perspektive Deutsches Kino“ konnten kaum kontrastreicher sein. Da wäre zum einen die leichtfüßige Slacker-Komödie „Feierabendbier“. Ben Brummer erzählt vom Anfang 30-jährigen Bar-Besitzer Magnus, der nach dem Diebstahl seines geliebten Auto in eine existenzielle Krise hineinrutscht. Schon bald findet er jedoch in seinem Pech neues Glück. Und dann lief in dieser Reihe auch noch „Die defekte Katze“, das Spielfilm-Debüt von Susan Gordanshekan.

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