Filmkritik zu Die defekte Katze

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Die defekte Ehe

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2018
    Kennenlernen, Näherkommen, Beziehung, Ehe, Streit, Trennung.

    Was aber passiert, wenn dieser eher herkömmliche Ablauf einer Ehe in einer völlig anderen Reihenfolge passiert? Genau dieser Frage geht Filmemacherin Susan Gordanshekan in ihrem gelungenen Spielfilm-Debüt „Die Defekte Katze“ nach.

    Der Deutsch-Iraner Kian ist Anfang 30 und in seinem Berufsleben als erfolgreicher Arzt tätig. Privat sieht sein Leben jedoch nicht ganz so rosig aus, denn schon seit Langem versucht er erfolglos eine Partnerin zu finden. Nachdem nicht einmal Versuche des Blind-Datings aufgegangen sind, geht er dem Wunsch seiner Mutter, sich auf traditionelle Art eine Ehe mit einer Iranerin arrangieren zu lassen. So heiratet er schlussendlich die im Iran sässige Mina ohne sie je so richtig kennengelernt zu haben. Mina, die in Folge dessen nach Deutschland umsiedelt, muss zunächst mal ihre Sprachkenntnisse verbessern, damit ihre Studienerfolge anerkannt werden. Schon bald realisiert das frisch-verheiratete Pärchen jedoch, dass sich das Ehe-Leben nicht ganz so einfach gestaltet wie erhofft.

    Der obskure Titel bezieht sich dabei auf eine tatsächliche Katze, die sich Mina im Laufe des Films zulegt, um ihre Unzufriedenheit im gemeinsamen Haushalt zu kompensieren. Da diese Katze einen Defekt hat und dementsprechend schwer zu kontrollieren ist, dient sie als wunderbar verschachteltes Sinnbild der komplizierten Beziehung der Beiden. Ähnlich wie die Katze, die man trotz ihrer unangenehmen Eigenheiten ins Herz schließt, ist das romantische Verhältnis zwischen Mina und Kian ein ähnliches Auf und Ab. Auf der einen Seite könnten sich die Beiden in ihren Vorlieben kaum mehr unterscheiden (Mina ist mehr der Freigeist, während Kian sich stark mit seiner Arbeit verbunden fühlt). Andererseits sieht man, wenn Kian beispielsweise Mina liebevoll beim Deutschlernen zur Seite steht wie sie in anderen Aspekten wiederum einander ergänzen.
    Es ist eben genau die Imperfektion des Ganzen, die doch irgendwo zur Funktionstüchtigkeit derer Beziehung dient. Die clever durchdachte Metapher der fehlerhaften Katze ist die große Antriebskraft des Films.

    Die Allegorie würde aber kaum so schön zur Geltung kommen, wären da nicht die beiden hervorragenden Hauptdarsteller. Sowohl Hadi Khanjanpour als auch die aus „Türkisch für Anfänger“ bekannte Pegah Ferydoni schaffen es die Ängste und Sehnsüchte, die unsere Protagonisten beschäftigen, gekonnt auf den Punkt zu bringen. Ferydoni gebührt zudem zusätzliches Lob für den iranischen Akzent, den sie ihrem Charakter verliehen hat und der trotz ihrer im echten Leben perfekten Deutschkenntnisse kein bisschen gekünstelt wirkte.

    Leider fühlt sich der Film streckenweise - trotz der nur geringen Laufzeit von knapp 90 Minuten - ein wenig wie ein lang gezogener Kurzfilm an. Der Verlauf zwischen Minas und Kians Beziehung kann sich ab einem gewissen Punkt repetitiv an fühlen, was dann selbst die schick perfekte Metapher nicht in jeder Szene wieder wett machen kann.

    Auch wenn Susan Gordanshekans „Die Defekte Katze“ ebenso defekt sein kann wie die Katze und das Ehe-Leben im Film selbst, funktioniert das Drama ob der intelligent verpackten Metapher und des bravourösen Casts als Gesamtwerk dennoch.

    Um die Botschaft des Films auf den Film an sich zu übertragen:

    Auch Imperfektion kann ein positives Endergebnis herbeiführen.
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    (Christian Pogatetz)
    21.02.2018
    08:17 Uhr