Ende nächster Woche darf sich Berlin zum 70. Mal für knapp eineinhalb Wochen zum europäischen Hotspot der heutigen Kinolandschaft verwandeln. Die diesjährige Berlinale erscheint jedoch im neuen Licht, denn Dieter Kosslick, der letztes Jahr sein Zepter als langjähriger Festivaldirektor aus der Hand gegeben hat, übergibt dieses nun an die neuen Leiter Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek. Es gibt aber natürlich auch im diesjährigen Wettbewerb wieder filmische Filetstücke aus aller Welt zu entdecken – mit der einzigen Ausnahme, dass die Schiene „Out of competition“ erstmals wegfällt. Die Filme „außer Konkurrenz“ laufen heuer unterdem Titel „Berlinale Special Gala“. Insgesamt konkurrieren 18 Beiträge um die große Ehre des Goldenen Bären:
Berlin Alexanderplatz
Deutschland 2020, Regie: Burhan QurbaniDAU. Natasha
D/UK/RUS/ UA 2020, Regie: Ilya Khrzhanovskiy, Jekaterina OertelDie Frau, die rannte
Südkorea 2020, Regie: Hong Sang-sooOnline für Anfänger
Frankreich 2020, Regie: Benoît Delépine, Gustave KervernEl Prófugo - The Intruder
Mex/Arg 2020, Regie: Natalia MetaBad Tales
I/CH 2020, Regie: Damiano D'Innocenzo, Fabio D'InnocenzoFirst Cow
USA 2019, Regie: Kelly ReichardtIrradiés - Irradiated
F/KH 2020, Regie: Rithy PanhThe Salt of Tears
CH/F 2020, Regie: Philippe GarrelNiemals selten manchmal immer
USA/UK 2020, Regie: Eliza HittmanRizi - Days
Taiwan 2020, Regie: Ming-liang TsaiWege des Lebens - The Roads Not Taken
USA/UK/S 2020, Regie: Sally PotterSchwesterlein
D/CH 2020, Regie: Stéphanie Chuat, Véronique ReymondDoch das Böse gibt es nicht
D/CZ/IR 2020, Regie: Mohammad RasoulofSiberia
D/I/Mex 2020, Regie: Abel FerraraTodos os Mortos - All the Dead Ones
F/BRA 2020, Regie: Marco Dutra, Caetano GotardoUndine
D/F 2020, Regie: Christian PetzoldHidden Away
Italien 2020, Regie: Giorgio Diritti
Aus dem englischsprachigen Raum darf man sich mit „First Cow“ unter anderem auf das neue Werk der renommierten US-Indie-Filmemacherin Kelly Reichardt (u.a. „Night Moves“, „Certain Women“) freuen. Die Buchverfilmung erzählt von einem amerikanischen Pelzfänger und einem chinesischen Seemann, die gemeinsam ein ungewöhnliches Geschäft starten.
Frisch vom Sundance bekommen Cineasten das bereits vielfach gepriesene Drama „Niemals selten manchmal immer“ geliefert. Darin geht es um eine 17-Jährige, die in Folge einer ungewollten Schwangerschaft zusammen mit ihrer unterstützenden Cousine nach New York aufbricht, um dort eine Abtreibung vorzunehmen.
Im Wettbewerb wird jedoch auch Frisches von niemand geringeren als Enfant terrible Abel Ferrara aufgetischt. In dessen neuestem Werk „Siberia“ spielt Willem Dafoe einen von inneren Dämonen geplagten Mann, der Mitten in der sibirischen Tundra seinen Frieden finden möchte.
Einmal mehr darf auch die britische Autorenfilmerin Sally Potter ihren neuesten Film „Wege des Lebens - The Roads Not Taken“ auf der Berlinale präsentieren. Oscar-Preisträger Javier Bardem spielt darin einen Familienvater, der sich alternative Lebensrealitäten zusammenreimt. Neben Bardem gibt es mit Elle Fanning und Selma Hayek auch weitere große Namen aus Hollywood zu sehen.
Nicht nur Potter gehört zu den Berlinale-Darlings, die in diesem Jahr wieder zurückkehren, auch den Südkoreaner Hong Sang-soo zieht es wieder nach Berlin. In „Die Frau, die rannte“ erzählt der koreanische Meisterregisseur (u.a. „On the Beach at Night Alone“) von einer Frau, die sich während der Abwesenheit ihres Ehemanns mit ein paar Freundinnen in abgelegenen Bezirken Seouls trifft.
Aus dem deutschsprachigen Raum wird vor allem „Undine“, das neueste Werk von Christian Petzold (u.a. „Phoenix“, „Transit“), heiß erwartet. Petzold, der bereits zum vierten Mal im Wettbewerb des Festivals vertreten sein wird, widmet sich in dem Liebesdrama mit fantastischem Einschlag um eine junge Frau, die ein dunkles Geheimnis in sich trägt, das nach der Trennung von ihrem Freund ans Licht kommt.
Man darf also gespannt, wer schlussendlich das Rennen um die begehrten Bären für sich entscheiden wird. Auf ein bestimmt fantastisches Festival!
12. Februar 2020, 14:01 Uhr
Berlinale 2020
Berlinale 2020 - Der Wettbewerb
Bei der kommenden 70. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele Berlin wird unter neuer Führung manches anders verlaufen wie in den vergangenen Jahren. Das Programm der Wettbewerbsschiene bleibt jedoch buntgemischt und vielseitig wie eh und je. Ein kleiner Überblick.
von
Christian Pogatetz (chrosTV )