Neu im Kino
Neu im Kino (KW 05/2018)

Neu im Kino (KW 05/2018)

James Franco nähert sich mit einer Hommage dem vermeintlich schlechtesten Film aller Zeiten, die Maze-Runner-Trilogie findet ihren krönenden Abschluss und Daniel Day-Lewis verabschiedet sich unter der Regie von Paul Thomas Anderson.
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von (chrosTV )

The Disaster Artist

Ozzy Osbourne gekreuzt mit Graf Dracula und einer feinen Prise Exzentrik.
Auch wenn dies wohl die genaueste Beschreibung ist, die ich an dieser Stelle geben kann, wird auch diese dem Mysterium hinter dem einzigartigen Tommy Wiseau nicht gerecht. Obwohl dessen obskures Auftreten und der kaum identifizierbare Akzent mehr Spott als Begeisterung auf sich ziehen konnte, wollte es Wiseau seinen Peinigern zeigen und mit allen Mitteln Fuß in der Filmindustrie fassen. Um seinen Traum einen Schritt näher zu kommen, entschließt er sich kurzerhand gemeinsam mit seinem besten Freund Greg Sestero dazu, ein eigenes Spielfilmprojekt zu realisieren, für das Wiseau höchstpersönlich Regie, Drehbuch, Produktion sowie die Hauptrolle übernehmen sollte. Der Rest ist Geschichte.

Der fertige Film mit dem skurrilen Titel „The Room“ entwickelte sich binnen kürzester Zeit zu einem Kultphänomen - jedoch nicht aus den Gründen, die sich Tommy ursprünglich erhofft hatte. Grauenhaftes Schauspiel, widersinnige Plotlines und unfreiwillig komische One-Liner zeichneten sich dafür verantwortlich, dass Wiseau’s Disasterpiece mittlerweile gar Ed Woods Kultklassiker „Plan 9 From Outer Space“ als vermeintlich bester schlechtester Film aller Zeiten ablösen konnte. Die weltweite Faszination hinter „The Room“ und Wiseau hat im Laufe der Jahre einen derartigen Höhepunkt erreicht, dass Wiseau’s bester Freund und Schauspielkollege Greg Sestero sich vor wenigen Jahren dazu entschied, die Entstehungsgeschichte des „so bad, it's good“-Klassikers im semi-autobiographischen Roman „The Disaster Artist“ zu schildern.

Schauspieler James Franco hat sich nun der Aufgabe angenommen, Sesteros Buch unter dem gleichnamigen Titel zu verfilmen und dafür selbst in die Rolle des Tommy Wiseau zu schlüpfen. Für die Rolle von Wiseau's Counterpart Greg Sestero engagierte Franco seinen eigenen Bruder Dave.

Herausgekommen ist bei „The Disaster Artist“ eine gleichzeitig höchst amüsante wie auch herzzerschmetternde Ode an Künstler, die - unabhängig vom Endergebnis - den alleinigen Mut aufbringen, ihr eigenes Ding durchzuziehen. James Franco gelang es in seiner völlig zu Recht mit dem Golden Globe ausgezeichneten Darstellung sowohl die herrlich verschrobene als auch desillusioniert tragisch Seite des Tommy Wiseau auf den Punkt zu bringen.

Mehr zum Film gibt es in meiner Exklusivkritik auf UNCUT nachzulesen.

Maze Runner - Die Auserwählten in der Todeszone

In der Welle an erfolgreichen Fantasy-Jugendbuch-Verfilmungen à la „The Hunger Games” und „Divergent” konnte sich Ende 2014 überraschenderweise auch die verhältnismäßig klein-budgetierte Adaption des Fantasy-Romans „Im Labyrinth“ am weltweiten Box-Office durchsetzen. Unter dem Titel „Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth“ erzählte die Buchverfilmung von einer Gruppe Jugendlichen, die inmitten einer post-apokalyptischen Welt in einem Labyrinth festgehalten werden und versuchen freizukommen.

Da der Ursprungsroman zwei Fortsetzungen nach sich ziehen konnte, war es nach dem Erfolg der ersten Verfilmung nur eine Frage der Zeit, bis man auch diese adaptieren würde. Nachdem die Reihe 2015 mit dem ebenso erfolgreichen „Maze Runner – Die Auserwählten in der Brandwüste“ filmisch fortgeführt wurde, war als Veröffentlichungsdatum für den Abschluss der Trilogie ursprünglich Frühjahr 2017 vorgesehen.

Als sich jedoch Hauptdarsteller Dylan O’Brien im Zuge der Dreharbeiten schwer verletzte, mussten diese verständlicherweise um Monate verschoben werden. Trotz der Eskapaden am Set, hat es Regisseur Wes Ball nun nichtsdestotrotz geschafft, den Film fertigzustellen.

Im Abschluss der Trilogie macht sich Thomas (Dylan O’Brien) gemeinsam mit seinen verbliebenen Freunden auf die Suche nach einem Gegenmittel für eine tödliche Seuche, die den Großteil der Menschheit ausgelöscht hat und gegen die er selbst offenbar immun ist.

Kritiker nahmen das letzte Abenteuer von Thomas und seinen Freunden mit eher gemischten Gefühlen aus, zeigten sich aber von der Verwendung von handgemachten Stunts beeindruckt. Fans der Reihe werden vermutlich auf ihre Kosten kommen.

Der seidene Faden

Daniel Day Lewis zählt ohne Frage zu den Schauspielgrößen dieser Generation. Lewis, der als besonders wählerisch bei der Wahl seiner Rollen gilt, konnte alleinig mit seinen drei Oscar-prämierten Schauspieldarbietungen in „Gangs of New York“, „There Will Be Blood“ und „Lincoln” seine ungeheuerliche Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Umso entsetzter waren zahlreiche Cineasten als Lewis im Vorjahr bekannt gab, dass er seiner Profession als Schauspiel den Rücken kehren werde, um sich auf andere Dinge konzentrieren zu können.

Das Projekt, das sich sich Lewis aussuchte, um noch ein allerletztes Mal seine große Schauspielkunst zur Schau zu stellen, dürfte aber wohl kaum überraschend. Es handelt sich hierbei nämlich um „Phantom Thread“, dem neuesten Werk des Meisteregisseurs Paul Thomas Anderson.

Anderson, der sich mit Meisterwerken wie „Boogie Nights“, „Magnolia“ oder dem oft unterschätzten „Punch-Drunk Love“ den Titel als einer der kontinuierlich großartigsten Filmemacher unserer Zeit erarbeitete, verhalf Lewis im fantastischen „There Will Be Blood“ nämlich bereits zu der meist-preisgekrönten Performance seiner gesamten Karriere. Dementsprechend macht es nur Sinn, dass sich Lewis für seinen schauspielerischen Abgang das neue Projekt eben jenes Regisseurs auserwählte, dem er viel seines hohen Status zu verdanken hat.

„Phantom Thread“ (wurde grässlicherweise mit „Der Seidene Faden“ eingedeutscht) ist im London der Nachkriegszeit angesiedelt und handelt vom fiktiven Modedesigner Reynolds Woodcock (Lewis), der als einer der renommiertesten Designer seiner Zeit gilt. Woodcock lässt sich bei der Gestaltung seiner Mode von den glamourösen Damen, die sein Geschäft besuchen, inspirieren. Eines Tages trifft er auf die junge Alma (Vicky Krieps), von deren zielsicheren Auftreten er fortan fasziniert ist. Schon bald verliebt er sich in seine neue Muse, was jedoch seinen sonst so strukturierten Alltag ins Chaos laufen lässt.

Wenn man den weltweiten Kritikerstimmen vertrauen kann, ist Anderson mit „Phantom Thread“ einmal mehr ein fantastisches Stück modernes Kino gelungen, das Daniel Day Lewis zum Karriereabschluss nochmal in Höchstform zeigt. Bei den diesjährigen Oscars wurde der Film ganze sechsmal nominiert (u.A. „Bester Film“ und „Bester Hauptdarsteller“).
Da scheint also ein cinematischer Hochgenuss auf uns zu zukommen!

Weitere Neustarts

Unter den weiteren Neustarts der Woche befindet sich die Kinderbuchverfilmung „Die kleine Hexe“, in der Karoline Herfurth eine 112-jährige Hexe mimt, die immer noch zu jung ist, um gemeinsam mit den anderen Hexen die Walpurgisnacht verbringen zu dürfen.

Des Weiteren startet mit „Das Leben ist ein Fest“ die neue Komödie von Olivier Nakache und Eric Toledano, dem französischen Erfolgsduo hinter „Ziemlich Beste Freunde“. In ihrem neuesten Film geht es um eine Hochzeitsfeier, die jedoch so gar nicht nach Plan verlaufen will.

Weiters startet der Heist-Thriller „Criminal Squad“ (OT: Den of Thieves), in dem Gerard Butler als Cop einer Gruppe cleverer Bankräuber auf die Schliche kommen will.

Man darf sich ebenfalls auf den Start der Tragikomödie „Die Wunderübung“ freuen, in der Aglaia Szyszkowitz und Devid Striesow ihre problematische Ehe von einem Therapeuten beleuchten lassen.

Vorerst exklusiv in Graz startet der Dokumentarfilm „Boris Bukowski - Fritze mit der Spritze“, in der Regisseur Markus Mörth einen Blick auf das Leben der besagten Austropop-Legende wirft.

Zu guter Letzt sei noch der exklusive Wien-Start von „Wien vor der Nacht“ zu erwähnen. In dieser Dokumentation unternimmt Filmemacher Robert Bober eine Reise zurück in Österreichs Hauptstadt vor dem Aufstieg des dritten Reichs.

Bei einer derartigen Vielfalt an Spiel- und Dokumentarfilmen dürfte in dieser Woche für jedermann etwas dabei sein. Auf viele hoffentlich erfreuliche Kinobesuche!

„If a lot of people loved each other, the world would be a better place to live!“
~ Tommy Wiseau
Der Autor
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