Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Lieber unaufgeregt als korrekt

Kobergs Klarsicht: Lieber unaufgeregt als korrekt

Filme sind immer politisch. Und darüber soll diskutiert werden. Aber bitte ganz entspannt.
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von (DerKoberg)
Da schafft eine Häsin mit viel Zielstrebigkeit die Polizeiprüfung, kämpft dort gegen die Diskriminierung von kleinen süßen Tierchen und deckt auch noch einen Fall politischer Vertuschung auf, der gleichzeitig vor Augen führt, wie Rassismen entstehen und was Angst mit einer Gesellschaft machen kann. Ok, in „Zoomania“ werden keine homosexuellen Handlungen dargestellt – das hat sich Disney anscheinend für „Die Schöne und das Biest“ aufgespart – aber sonst wird da so ziemlich alles abgearbeitet, was man sich von einem aufgeklärten und politisch korrekten Film erhoffen darf. Und das auch noch recht differenziert und mit viel Witz. Überhaupt scheint man bei Disney, ganz wie bei den anderen Familienfilm-Schmieden, recht engagiert alte Erzählstrukturen aufbrechen zu wollen – mit besonderem Fokus auf Diversität, Gender-Fragen, Selbstbestimmtheit und all die anderen Lieblingsthemen der liberalen Linken. Und bevor mich da jemand falsch versteht: Ich finde das ganz wunderbar.

Gleichzeitig blüht aber auch die polternde Kultur des Das-wird-man-ja-noch-sagen-Dürfens. Und die hat sich die Ritterinnen und Ritter der Political Correctness zum Feindbild auserkoren. Da wird dann in die Luft gegangen, wenn „Suicide Squad“ Sexismus vorgeworfen wird oder wenn Charlize Theron Tom Hardy in „Mad Max: Fury Road“ in den Schatten stellt. Andernorts alteriert man sich eben über den Hauch von Homosexualität in „Die Schöne und das Biest“ und die FPÖ will erst gar nicht, dass Schulklassen „Der junge Karl Marx“ zu sehen bekommen.

Es ist natürlich viel einfacher, Filmen und ihren Kritikerinnen und Kritikern Heuchelei vorzuwerfen, als Filme zu machen, die über jede Kritik erhaben sind. Und letzteres kann wohl auch nicht das Ziel sein. Gleichzeitig ist es aber ebenso naiv, Filme und andere Unterhaltungsmedien von politischen Diskussionen abzugrenzen, als unpolitische Unterhaltung dazustellen und sich so aus der Affäre zu ziehen.

Letztlich geht es in all diesen Diskussionen darum, die Aufgeregtheit herauszunehmen. Die hilft immer nur der Seite, der es nicht um die Sache, sondern um den Kulturpessimismus geht. Wenn Superhelden-Fans pauschal als Sexisten dargestellt werden, bringt das mehr Menschen gegen jede Form des Feminismus auf, als es zum Nachdenken anregt. Und natürlich kann einem Film über Karl Marx nichts Besseres passieren, als ein empörter Herr Mölzer.

Wer sich zuerst beruhigt ist letztendlich der Klügere, der nachgegeben hat. Und dann können wir ganz gepflegt über politische Botschaften in Filmen diskutieren. Zum Beispiel darüber, was davon zu halten ist, dass die vorbildliche Häsin aus „Zoomania“ ein Wiesel von der Mafia foltern lässt.