Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Das Goldjungen-Vorspiel

Kobergs Klarsicht: Das Goldjungen-Vorspiel

Überlegungen zu den Oscar-Nominierungen 2016
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von (DerKoberg)
Ein erster Blick auf die diesjährige Nominierungsliste lässt vermuten, dass die Academy ein Faible für harte Männer in widrigen Lebenslagen hat: „The Revenant“ erzählt zweieinhalb Stunden lang ob und wenn ja wie Leonardo DiCaprio in der Wildnis überlebt und „Mad Max: Fury Road“ ist eine Neuinterpretation von Bilbo Beutlins „There and Back Again“. Tom Hardy fährt von da nach dort und anschließend von dort wieder nach da, um am Weg mehr als nur eine Armee auszulöschen. Beide Filme gemeinsam bringen es auf zweiundzwanzig Nominierungen und sind somit die potenziellen Abräumer des Jahres.

Was die Academy offenbar wieder weniger interessiert sind Schwarze. Ein Schelm, wer denkt, die Oscars 2014 mit „12 Years a Slave“ als bestem Film und Lupita Nyong'o als bester Nebendarstellerin hätten das Gewissen wieder für ein paar Jahre beruhigt. Auf jeden Fall werden die Oscars 2016 eine ziemlich weiße Veranstaltung, zum zweiten Mal in Folge ohne Nominierungen für schwarze Darstellende, dafür aber mit Chris Rock als Moderator auf der Bühne.

Konstant bleibt die Zuneigung der goldenen Statuette zu realen oder zumindest realistischen Geschichten. „Mad Max: Fury Road“ ist hier eine amüsante Ausnahme und vor dessen Start im Mai 2015 hätten wohl auch nicht viele darauf gesetzt, postapokalyptischen Action-Unsinn als Favoriten bei den Oscars zu sehen. Aber die Konkurrenz treibt’s weit weniger fantastisch: Unter den acht Nominierungen für den besten Film finden sich gleich vier „wahre“ Geschichten und sowohl „Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten“, als auch „Der Marsianer - Rettet Mark Watney“ und „Raum“ bemühen sich trotz fiktiver Charaktere um Realismus. Auffallend auch, dass vier von fünf der nominierten männlichen Hauptdarsteller historisch reale Figuren spielen. Bei den Frauen ist dieses Verhältnis umgekehrt und doch hätten alle fünf nominierten weiblichen Hauptrollen tatsächlich existieren können. Fantasy ist nicht so in Mode.

Und damit kommen wir auch schon zu „Star Wars - Das Erwachen der Macht“. Maximale öffentliche Aufgeregtheit ist wohl kein verlässliches Indiz für Oscar-Ehren. Am Papier sehen die fünf Nominierungen zwar ganz gut aus, es handelt sich aber um jene Kategorien, die das Wachbleiben in der Oscarnacht zur Herausforderung werden lassen; Sound Mixing etwa oder Visual Effects. Aber auch „Der Herr der Ringe“ hat auf das Ende der Trilogie warten müssen, um ein paar ordentliche Oscars zu bekommen. Geduld kann also ein entscheidender Faktor sein.

Und Leo? Der hat gemäß dieser bescheidenen Analyse alles richtig gemacht. Er ist weiß, spielt eine historisch reale Figur, darf so richtig leiden und war nie in „Star Wars“ zu sehen.. Während vom begeistertem „The Revenant“-Publikum hinsichtlich DiCaprios Oscar-Ambitionen immer öfter die gmahde Wiesn heraufbeschworen wird, empfehle ich aber einen ausgiebigen Blick auf „The Danish Girl“. Was Eddie Redmayne da wieder abliefert, schreit schon auch nach Würdigung.
Der Autor
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DerKoberg


Forum

  • Time for Leo

    Also ich kann mir nicht vorstellen, dass Eddie auch heuer wieder den Oscar bekommt. Vielmehr ist es Zeit für Leonardo DiCaprio. Er hat es sich längst verdient, mit und ohne Revenant.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    21.01.2016, 10:33 Uhr
    • Ehre wem Ehre gebürt, aber..

      Leonardo DiCaprio und Oscarambitionen ist ja beinahe eine never ending story. Ich muss da dem Artikel zustimmen, denn Eddie Redmayne ist auch heuer wieder ein heißer Tipp für die Auszeichnung.
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      21.01.2016, 11:42 Uhr
    • A b e r . . .

      . . . Zwei mal hinter einander einen Hauptrollenoscar zu bekommen ist etwas, das nur wirklich wenige Stars bisher geschafft haben. Und meiner Meinung nach ist Eddie Redmayne talentiert und gut, aber kein solches Kaliber. Da müssten quasi alle, die Leo auch diesmal durchfallen lassen wollen, allein deshalb auf ihn als Alternative setzen. Hmmmm, wie wahrscheinlich ist das wohl? Nur weil Sean Penn einen Schwulen gespielt (Milk) hat und dann dafür den zweiten Oscar bekam, sagt das noch nix. Bei ihm hat es fünf Jahre dazwischen gedauert. Und auch, weil Tom Hanks seinen ersten Goldenen für einen Aidskranken Schwulen bekommen hat, ist das noch kein Gesetz deswegen. Jake Gyllenhaal hat ja auch einen Schwulen gespielt und nicht mal schlecht, wie ich meine, für den Oscar hat es dann aber doch nicht gereicht.
      uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
      21.01.2016, 19:13 Uhr
    • Lasst ihn endlich gewinnen!

      Es ist schon lange Zeit für Leonardo DiCaprio, endlich den Goldjungen mit nach Hause zu nehmen. Das gesamte Internet nimmt ihn ja schon längst auf die Schippe, da er noch nie diese Auszeichnung erhalten hat. Ich wünsche es ihm wirklich sehr! Dabei wird immer wieder vergessen, dass auch andere sehr bekannte Schauspieler noch nie gewonnen haben, und dass es etwas ganz normales ist, keinen Oscar zu besitzen. Da ich die letzten Jahre natürlich auch beim Gewinnspiel mitgemacht habe, und gemerkt habe, dass ich im raten richtig (und ich meine wirklich richtig) schlecht bin, rate ich nun einfach mal, dass er NICHT gewinnen wird... :-)

      Ich bin auch schon sehr gespannt, ob Jennifer Lawrence ihren zweiten Oscar mit nach Hause nimmt. Jedoch habe ich einen Großteil der Filme nicht gesehen, somit kann ich das leider auch nicht gut beurteilen.
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      22.01.2016, 10:13 Uhr