Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Keine Einsicht mit Til

Kobergs Klarsicht: Keine Einsicht mit Til

Warum wir uns in Liebesfragen nicht von Schmanzotten beraten lassen.
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von (DerKoberg)
Es mag eine ungerechtfertigte Vermutung sein, aber ich habe das Gefühl, Til Schweiger spielt in jedem zweiten Film dieselbe Rolle: Den selbstverliebten Macho, der durch die Liebe erkennt, wie bereichernd Gefühle sein können. Dankenswerter Weise erhärtet Herr Schweiger meine Vermutung durch seinen nächsten Kinofilm. Ein zweiter Teil, dessen erster schon entbehrlich gewesen ist: „Männerherzen... und die ganz ganz große Liebe“.
Ganz ungeachtet meiner Abneigung gegen den nuschelnden Romantiker Schweiger stellt sich jedoch die Frage, warum es immer wieder neue Filme braucht, die die immer gleichen alten Beziehungsstereotypen abarbeiten. Denn auch wenn die deutschen Vertreter hier gerne einmal herausstechen, die Themen sind doch international dieselben.

Vielleicht hat es ja etwas beruhigendes, Filmfiguren dabei zuzusehen, wie sie – von einem Fettnäpfchen ins nächste – letztendlich doch in eine funktionierende Beziehung stolpern. Das würde auch die Schwemme an Episodenfilmen erklären: So gibt es eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass jede und jeder die Macken des eigenen Partners wiederfindet. Und wenn die Sache in fünf verschiedenen Episoden jedes Mal gut ausgeht, dann steigt womöglich die Hoffnung, dass man das auch selbst auf die Reihe bekommen könnte.

Was kaum unterschätzt werden kann, ist offenbar das Lehr-Potential dieser Filme. Von Til Schweiger könnte man lernen, dass Emotionen und die Kommunikation derselben sich sehr förderlich auf Beziehungen auswirken können. „Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück“ hat uns beigebracht, dass nicht immer der strahlende Prinz der beste Partner ist. Und von Hugh Jackman haben wir in „Australia“ gelernt, dass man auch Kompromisse eingehen muss, um ein Herz zu erobern. Natürlich gibt es zu jeder dieser Lektionen noch viel mehr Material. Aber ein Blick auf die tatsächlichen Beziehungslandschaften zeigt, dass die intensive filmische Bearbeitung der stereotypen Fehlverhalten keineswegs zur großen Einsicht führt, dass man diese Fehler möglicher Weise selbst nicht mehr machen sollte.

Und damit erhärtet sich auch noch eine zweite Vermutung. Nämlich die, dass Liebeskomödien und auch ihre etwas humorloseren Verwandten eher dem Slapstick-haften Voyeurismus dienen als der anschließenden Selbstreflektion. Da erbaut man sich an den Unzulänglichkeiten der Figuren und bleibt trotzdem mit einem warmen Gefühl ums Herz zurück.