Bester Film
Wie im ersten Teil schon besprochen, kommt nach wie vor kein anderer Film an „Boyhood“ und „Birdman“ heran. Obwohl beide natürlich großartig, ist „Birdman“ für mich der makellosere Film. Da reicht in „Boyhood“ beispielsweise eine einzige Szene, in der leichtfertig dargelegt wird, dass Migranten wohl nur etwas guten Zuspruch bräuchten, um etwas erreichen zu können, um ihn als schwächer zu bewerten.Erste Wahl: „Birdman“
Runner-Up: „Boyhood“
Beste Regie
Keine Frage: Alle der hier Nominierten haben ihre Filme meisterlich inszeniert, aber ein Projekt über Jahre hinweg so stimmig in Szene zu setzen, dazu gehört einiges an Talent, und davon hat Richard Linklater zu genüge. So würde mir heuer eine Zweiteilung der Hauptkategorien „Beste Regie“ und „Bester Film“ zusagen, obwohl ich mit einer Auszeichnung für Iñárritu natürlich auch leben könnte. Eine besondere Erwähnung soll hier außerdem Benett Miller erhalten, der in „Foxcatcher“ alle seine Darsteller zu Bestleistungen führt und mit dem Film zu wenig Anerkennung erfährt.Erste Wahl: Richard Linklater für „Boyhood“
Runner-Up: Alejandro G. Iñárritu für „Birdman“
Bester Hauptdarsteller
Dass Michael Keaton ein exzellenter Schauspieler ist, konnte bereits in den 80er Jahren in Filmen wie „Batman“ oder „Beetlejuice“ (beide unter der Regie von Tim Burton) erkannt werden. In „Birdman“ läuft er zu Höchstform auf und ist in jeder Szene mimisch voll bei der Sache. Steve Carell, in seiner ersten prominenten dramatischen Rolle, wäre für mich die zweite Wahl, dessen Darstellung dieses uneinschätzbaren reichen Ringer-Enthusiasten einen in den Bann zieht.Erste Wahl: Michael Keaton in „Birdman“
Runner-Up: Steve Carell in „Foxcatcher“
Beste Hauptdarstellerin
Die wohl schwierigste Entscheidung der diesjährigen Oscars: Alle fünf hätten mit ihren Darstellungen die Auszeichnung zweifelsohne verdient! Obwohl „Gone Girl“ freilich nicht zu den besten Filmen von David Fincher („Fight Club“, „The Social Network“) zählt, ist Rosamund Pike eine exzellent differenzierte Darstellung dieser äußerst hinterlistigen Frau geglückt. Außerdem würde ich Julianne Moore endlich den Oscar gönnen, welchen sie mit „Still Alice“, in dem sie den Alzheimer-Krankheitsverlauf berührend darstellt, auch verdient hätte. Eine besondere Erwähnung soll weiters Reese Witherspoon erfahren, auch weil der tolle Film „Der große Trip - Wild“ viel zu wenig Beachtung erhält.Erste Wahl: Rosamund Pike in „Gone Girl - Das perfekte Opfer“
Runner-Up: Julianne Moore in „Still Alice“
Bester Nebendarsteller
Wiederum eine äußerst schwierige Wahl in diesem hochkarätigem Feld, obwohl J.K. Simmons als rigoroser Musiklehrer in „Whiplash“ heraussticht. Ethan Hawke, der als Vater in „Boyhood“ eine große Entwicklung nimmt, wäre auch eine gute Entscheidung. Genauso wie Mark Ruffalo, dessen Rolle in „Foxcatcher“ wohl die beste Darbietung seiner Karriere darstellt.Erste Wahl: J.K. Simmons in „Whiplash“
Runner-Up: Ethan Hawke in „Boyhood“
Beste Nebendarstellerin
Mit zwei Kindern umgehen und zwei gescheiterte Ehen verarbeiten: das muss Patricia Arquette in „Boyhood“ und dafür hätte sie sich auch einen Oscar verdient – nicht nur ob der schwachen Konkurrenz. Ihre Kolleginnen sind jedoch keine schlechte Schauspielerinnen – ganz im Gegenteil. Emma Stone ist zumeist großartig, doch in „Birdman“ nahe des Overactings. Keira Knightley kann als klassische weibliche Nebenrolle in „Imitation Game“ Gutes aber nicht Außergewöhnliches liefern und warum Meryl Streep in dem furchtbaren „Into the Woods“ überhaupt für den Oscar nominiert ist, kann wohl nur die Academy erklären. Laura Dern, obwohl mit nur wenig Screentime in „Der große Trip – Wild“ bedacht, stellt für mich die Nummer zwei dar.Erste Wahl: Patricia Arquette in „Boyhood“
Runner-Up: Laura Dern in „Der große Trip - Wild“
Bester Animationsfilm
„Baymax - Riesiges Robowabohu“ ist ein äußerst witziger, in der futuristischen Stadt San Fransokyo spielender Film, mit einer wunderbaren Aussage, welcher bei mir mit dem japanischen „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ um den ersten Platz kämpft. Den ersten Teil von „Drachenzähmen leicht gemacht“ fand ich schon etwas überbewertet. Den nun nominierten zweiten Teil, der andernorts so viel Zuspruch bekommt, kann ich nicht nur ob des total unlogischen Endes (im Stile: in einem Kinderfilm wird das schon möglich sein) nur wenig abgewinnen.Erste Wahl: „Baymax - Riesiges Robowabohu“
Runner-Up: „Die Legende der Prinzessin Kaguya“
Beste Kamera
Der zu einem großen Teil ohne erkennbaren Schnitt gedrehte „Birdman“ kann trotz des engen Theatersettings mit wunderschönen Kamerafahrten überzeugen. Der ebenfalls für den besten fremdsprachigen Film nominierte „Ida“ mit schwarzweißen 4:3-Bildern und interessanten Kameraeinstellungen ebenso.Erste Wahl: „Birdman“
Runner-Up: „Ida“
Bestes adaptiertes Drehbuch
„The Imitation Game“ hält sich in einigen Momenten nicht an die realen Tatsachen, doch ist er dramaturgisch gut aufgebaut und zeichnet sich durch lustige Dialoge aus. Graham Moore erstes verfilmtes Langspiel-Drehbuch hätte also durchaus eine Auszeichnung verdient. Und obwohl ich von Paul Thomas Andersons neuestem Werk nicht ganz so beeindruckt bin, wie von seinen anderen, ist auch seine Bearbeitung des Thomas Pynchon-Romans „Inherent Vice“ – vor allem im Hinblick seiner Konkurrenz – einen Award wert.Erste Wahl: „The Imitation Game“
Runner-Up: „Inherent Vice - Natürliche Mängel“
Bestes Original-Drehbuch
Überzeichnete aber trotzdem authentische Darstellung des Milieus und schlagfertige Dialoge: damit kann „Birdman“ überzeugen. Ohne Zweifel auch aufgrund des Drehbuchs, das ausgezeichnet werden sollte. Außerdem hätte ich nichts dagegen, wenn der nur für diese Kategorie berücksichtigte „Nightcrawler“ diesen Preis bekommen würde.Erste Wahl: „Birdman“
Runner-Up: „Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis“
Beste Ausstattung
Wes Andersons Filme leben unter anderem von ihrer interessanten Ausstattung. Beim knallbunten „Grand Budapest Hotel“ wird dies noch einmal auf die Spitze getrieben und schon alleine die Einrichtung dieses absurden Hotels aus den 1930ern hätte einen Award verdient. Weiters mit der Ausstattung punkten kann der zwar in der Zukunft spielende, aber – ob im Weltall oder auf der Erde – absichtlich minimalistisch gehaltene „Interstellar“.Erste Wahl: „Grand Budapest Hotel“
Runner-Up: „Interstellar“
Bester Tonschnitt
Vor allem in nervenzerfetzenden Szenen punkten „Interstellar“ – im Weltraum- – und „American Sniper“ – im Kriegssetting – gleichermaßen mit dem Sound-Design.Erste Wahl: „Interstellar“
Runner-Up: „American Sniper“
Bester Ton
Ein perfekt abgemischter Ton, das sticht in „Whiplash“ in vielen Szenen hervor. Das Schlagzeug hört man natürlich auch in Momenten, in welchen die Band gemeinsam spielt, am meisten heraus, doch nie so das es aufdringlich wirkt. Das perfekte Mixing ist in Filmen mit vielen Actionszenen, wie „Interstellar“ oder „American Sniper“, ebenso essentiell.Erste Wahl: „Whiplash“
Runner-Up: „Interstellar“
Beste Filmmusik
Dass Evergreen Hans Zimmer mich noch einmal überraschen könnte, hätte ich nicht geglaubt, doch die Filmmusik zu „Interstellar“ zählt zu den besten des Jahres. Der imposante Soundtrack von Jóhann Jóhannsson in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ kann genauso wie die Gute-Laune-Musik von Alexandre Desplat in „The Grand Budapest Hotel“ überzeugen.Erste Wahl: „Interstellar“
Runner-Up: „Die Entdeckung der Unendlichkeit“
Bester Film-Song
Der Song „Lost Stars“ wird in der gar nicht einmal so unintelligenten Rom-Com „Begin Again“ von Keira Knighley und Adam Levine gleichermaßen interpretiert. Es ist ein gutes Lied, das sich perfekt in den Film einfügt. „Everything Is Awesome“ ist zwar ein absurd-simplistischer Song, doch auch dieser passt perfekt in die Szene von „Lego Movie“. Und darum geht es mir auch bei dieser Kategorie. An sich finde ich, dass der durchaus wichtige „Selma“ irgendeinen Award verdient hätte, doch wenn ein Lied nur im Abspann des Filmes eingesetzt wird und sonst nur wenig (z.B. Ähnlichkeit von Song und Score) damit zu tun hat, ist er, finde ich, nicht preiswürdig.Erste Wahl: „Lost Stars“ aus „Can a Song Save Your Life?“
Runner-Up: „Everything Is Awesome“ aus „The Lego Movie“
Beste Kostüme
Nicht nur anhand der Ausstattung, sondern auch mit den Kostümen kann „Grand Budapest Hotel“ am meisten punkten. Außerdem mit der Kleidung außergewöhnlich gut wiedergegeben wird das Los Angeles der 70er Jahre in „Inherent Vice“.Erste Wahl: „Grand Budapest Hotel“
Runner-Up: „Inherent Vice - Natürliche Mängel“
Bester Schnitt
Das Material aus zwölf Jahren Dreharbeiten zu montieren, stelle ich mir als besondere Herausforderung vor, die in „Boyhood“ exzellent geglückt ist. Wes Andersons Filme leben allesamt auch vom Schnitt, wobei dieser den Humor mitbestimmt, was freilich auch in „Grand Budapest Hotel“ der Fall ist.Erste Wahl: „Boyhood“
Runner-Up: „Grand Budapest Hotel“
Beste Maske
Ob Channing Tatum, Steve Carell oder Mark Ruffalo: Allesamt sind in „Foxcatcher“ mit einer Maske bis zur Unkenntlichkeit verändert worden, jedoch nur, dass sie anders, aber nicht dämlich ausschauen würden. Wie auch bei der Ausstattung und den Kostümen, ist auch die Maske bei „Grand Budapest Hotel“ sehenswert.Erste Wahl: „Foxcatcher“
Runner-Up: „Grand Budapest Hotel“
Beste visuelle Effekte
Der Weltraum ist seit „2001: Odyssee im Weltraum“ nicht mehr so interessant dargestellt worden, wie in „Interstellar“. Das liegt freilich auch an den klug eingesetzten visuellen Effekten des Films von Christopher Nolan. Die mittels Motion Capturing erstellten Affen in „Planet der Affen – Revolution“ zeigen weiter, wie weit die Technik mittlerweile ist und wie gut sie verwendet werden kann.Erste Wahl: „Interstellar“
Runner-Up: „Planet der Affen - Revolution“