Heidi@Home
Heidi@Home: The Young Pope

Heidi@Home: The Young Pope

Die vielversprechende Weiterentwicklung des Klerus in der Serienlandschaft
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von (Heidi@Home)
Wenn man an TV-Serien denkt, die sich dem Stand des Klerus widmen, denkt man natürlich sofort an die Skandal-Serie der frühen achtziger Jahre, „Die Dornenvögel“. Damals stand die verbotene Liebe zwischen Pater Ralph und Maggie – wir sprechen vom Zölibat – im australischen Outback im Mittelpunkt des (medialen) Interesses, obwohl der Plot durchaus vielschichtig war: die Themen Ehrgeiz und Karriere in der geistlichen Welt wurden behandelt, blieben allerdings im Hintergrund.

Auf den „Dornenvögel“-Boom folgten eine Vielzahl an deutscher Serienproduktionen, die in ihrer gewollt originellen Titel-Gebung an die Namen von hiesigen Friseursalons erinnerten. Da war zum einen „Oh Gott, Herr Pfarrer“, 1988 produziert, in der es um einen evangelischen Pfarrer (Robert Atzhorn) geht, der mit samt seiner Familie in einen kleinen Ort versetzt wird und sich mit diversen Widrigkeiten in der neuen Gemeinde herumschlagen muss. Die Episodennamen sind übrigens allesamt Bibelzitate. Das katholische Pendant – auch von der Grundidee her – war die im darauffolgenden Jahr startende Produktion „Mit Leib und Seele“. In dieser Serie spielt Günther Strack einen Priester, der bisher lehrend tätig war, nun aber eine Gemeinde übernehmen muss, die als „gottverlassen“ gilt und ihn somit vor die Herausforderung stellt, die „Schäfchen“ wieder einzusammeln.

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Immer noch erfolgreich im deutschen Fernsehen läuft die Serie „Um Himmels Willen“, besetzt unter anderem mit Elmar Wepper. Hier geht es um die Oberin eines Klosters, die die Interessen ihrer Ordensgemeinschaft vertritt. Die Hassliebe zum amtsführenden Bürgermeister soll offenbar an die legendären „Don Camillo und Peppone“ Filme der 1950-er und 60er erinnern, denen übrigens eine weniger bekannte britische Serie mit Mario Adorf als Don Camillo folgte. Seit 2013 gibt es „Die Kirche bleibt im Dorf“, in der der Pfarrer mit kriminalistischem Gespür, die Machenschaften von zwei Familien aufzudecken und zwischen ihnen zu vermitteln sucht. Ebenfalls seit 2013 läuft auf BBC One die Serie „Father Brown“, dessen Hauptfigur lose auf der Figur des „Pfarrer Braun“ basiert (bereits unter anderem von Heinz Rühmann und Ottfried Fischer verkörpert), die Kriminalfälle löst und an das Gute im Menschen glaubt. Mehr oder weniger harmlose Geistliche schlagen sich also als Hobbydetektive und/oder mit angewandter Nächstenliebe herum.

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Eine ganze andere Größenordnung – thematisch wie produktionstechnisch – ist allerdings eine gerade fertiggestellte Co-Produktion von Sky Atlantic (UK), HBO (USA) und Canal+ (Frankreich): „The Young Pope“. Die Hauptrolle in dieser Großproduktion, die bisher acht Folgen umfasst, hat Jude Law übernommen, ihm zur Seite stehen unter anderem Diane Keaton und James Cromwell. Regie führt Paolo Sorrentino, der mit seinem Film „La Grande Bellezza - Die große Schönheit“ vor drei Jahren den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhielt und dessen Nachfolgewerk „Ewige Jugend“ erst kürzlich in den Kinos zu sehen war. Sorrentino Stil gilt als Fellini-esk, seine Filmsprache ist vor allem eine Bildsprache. Das sieht man auch bereits beim ersten Teaser-Trailer für die neue Mini-Serie:



„The Young Pope“ kommt im Hochglanz-Look daher und spielt mit Perspektiven, die im ersten Moment nicht zu einer Serie mit dieser Thematik zu passen scheinen, was das Projekt natürlich besonders spannend macht. Auch ist die Figur dieses fiktiven Papstes, ein Gottesmann, den man so noch nicht gesehen hat: eine ambivalente Persönlichkeit, Amerikaner, attraktiv, kettenrauchend, die sich selbst im besagten Teaser als Widerspruch, böse und gut, bezeichnet und damit menschlich. Und vor allem relativ narzisstisch, würde ich so auf den ersten Blick vermuten.

Ansonsten verrät der Trailer ja nicht besonders viel über einen möglichen Plot: ein auf dem Grund eines Pools Betender, ein vor einer Reihe von Trucks Kniender, jemand, der sich auf eine Art und Weise auszieht, als sähe ihm dabei jemand zu. Wird Papst Lenny ein integrer Mensch sein, ein Bösewicht, ein Antiheld, was wird ihn antreiben, wofür brennt er, wie wird er mit anderen in Interaktion treten und welche Rolle wird Religion dabei spielen? Die Beantwortung dieser Fragen scheint jedenfalls interessant zu werden. Und es ist vermutlich kein Zufall, dass eine so ambitionierte Produktion gerade zur Amtszeit von Papst Franziskus in Serie geht.