Kobergs Klarsicht: Die Absurden

Ich bin ja, wie wohl ein Gutteil der Menschheit, der Meinung, gelegentlich recht lustig zu sein. Das mag natürlich an einem Mangel an Selbstreflexion liegen, oder aber es ist eine Frage des Publikums. Denn was ich wirklich lustig finde kostet meine Mutter oft bestenfalls ein Stirnrunzeln – wenn der Witz überhaupt als solcher erkannt wurde.
Ähnliches erlebt man gerne einmal im Kino. Da lacht mal das Publikum und mal lache ich. Freilich gemeinsam mit ein paar Leidensgenossen, aber für ein Grundmandat würde unser Prozentanteil nicht ausreichen. Im Cineplexx ist diese Kluft größer als im Geidorf, aber existieren tut sie sogar dort.

Dieser Tage purzeln wieder zwei Regisseure in unsere Kinos, die wohl auch der Meinung sind, gelegentlich recht lustig zu sein. Tim Burtons „Dark Shadows“ hat es schon in unsere Kino-Charts geschafft und Wes Andersons „Moonrise Kingdom“ startet überübermorgen. Und da haben wir’s; zwei Exemplare von Filmemachern, die bei der Analyse der großen Varianzen zwischen verschiedenen Formen des Humorverständnisses behilflich sein können. Tim Burton mag ich, von seiner Ästhetik einmal abgesehen, vor allem wegen den Szenen, die ins Absurde abdriften, ganz so wie es Wes Andersons Filme gerne zur Gänze tun. Seine finanziellen Erfolge feiert Burton aber wenig überraschend dann, wenn er sich diesbezüglich etwas zurückhält, um mehr Platz für Slapstick und konkrete Witze zu lassen. Und der konsequenter absurde Anderson wird ohnehin nicht mit dem Klingeln von Kassen in Verbindung gebracht.

Ein Kernelement gelungener Witze ist die Überraschung, heißt es. Insofern wäre es nur logisch, dass Besitzer übervoller Movie-Point-Karten seltener lachen als Gelegenheits-Kinogänger. Warum aber finden dann die anderen nicht auch die Szenen lustig, über die ich lache? Und warum finde ich die Witze meines Großonkels harmlos und er die meinen einfach nicht lustig? Das hat dann wohl doch alles nicht nur mit dem Ausmaß des Medienkonsums, sondern auch mit der Sozialisierung zu tun. Und wenn mich nicht alles täuscht, stellt man sich seitens der Drehbuchschreiber auch darauf immer besser ein. Denn die Filme, die die große Masse suchen, amüsieren immer öfter meine Mutter, meinen Großonkel, mich und vielleicht sogar Wes Anderson. Rein hypothetisch natürlich.