Neu im Kino
Neu im Kino (Woche 42/2020)

Neu im Kino (Woche 42/2020)

Diese Woche mit einer Independent-Perle inspiriert von einem bekannten Missbrauchsskandal, einem deutschen Horrordrama über eine Adoptivmutter, die einen wahrhaftigen Satansbraten unter ihre Fittiche nimmt und noch vieles mehr.
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von (chrosTV )
The AssistantFoto: Polyfilm

The Assistant

Das Spielfilmdebüt der US-Regisseurin Kitty Green, die sich zuvor für Dokus wie „Casting JonBenet“ (2017) verantwortlich zeichnete, wurde stark von der medial vieldiskutierten Missbrauchsserie des einst mächtigen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein beeinflusst. Dem Mann, der vor wenigen Monaten für seine sexuellen Schandtaten zu einer Haftstrafe von 23 Jahren verurteilt wurde. Green erzählt in ihrem Spielfilm von der jungen Jane („Ozark“-Star Julia Garner), die gerade erst die Universität absolviert hat, und schon einen verheißungsvollen Job zugewiesen bekommt: sie darf in einer einflussreichen Filmproduktionsfirma Hollywoods eine Stelle als Junior-Assistentin antreten. Was sich zunächst noch wie ein Traumjob anhört, entpuppt sich bald aber zur wahr gewordenen Hölle. Je mehr sie sich in ihren neuen Alltag einlebt, desto mehr fällt der jungen Dame auf, wie sehr Missbrauch in ihrer neuen Arbeitsstelle an der Tagesordnung zu stehen scheint. Sie versucht sich gegen die gefährlichen Machtstrukturen, die innerhalb der Produktionsfirma vorherrschen, aufzulehnen, wodurch sie erst realisiert wie tief-verankert diese fragwürdigen Verhältnisse im Triebwerk Hollywoods eigentlich sind.

Kitty Greens von wahren Ereignissen inspirierte Drama wurde für seinen empathischen Zugang an das Thema „sexueller Missbrauch in Hollywood“ und die ehrwürdige Schauspieldarbietung von Hauptdarstellerin Julia Garner mehrfach gepriesen. Bei der diesjährigen Berlinale hat sich Kritikerin Marina Ortner den Film für UNCUT anschauen dürfen und hatte auch fast ausschließlich Positives zu berichten. Hier geht es zur Kritik.

PelikanblutFoto: DCM, Pandafilm

Pelikanblut

In diesem Drama aus deutschem Hause droht eine Mutter an ihrer eigenen Gutmütigkeit zugrunde zu gehen, als diese ein kaum erziehbares Kind adoptiert, das auf ihre versuchte Zuneigung in keiner Weise anzuspringen scheint. Regisseurin Katrin Gebbe widmet sich in ihrem Film der Pferdetrainerin Wiebke (Nina Hoss), die gemeinsam mit ihrer jungen Adoptivtochter Nikolina (Adelia-Constance Giovanni Ocleppo) auf einem Hof am Land verweilt. Als ein fünfjähriges Kind aus Bulgarien zur Adoption freigegeben wird und Wiebke dieses bei sich zuhause aufnimmt, nimmt ihr sonst besinnlicher Alltag eine drastische Wende. Die junge Raya (Katerina Lipovska) verstört nämlich schon bald sämtliche Leute aus ihrem näheren Umfeld mit ihrem ungemein aggressiven Verhalten und einer für ihr Alter erschreckenden Gefühlskälte, die sich auf ein frühkindliches Trauma zurückführen lässt. Die empathische Adoptivmutter möchte ihr neugewonnenes Kind aber trotzdem nicht aufgeben und setzt alles daran, einen emotionalen Zugang zu Raya zu finden – ganz egal mit welchen Mitteln.

Kathrin Gebbe ist mit ihrem Drama ein seltener Glücksgriff im kontemporären deutschen Kino gelungen. Ein raues Drama mit ungeahnten Horrorelementen, das von bedingungsloser mütterlicher Liebe erzählt, die selbst in der dunkelsten Stunde noch als einziger Antrieb dient – so sehr die Annäherungsversuche auch zu scheitern drohen. Hier geht es zur UNCUT-Exklusivkritik vom diesjährigen Slash Filmfestival.

Weitere Neustarts

Das britische Fantasy-Drama „Der geheime Garten“, das dem gleichnamigen Romanklassiker von Frances Hodgson zugrunde liegt, handelt von einem jungen Waisenkind, das am Anwesen seines Onkels einen magischen Garten entdeckt. Oscar-Preisträger Colin Firth oder Julie Walters sorgt für das nötige Hollywood-Feeling.

Mit der nagelneuen Doku „I Am Greta“ hat Regisseur Nathan Grossman der für vielerlei Leute bewundernswerten Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg trotz ihrer noch jungen Jahre bereits ein filmisches Denkmal gesetzt.

Das jüngere Publikum darf sich auf das deutsch-belgische Animationsspaß „Drachenreiter“ freuen, das basierend auf dem gleichnamigen Buch von Cornelia Funke von einem Waisenjungen erzählt, der sich gemeinsam mit einem Drachen und einem Koboldmädchen auf ein ungeahntes Abenteuer begibt.

Die französische Tragikomödie „Wir beide“ widmet sich zweier Nachbarinnen, die insgeheim eine Beziehung führen und davon träumen, eines Tages nach Rom auszuwandern.

Vorerst nur in Teilen Österreichs zu sehen ist der Dokumentarfilm „Les Dames“ aus der Schweiz. In zwei Wochen startet der Film auch in Graz.

Das informativ-amüsante Comedy-Drama „Die Misswahl - Der Beginn einer Revolution“ wird hingegen nach bereits erfolgtem Österreich-Start nun auch noch in Graz anlaufen, wo der Film exklusiv im Geidorfkino über die Leinwand flimmern wird.

Ich wünsche UNCUT-Leser*innen beste Gesundheit und ganz viel Spaß vor der großen Leinwand. Die heimische Kinokultur kann aktuell jegliche Unterstützung mehr als nur gebrauchen!
Der Autor
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