Die beste weibliche schauspielerische Leistung geht wenig überraschend auf das Konto von Olivia Colman. Der Britin gelang in „The Favourite“ eine absurd-anrührende Darstellung der Königin Anne Stuart und Colman beweist somit erneut, dass es eigentlich nichts gibt was sie nicht kann. Bester männlicher Darsteller ist Willem Dafoe als Vincent van Gogh in „Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit“. Der wenig neues bietende Film mit zu viel Handkamera lebt von der Darstellung Dafoes, der seinem van Gogh etwas verlorenes und verletzliches gibt und so die ganze Inszenierung trägt.
Die Regie konnte der Franzose Jacques Audiard mit einem der Überraschungserfolge des Festivals für sich entscheiden. „The Sisters Brothers“, ein Western ist ein unterhaltsamer, erfrischender Ausflug in ein altbekanntes Genre und sorgte bei der Pressevorführung für viel Begeisterung. Bestes Drehbuch ging ebenfalls an das Westerngenre, die US-Brüder Joel und Ethan Coen gewannen für „The Ballad of Buster Scruggs“, ebenfalls eine Produktion die für Netflix gedreht wurde, aber ersten Berichten nach ebenfalls einen Kinostart haben soll.
Den Spezialpreis der Jury gewann Jennifer Kent, die einzige Filmemacherin im Wettbewerb für ihr „The Nightingale“. Das Drama handelt von einem Aborigine, der unter den britischen Kolonialherren leidet. Kents Presse-Screening wurde leider von einem der Ausrutscher dieses Festivals geprägt, als ein italienischer Journalist es für nötig erachtete sie während der Credits laut zu beschimpfen. Der Film konnte mit dem Marcello-Mastroianni-Preis für den besten Jungdarsteller, Baykali Ganambarr, ebenfalls punkten.
Aus Österreich hatte die Wiener Regisseurin Sudabeh Mortezai reüssieren können. Ihr zweiter Langfilm „Joy“, der im Rahmen der Nebenschiene „Giornate degli Autori“ am Lido Weltpremiere feierte, wurde als Bester Europäischer Film tituliert. Zusätzlich erhielt Mortezai auch den mit 10.000 Euro dotierten Hearst Film Award für die beste weibliche Regie. Im Zentrum steht die Geschichte der titelgebenden Joy, die in Wien als Prostituierte arbeitet und versucht, sich von ihrer Zuhälterin freizukaufen. Der Film über sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel soll Anfang 2019 in den Kinos starten.
Generell war es für Venedig heuer ein sehr starkes Jahr mit einem außergewöhnlich guten und dichten Programm. Im Jahr der Netflix- und Amazon-Debatte gingen überraschend viele Filme der beiden Streamingdienste an den Start und konnten auch bei den Preisen reüssieren. Leider muss man Venedig jedoch vorhalten, dass auch heuer der Frauenanteil unter den Filmemachern wieder weiter gesunken ist. Den selbstgenannten Anspruch der Kuratoren, nur die besten Filme auszusuchen und nicht nach Quote zu gehen, lässt einige Zweifel bestehen wenn man bedenkt dass Filme wie „Mountain“ es in den Wettbewerb geschafft hatten, die universell verrissen wurden.
Des Weiteren konnte der Eröffnungsfilm „Aufbruch zum Mond“ über Neil Armstrong bereits einen ersten Skandal in den USA verbuchen. Den Konservativen stieß es sauer auf dass das Platzieren der amerikanischen Flagge am Mond fehlte und dass Gosling auf der Pressekonferenz meinte, Armstrong hätte sich nicht als klassisch amerikanischer Held gesehen.
Hier die wichtigsten Preisträger im Überblick: