Müll Mates
Müll Mates - The Expendables

Müll Mates - The Expendables

Sie sind alt, sie sind berühmt, sie sind „expendable“. Die Rede ist von der Schaar an Actionstars, die Silvester Stallone nun bereits zum dritten Mal um sich scharte. Höchste Zeit für die Müll Mates die Reihe Revue passieren zu lassen.
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von (Müll Mates)
Mein allerliebster J,

ist es nicht schön ein Mann zu sein? Diese Frage drängt sich wie gewohnt auch nach der dritten Runde des vom Italian Stallion ins Leben gerufenen Testosteronspektakels auf. Der Grundtenor ist dabei gleich wie bei den beiden Vorgängern: Stars, Stars, Stars und nochmal viel mehr Stars (vorzugsweise aus den 80ern) gepaart mit Explosionen und übergroßen Gewehren. Deshalb und, da man ja die vorigen beiden Teile übertreffen will, hat man nun zu Stallone, Schwarzenegger, Statham, Li, Lundgren, Crews & Co Genregrößen wie Mel Gibson, Harrison Ford, Antonio Banderas und Wesley Snipes hinzugeholt. Aber ergibt diese Kombination aus Altstars, Muskeln und PG-13(!)-CGI-Effekten wirklich einen guten Film?

1, 2, 3, Hasselhoff,
P
Lieber P,

einen guten Film ergeben die drei Filme wohl nicht einmal gemeinsam – aber darum geht es wohl nicht. Es geht, wie du es schon erwähnt hast, um die Zusammenführung von Stars, die normalerweise jeweils selbst einen einzelnen Film tragen. Umso überforderter ist das Publikum, wenn diese vielen Actionhelden in den drei Teilen der Expandables-„Saga“ schlechte Sprüche aneinander reihen. Oft wirkt es so, als ob sie schlicht für ein paar Drehtage eingekehrt sind, um ihrem Freund Sylvester Stallone die Ehre zu erweisen. Genauso gibt sich Mickey Rourke im ersten Teil, der in seiner Rolle optisch so ausschaut, als ob er sie in einer Drehpause von „Iron Man 2“ eingespielt hätte.
Dabei ist die „Expandables“-Reihe trotz allem viel interessanter. Obwohl die Filme natürlich politisch noch weniger beitragen können als ihre propagandistischen 80er-Jahre-Vorgänger, geht es Großteils darum, die ihnen zur gegenwärtigen Zeit gegebenen Möglichkeiten auszunutzen. Und diese sind unter anderem visuell ausufernde Gewalteskapaden, welche früher noch nicht in dieser Weise möglich gewesen wären und die klarerweise jedem Genre-Fan Freude bereiten. Für den dritten Teil der Reihe haben sich die Macher (wohl die Produzenten) entschieden, weniger Blut fließen zu lassen, um in den USA die Alterskennzeichnung „PG-13“ zu erreichen. Und genau das ist die Krux an dem neuesten Teil: ein die Reihe manifestierendes Merkmal wurde entfernt, womit „The Expendables 3“ um einiges uninteressanter ist, als seine Vorgänger.

Last chance, fancy pants,
J
Jihaaa J,

paradoxerweise scheint nun genau diese Marketingstrategie nach hinten los zu gehen – welch‘ Überraschung! Denn die Entfernung von Gewalt scheint nun nicht größere Massen in die Kinos zu locken, sondern Genrefans abzuschrecken. Somit hat der Film am Eröffnungswochenende mit rund 15 Millionen auch nur rund halb so viel eingenommen, wie Teil eins und zwei. Aber auch wenn sich dieser Punkt (leider) von den beiden Vorgängern abhebt, wurde ein anderes Erfolgskonzept beibehalten: Jener des sogenannten Freakteams. Damit meine ich jene Konstellation von Individuen, die außerhalb der Gesellschaft stehen und abseits der geschäftlichen Norm Fähigkeiten erworben haben, die letztendlich unserer „Kontrollgesellschaft“ wieder zugutekommen (um wieder auf den schon einmal bei dem Müll Mates erwähnten Gilles Deleuze zurück zu kommen). Die Expendables-Filme erinnern dabei im Aufbau hinsichtlich der Charaktere Klassikern wie „Das dreckige Dutzend“, „Armageddon“ oder auch Meisterwerken wie „Bierfest“. Es gibt darin stets ein Problem, das nur von Typen gelöst werden kann, die abseits der Norm stehen und stets auch „expendable“ sind. Diese Typen besitzen Fähigkeiten, die sie sich auf „legalen“ Weg nicht aneignen hätten können. So z.B. Wesley Snipes, der zu Beginn des dritten Teils aus dem Gefängnis befreit wird und als Krimineller dazu beiträgt den gemeingefährlichen Mörder (und Kunstsammler) Mel Gibson zur Strecke zu bringen. Der für die Expendables bereits spätestens seit Teil zwei traditionelle selbstreferenzielle Funfact: Snipes saß auch in Wirklichkeit bis Sommer 2013 im Gefängnis. Und so wie im Film, war es auch im echten Leben Steuerhinterziehung, die ihn hinter Gitter brachte. Aber um auf das Team zurück zu kommen: Ein Großteil der Handlung von Teil drei besteht in der extrem langatmigen Rekrutierung von neuen Mitgliedern für das Team. Ein in der Filmgeschichte schon sehr oft gesehener Handlungsstrang, der nicht unbedingt zu einem größeren Unterhaltungswert beiträgt.

You've been back enough,
P
Lieber P,

die Selbstreferentialität der Darsteller ist natürlich das nächste Hauptmerkmal der „Expandables“-Reihe. Als Beispiel dafür kann auch Dolph Lundgren genannt werden, der in „The Expendables 2“ plötzlich chemische Gleichungen aufstellt und auch im wirklichen Leben einen Master in „Chemical Engineering“ erworben hat. So stellt dieser Teil für mich auch das Highlight der Reihe dar. Der erste Teil „The Expendables“, der sich beim Selbstbezug und „The Expendables 3“, der sich bei der Gewaltdarstellung zurückgehalten hat, erzielen eben nicht dasselbe Ergebnis wie jener Teil. Die Reihe hat hauptsächlich auch Zuschauer, welche sich genauso wie ihre Protagonisten abseits der Norm befinden. Ein Publikum, das durch eben solche Filme „kontrollgesellschaftlich“ in die Norm des Hollywoodkinos eingegliedert wird. Mit dem dritten Teil ging man einen Schritt zu weit: während man weitere Publikumsschichten ansprechen wollte, ging das Kernpublikum verloren – und dieses ist für jeden Erfolg wohl das Wichtigste. Trotz allem hoffe ich natürlich nicht auf einen kompletten Flop, denn viele weitere Reinfälle können die Karrieren von Stallone, Schwarzenegger und Co. wohl nicht verkraften. So hoffe ich doch, diese alten Haudegen in Zukunft im Kino noch öfters „bestaunen“ zu können.
I'm the King of the World,
J