Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 49

Neu im Kino: Woche 49

Ein Adventkalender verkürzt die Wartezeit auf Weihnachten. Daher trifft es sich gut, dass der Kinoadventkalender jeden Tag eine neue Überraschung zu bieten hat.
patzwey_83fc2ada0d.jpg
von (patzwey)
In Abwandlung eines bedeutenden Zitates aus Forrest Gump könnte man sagen: „Eine Kinowoche ist wie ein Adventkalender - man weiß nie was man bekommt“. So ist jeder Kinobesuch mit kleineren oder größeren Überraschungsmomenten verbunden. Überraschungen, wie sie auch beim Öffnen eines schön verzierten Adventkalenders entstehen können. Auch wenn sich hinter einer schönen Verpackung auch Unerfreuliches verbergen kann, ist es aber viel wahrscheinlicher, dass man etwas schönes präsentiert bekommt. So wie die kleinen positiven Überraschungen, wie sie gute (und oft unscheinbare) Filme häufig mit sich bringen können.

Deshalb wäre es einmal ein schönes Weihnachtsexperiment, sich täglich - wie beim Öffnen eines Adventkalenders - mit einem Kinobesuch zu beschenken. Auch wenn in dieser Woche nur 5 neue Filme starten, hat man für die restlichen 2 Tage der Woche sicherlich noch einige Highlights der Vorwochen nachzuholen.

Happy New Year
Dieses Türchen unseres fiktiven Adventkalenders ist bis zum Bersten voll gestopft: Auf engstem Raum sitzt ein Star neben dem anderen und wartet nur darauf im Kino-Vorweihnachtsgeschäft so richtig loslegen zu dürfen. Doch das ist nicht alles: Zwischen diese unglaublich große Anzahl an Prominenten zwängen sich auch noch unzählige Handlungsstränge, Gefühle, Emotionen und Happy Ends. Böse Zungen könnten an dieser Stelle behaupten, dass auch noch Kitsch und Oberflächlichkeit heimlich hinter diesem Türchen Platz genommen haben. Doch ob dem wirklich so ist, lässt sich wohl nur herausfinden, indem man den Mut aufbringt den Kalender zu öffnen.

Der gestiefelte KaterVorsicht beim Öffnen dieses Fensters!!! Hinter ihm versteckt sich ein ebenso berüchtigter, wie liebevoller Kater mit Stiefelchen, Mäntelchen und Degen. Kurzum: der heimliche Star von Shrek 2-4. Anstatt die Shrek-Cashcow weiter zu melken haben sich die Produzenten dazu entschlossen, die Reihe erst einmal abzuschließen und dem kleinen Kater mit dem überdimensionierten Ego einen eigenen Film zu widmen. Zusammen mit dem Ei Humpty Dumpty (Ja - es ist das Ei aus dem Kinderlied) und der wunderschönen Katze Kitty wartet er nun darauf, in ein actionreiches 3D-Abenteuer geschickt zu werden. Mit im Kalender verstecken sich auch noch interessante Synchronsprecher und -sprecherinnen. Auf Deutsch bereits gut - in der englischen Originalfassung noch besser.

Der große Crash - Margin Call
Wer dieses Fenster öffnet, findet einen sehr interessanten US-Independentfilm. Hinter ihm verbirgt sich recht unscheinbar die 2008 gegründete Produktionsfirma von Zachary Quinto (Mr. Spock aus J.J. Abrams „Star Trek“, der auch eine der Hauptrollen in „Margin Call“ übernimmt). Glanzstück der Adventüberraschung ist allerdings ein versiertes Drehbuch, das mehrere hochkarätige Schauspieler dazu ermutigte, sich ebenfalls zu dieser illustren Runde zu gesellen. Im Ganzen ergibt das nun ein hochkarätiges und kammerspielartig inszeniertes Geschenkspaket, das nur darauf wartet von den heimischen Kinofans geöffnet und bestaunt zu werden. Auch wenn man keine direkten Antworten auf die Finanzkrise darin finden wird, so enthält es eine Geschichte über die nervenaufreibenden letzten Stunden einer großen Bank vor dem Ausbruch der Katastrophe.

The Help
Rein von der Verpackung her, kann man schwer einschätzen, was sich hinter diesem Fenster verbirgt. Doch wer mutig genug ist, es zu öffnen, bekommt viel geboten. Zuerst einmal ist hinter diesem Türchen sehr viel Platz. Genauer gesagt muss ein Raum von stolzen 146 Minuten sinnvoll ausgefüllt werden - und das gelang wohl auch. Dieses Kinoerlebnis ist nicht nur die Überraschung hinter diesem Fenster, sondern wohl allgemein eine große Überraschung auf der diesjährigen Kinolandkarte. Inhalt ist eine ergreifende Geschichte über die in den 60er Jahren noch vorherrschende Rassentrennung in Mississippi. Eine Geschichte einer jungen Journalistin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, über das Schicksal schwarzer Haushaltshilfen zu schreiben. Und als besondere Überraschung versteckt sich dazwischen vielleicht ja auch die eine oder andere Oscarkandidatin.

Habemus Papam
Man könnte wohl meinen, dass sich eine hemmungslose Kirchenparodie voll Kritik und Schadenfreude hinter diesem Fenster befindet. Doch Regisseur Nanni Moretti hat dem bereits bei der Zusammenstellung des Pakets eine klare Absage erteilt: „Ich habe nicht versucht, der Öffentlichkeit das zu erzählen, was alle hören wollten“. Und so findet man einen zweifelnden, frisch gewählten Papst im Adventkalender. Einen Papst, der gegen seinen Willen zu seinem „Glück“" kam, aber mit sich selbst noch nicht im Reinen ist. Also nimmt er erst einmal (wie es auch der unpassende deutsche Zusatztitel „Ein Papst büxt aus“ bereits ankündigt) Reißaus. Die Kanäle sitzen währenddessen im Petersdom fest und warten, bis sich der neue Papst den Massen präsentiert. Doch dieser schlendert währenddessen auf seinem Selbstfindungsprozess einsam und unerkannt durch die Gassen Roms. Natürlich verbergen sich auch viele komödiantische und satirische Elemente hinter dem Kalendertürchen. Überstrahlt werden Sie aber von einem respektvollen Portrait eines an sich selbst und seiner Kirche zweifelnden Mannes. Somit dürfen sowohl Gläubige, als auch Religionsgegner mit ruhigen Gewissen den Inhalt hinter diesem Türchen genießen.
Der Autor
patzwey_83fc2ada0d.jpg
patzwey

Forum