Filmkritik zu Getaway

Bilder: Thim Filmverleih Fotos: Thim Filmverleih
  • Bewertung

    Rasante Langeweile

    Exklusiv für Uncut
    Weihnachten in Bulgarien. Eine verwüstete Wohnung in Schwarzweiß. Schnitt. Ein getunter (und sogar gepanzerter) Mustang lässt die Reifen quietschen und braust davon. Schon sind wir inmitten des Geschehens. Am Steuer sitzt Ethan Hawke, dessen Frau von einem Unbekannten (John Voight) entführt wurde. Diesen Umstand erfahren wir in den nächsten Minuten durch stilistisch eigenwillige Rückblenden, deren Stil eher an die 80er erinnert.

    Der Wagen ist vollkommen verwanzt und wird vom Unbekannten, der ständig via Telefon in bester „Simon says“-Manier gezielte Anweisungen gibt (z.B. in eine Menschenmenge rasen), überwacht. Als irgendwann auch noch die von Selena Gomez gespielte Tochter eines reichen Bankiers in den Luxusschlitten steigt, ist das Ensemble komplett. Die verbleibenden 80 Minuten des Films rast das Auto von wilden Schnitten, dramatischer Musik und langweiligen Kameraeinstellungen verfolgt in bester „Alarm für Cobra 11“-Manier und -Stilistik durch die Stadt und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Ansonsten passiert nicht viel.

    Der Film möchte eindeutig an Publikumserfolge wie „The Fast and the Furious“ anknüpfen und wohl auch den demnächst erscheinenden „Need for Speed“ vorweg nehmen, was jedoch völlig misslingt, da Style oder gar Coolness völlig abwesend sind. Apropos „Need for Speed“: „Getaway“ ist in bester Computerspielmanier aufgebaut – und dabei spreche ich nicht von GTA & Co. Die Abfolge der einzelnen Missionen, in denen das Auto von A nach B rast, wird immer wieder von lieblos inszenierten Zwischensequenzen unterbrochen, die zum nächsten „Auftrag“ weiterleiten. Dabei wird jeder Handlungsstrang mindestens auf drei Ebenen erklärt (meist durch die oberkluge Gomez), damit es auch der Letzte im Saal versteht. Während den Fahrten wird schließlich abwechselnd auf Hawke, Auto, Gomez und John Voight geschnitten. Letzterer gibt immer wieder langweilige One-Liner von sich, wobei abwechselnd lediglich seine Augen oder sein Mund zu sehen sind. Die Frage, warum diese ebenso austauschbare wie anspruchslose Rolle prominent besetzt wurde, drängt sich unweigerlich auf.

    Wer sich von der fernsehserienähnlichen Regie von Courtney Solomon (der normalerweise eher als Produzent in Erscheinung tritt) sowie dem einfallslosen Drehbuch noch nicht abschrecken lässt, dem rauben vermutlich die langweiligen Kameraeinstellungen und der redundante Schnitt den letzten Nerv, sodass einem im Kinosaal nur eine Phrase durch den Kopf geht: GETAWAY, aber schnell!
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    (Patrick Zwerger)
    04.12.2013
    10:41 Uhr
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