Bilder: Rai Cinema Fotos: Rai Cinema
  • Bewertung

    Auf der Jagd nach Diabolik: Inspektor Ginko im rasanten Katz-und-Maus-Spiel

    Eldritch Advice
    „Diabolik - Ginko all'attacco!“ (dt. „Diabolik - Ginko greift an!“) ist der zweite Teil, der bereits abgedrehten „Diabolik-Trilogie“ der Manetti-Brüder. Wie es bereits beim Vorgänger der Fall war, basiert auch das Nachfolgewerk auf einem der frühen „Diabolik“-Comichefte. In diesem Fall handelt es sich um den gleichnamigen 16. Band des „Königs des Schreckens“ (Il Re del Terrore). Für die Verwirklichung dieser Umsetzung musste gleich zu Beginn eine gewaltige Hürde genommen werden. Da Luca Marinelli vertraglich an ein anderes Projekt (Acht Berge) gebunden war, musste die titelgebende Rolle neu besetzt werden. Marinellis skrupellose „Diabolik“-Performanz sowie die einzigartige Chemie zwischen ihm und seiner Filmpartnerin Miriam Leone (Eva Kant), stellte seinem Nachfolger Giacomo Gianniotti vor eine Herkulesaufgabe. Doch ist der charismatische Italo-Kanadier, dessen bisher größte Rolle jene des Dr. Andrew DeLuca in der TV-Serie „Grey's Anatomy“ war, dieser gewachsen?

    Nachdem Diabolik mithilfe seiner kongenialen Partnerin Eva Kant dem langen Arm des Gesetzes knapp entkommen konnte, zeigt sich Inspektor Ginko entschlossener denn je, das Verbrecherduo hinter Gittern zu bekommen. Um sein Ziel zu erreichen, stellt er ihnen eine unwiderstehliche Falle. Als diese zuschnappt, gelingt es ihm Diaboliks Versteck ausfindig zu machen und daraufhin dort das Paar in die Enge zu treiben. Diabolik glückt die Flucht, allerdings lässt er dabei Eva zurück. Diese entkommt zwar knapp den Einsatzkräften, sinnt ob des Verrats ihres Partners jedoch auf Rache. Inspektor Ginko ist es gelungen, sämtliches Diebesgut sowie die Ausrüstung von Diabolik sicherzustellen. Diese Situation ist für niemanden zufriedenstellend. Diabolik will seine Beute zurück, Eva fordert Vergeltung und ist dafür und für ihre Freiheit bereit, mit der Justiz zusammenzuarbeiten, während Inspektor Ginko beide im Gefängnis sehen möchte. Nun stellt sich jedoch eine wesentliche Frage: „Spielt hier jemand falsch“?

    Ein würdiger Nachfolger
    Grundsätzlich ist „Diabolik - Ginko all'attacco!“ der ideale Mittelfilm für eine Trilogie. Er baut geschickt auf die etablierten Beziehungen des Vorgängers auf, fügt eine neue Ebene hinzu und gibt dem Antagonisten mehr Leinwandzeit und Tiefe. Es ist eine erfreuliche Abwechslung, die Verbrechensjagd aus der Perspektive von Inspektor Ginko zu erkunden. Dabei erhalten wir ebenfalls Einsicht in sein Privatleben und somit auch die Opfer, die er begehen muss, um Diabolik auf den Fersen zu bleiben. Insbesondere seine Beziehung zu der Herzogin Altea di Vallemberg, dargestellt von Monica Bellucci, gibt einen tiefen Einblick in seine Seele. Dabei gerät der Handlungsbogen um Diabolik und Eva Kant etwas in den Hintergrund. Normalerweise wäre das kein Problem, da das Fundament ihrer zwischenmenschlichen Beziehung bereits im ersten Teil in Perfektion errichtet wurde. Durch die Umbesetzung des Hauptdarstellers konnten die Verantwortlichen sich jedoch nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen. So teilt Gianniotti in diesem Film nur wenige Szenen mit Leone. Auch wenn beide letztendlich exzellent miteinander harmonieren, überwiegt am Beginn des Films eine gewisse Unsicherheit.

    Trotz dieses Umstands, ist es den Manetti-Brüdern abermals gelungen, die Rahmenhandlung der Quelle gekonnt umzusetzen und zusätzlich mit einigen Überraschungen zu garnieren. Der Synth-Rock-Soundtrack von Pivio und Aldo De Scalzi ist abermals überragend. Gianniotti hat seine Feuertaufe überstanden und sich als ein überzeugender Diabolik erwiesen. Da der dritte Teil den Namen „Diabolik chi sei?“ (dt. Diabolik wer bist du?) tragen wird, lässt sich daraus schließen, dass der Italo-Kanadier im finalen Film mehr Szenen zur Verfügung haben wird, um als Diabolik zu glänzen. Generell macht „Diabolik - Ginko all'attacco!“ fast alles richtig. Vorwerfen kann man diesem Werk lediglich, dass es ihm etwas an der Eleganz des grandiosen ersten Teils fehlt und manchen Wendungen in der Handlung eine Spur zu viel Exposition nach sich ziehen. Der Spannung tut dies jedoch keinen Abbruch. Fans der Vorlage wird erneut eine unvergessliche Reise in ein authentisch adaptiertes Clerville geboten. Alle anderen dürfen sich auf einen hervorragenden Eurokrimi der alten Schule freuen.
    screenshot_20230313_084016_instagram_41406a0cb9.jpg
    (Thorsten Schimpl)
    24.03.2023
    17:28 Uhr