Flawless Victory für Warner Bros. Animation
Eldritch Advice Als das von „Midway Games“ entwickelte Kampfspiel „Mortal Kombat“ anno 1992 in den Spielhallen dieser Welt auftauchte, ahnte noch niemand, dass aus diesem, von zahlreichen Kultfilmen inspirierte, Videospiel ein multimediales Franchise werden sollte, das im Hauptspiel mittlerweile bei Teil 11 angekommen ist, zahlreiche Ableger nach sich zog, mehrfach als Comicheft und für die große sowie kleine Leinwand adaptiert wurde, und Myriaden von Fanartikeln auf den Markt brachte. Aktuell strahlt die Marke „Mortal Kombat“ stark wie noch nie; schließlich befindet sich das neue „DLC“ „Aftermath“ für „Mortal Kombat 11“ in den Startlöchern und ein Live-Action Reboot für 2021 am Horizont. Zudem erschien im englischen Sprachraum vor Kurzem der Animationsfilm „Mortal Kombat Legends: Scorpion's Revenge“, der am 28.05.2020 auch hierzulande auf Blu-Ray sowie DVD veröffentlicht wird.
Hanzo Hasashi hat alles von Bedeutung verloren, seinen Clan, seine Familie, wie auch sein Leben. Allesamt ausgelöscht durch Sub-Zero und seine Schergen. Als ein Ninja, dem das Töten nicht fremd war, verbringt er sein Nachleben nun im höllischen Netherrealm. Dort unterbreitet ihm der zwielichtige Quan Chi ein Angebot. Er soll beim legendären Kampfturnier Mortal Kombat für das Netherrealm antreten und ein bestimmtes Amulett aus dem Besitz des Turnierveranstalters Shang Tsung stehlen. Da ihm das Mortal Kombat die Möglichkeit bietet Rache an Sub-Zero zu nehmen, willigt Hanzo ein und beansprucht den Namen Scorpion für sich. Inzwischen begibt sich die Delegation des Earthrealms, unter der Führung seines Beschützers Raiden, auf den Weg zu Shang Tsung. Um zu verhindern, dass die Erde ein Teil des Outworld Reiches des Kriegsfürsten Shao Kahn wird, muss einer der drei Teilnehmer des Earthrealms den Sieg des Mortal Kombat für sich beanspruchen.
Ich muss sagen … besser hätte man Mortal Kombat nicht adaptieren können!
Wie bei allen Produktionen von Warner Bros. Animation, muss auch in diesem Falle erwähnt werden, dass es sich hierbei nicht um den Zenit der Trickfilmkunst handelt. Schließlich ist „Mortal Kombat Legends: Scorpion's Revenge“ eine „Straight to Video“-Veröffentlichung, für die man nur ein geringes Budget zur Verfügung stellte. Trotzdem kann man nicht verneinen, dass das Animationsteam viel Herzblut in diese Produktion investierte, um zu garantieren, dass die Ästhetik der Videospiele mit jener des Films übereinstimmt. Dies gelang in Perfektion. Von den Charaktermodellen, „X-Ray Moves“ bis zu den ultrabrutalen „Fatalities“, Kompromisse sucht man hier vergebens. Deswegen trägt dieses Werk seine Freigabe ab 18 Jahren nicht nur völlig zu Recht, sondern auch mit Stolz. Literweise Blut und gebrochene Knochen sind allerdings nicht das einzige was man mit „Mortal Kombat“ verbindet. Ein fulminanter Soundtrack ist ein weiteres Indiz für einen gelungen Franchise-Beitrag, und jener von John Jennings Boyd und Eric V. Hachikian ist nicht nur äußerst gelungen, sondern geht zudem durch Mark und Bein, direkt ins Ohr. Ein großes Lob geht auch an die Tonabteilung, die jeden Akt des Brechens, Reißens und Zerquetschens akustisch auf eine Art und Weise umgesetzt haben, die beweist, dass man Geräusche durchaus fühlen kann.
Die Besetzung der Sprecher ist eine gute Mischung aus Veteranen aus den „Mortal Kombat“-Spielen und Serien Stars. Seit ein paar Jahren leihen Patrick Seitz (Scorpion) und Steve Blum (Sub-Zero) den zwei wohl bekanntesten Charakteren aus diesem Franchise ihre jeweilige Stimme und taten dies glücklicherweise auch in dieser Adaption. Darüber hinaus gelang es mit dem „Dexter“-Co-Star Jennifer Carpenter (Sonya Blade) und der „Community“-Legende Joel McHale (Johnny Cage), zwei bekannte Stimmen mit an Bord zu holen. Insbesondere McHale gelingt es mit seinem „Jeff Winger Flair“, der zu Cages Charakter wie die Faust aufs Auge passt, den Film an sich zu reißen, und dabei für einige willkommene Lacher zu sorgen.
Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?
„Mortal Kombat Legends: Scorpion's Revenge“ zeigt eindrucksvoll was möglich ist wenn Fans in Zusammenarbeit mit den Schöpfern eines Franchise erfolgreich zusammen arbeiten, und dabei ihrer Kreativität, abseits des Budgets, keine Grenzen gesetzt sind. In den letzten drei Jahrzehnten wurde aus einem geradlinigen Kampfspiel, in der die Handlung lediglich Nebensache war, ein Marke mit einer reichhaltigen Mythologie. Dem Team von Warner Bros. Animation gelang es beide Aspekte homogen in den rasanten 80 Minuten dieser Produktion unterzubringen. Dadurch ist „Mortal Kombat Legends: Scorpion's Revenge“ sowohl zugänglich für jene, die seit der 16-Bit Ära keine Konsole mehr angefasst haben, als auch äußerst belohnend für alle, die bereits tief in dieser fiktiven Welt verankert sind.
Man darf gespannt sein was die Zukunft bringt, denn der Titel „Mortal Kombat Legends“ weißt bereits darauf hin, dass das Studio durchaus gewillt ist, mehr dieser Filme zu produzieren. Der erste Beitrag liefert bereits eine Vorlage für mögliche zukünftige Projekte, aber auch eine abgeschlossene Geschichte mit einer eindrucksvollen Dramaturgie, die man bei einem Film wie diesem eigentlich nicht erwarten würde. Ferner lassen sich viele Referenzen zu Genre-Vorbildern wie etwa „Bloodsport“ oder „Predator“ finden. „Mortal Kombat Legends: Scorpion's Revenge“ ist für mich die große Überraschung des noch jungen Jahres, ein Pflichtprogramm für Fans, sowie alle Freunde des gepflegten Horror-, Splatter-, Martial-Arts und Fantasykinos, und daher auch eines freitäglichen Filmabends würdig!
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