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    Caprona – Fast vergessene Kindheitserinnerungen

    Eldritch Advice
    Ich liebe Dinosaurierfilme! Selbst bevor „Jurassic Park“ mein Leben im Jahr 1993, auf eine äußerst positive Art und Weise, auf den Kopf stellte, war ich diesen Urzeitechsen vollends verfallen. In meinem Kinderzimmer stapelten sich Dinosaurier- Sachbücher, ihre lateinischen Namen waren mir vertrauter als die deutschen aus der heimischen Tierwelt, bei Jura dachte ich nicht an ein Studium und Kreide war nicht primär etwas um auf einer Tafel zu schreiben. Darüber hinaus versteht es sich natürlich von selbst, dass ich ebenso jedweden im TV laufenden Dinostreifen verschlang. Mein absoluter Lieblingsfilm in diesem Bereich war „Caprona – Das vergessene Land“. Dieser 1974 veröffentlichte Hybrid aus Science Fiction und Abenteuerfilm von Kevin Connor ist eine Adaption des ersten Teils der „Caspak“-Roman-Trilogie (1918) des berühmten Schriftstellers Edgar Rice Burroughs (Tarzan, Die Prinzessin vom Mars). Es verging kaum eine Woche meiner Kindheit in der ich diesen Film nicht gesehen habe; Erinnerungen die ich selbst heute noch wertschätze und der Ursprung für meine Liebe zum Abenteuerfilm sind.

    Im Kriegsjahr 1916 versenkt ein deutsches U-Boot unter dem Kommando von Kapitän von Schoenvorts ein britisches Frachtschiff, das nicht nur Kriegsmaterial, sondern auch etliche Zivilisten transportierte. Darunter auch den Amerikaner Bowen Tyler. Ihm gelingt es, zusammen mit einigen wenigen Leidgenossen, in einem Rettungsboot zu entkommen. Durch einen glücklichen Zufall taucht das Unterseeboot direkt neben ihnen auf und den Überlebenden gelingt es das Schiff der kaiserlichen Marine erfolgreich zu entern. Doch von Schoenvorts Männer manipulieren geschickt den Kompass, sodass der von Taylor angestrebte Plan einen sicheren Hafen zu erreichen scheitert. Stattdessen erreichen sie das vergessene Land Caprona, das von Dinosauriern und prähistorischen Menschen bewohnt ist. Den verfeindeten Lagern bleibt nichts anderes übrig als den Krieg bei Seite zu lassen und für das gemeinsame Überleben zusammenzuarbeiten.

    Ich muss sagen … dieser Film hat nichts von seinem Charme verloren.

    Obwohl es sich hierbei um ein episches Science-Fiction-Abenteuer handelt, so galten die Spezialeffekte bereits zu seinem Veröffentlichungszeitpunkt als veraltet. Doch weder störte mich das als Kind noch stört es mich heute als Erwachsener. Insbesondere der Einsatz der Schiffsminiaturen hat es mir angetan und schafft es selbst heute noch für eine ganz besondere Atmosphäre zu sorgen. Die Dinosaurier Effekte, so muss ich leider gestehen, wirken zwar immer noch charmant, aber müssen mit einem zwinkernden Auge betrachtet werden. Wenn ein Gummimonster wiederholt gegen das U-Boot klatscht, kann man der Situation eine gewisse Komik nicht absprechen. Die große Stärke dieser britisch-amerikanischen Co-Produktion ist die Charakterentwicklung. Besonders hervorzuheben ist die Chemie zwischen Tyler und Kapitän von Schoenvorts. Beide sind sich zunächst feindlich gesinnt, aber entwickeln durch die gemeinsamen Abenteuer auf „Caprona“ eine Freundschaft die auf beidseitigem Respekt beruht. Musikalisch gesehen kann der Film mit den großartigen Charakteren leider nicht mithalten. Der von Douglas Gamley komponierte Score klingt äußerst generisch, aber fällt dafür aber nicht störend auf.

    Die von mir hochgelobte Charakterentwicklung ist mitunter ein Verdienst der hervorragenden Besetzung. Mit Doug McClure fand man den perfekten Schauspieler für Bowen Tyler. Sein Abenteuersinn und seiner Lockerheit sind Eigenschaften die ihn zur Verkörperung des amerikanischen Heldentypus machen. Als Kontrast dazu gelingt es John McEnery, obwohl er Brite ist, den strikten aber ehrenhaften aristokratischen deutschen Offizier perfekt darzustellen. Eine willkommene Änderung zum Roman. In diesem wird von Schoenvorts als antagonistische und sadistische Person dargestellt. Etwas das diese Adaption zum Glück nicht übernommen hat, schließlich ist das vergessene Land selbst bereits bedrohlich genug. Darüber hinaus erachte ich es als wesentlich unterhaltsamer wenn im Verlauf einer Geschichte aus Kontrahenten Freunde werden. Ein weiteres Highlight ist die grandiose Darbietung der reizenden Susan Penhaligon als die kühne Lisa Clayton, der es mehr als nur einmal gelingt eine rettende Entscheidung zu treffen.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Ich kann mich noch gut daran erinnern „Caprona“ wieder und wieder auf VHS angesehen zu haben. Aus der heutigen Perspektive betrachtet in furchtbarer Qualität. Ein Fakt der sich mir offenbarte als ich den HD-Transfer und die alte Super-8-Version miteinander verglich. Beide Versionen befinden sich, neben einem Making Of und einer Bildergalerie, auf der kürzlich erschienen Blu-Ray von Koch Media. Dabei beinhaltet der HD-Transfer, neben der deutschen Fassung, auch den englischen Originalton sowie die passenden Untertitel dazu, während die Super-8-Version lediglich in deutscher Sprache vorliegt. Trotzdem gefällt es mir, dass man selbst entscheiden kann ich welcher Qualität man den Film sehen möchte, ein Service der leider nur selten geboten wird! Obwohl die Super-8-Variante einen gewissen Nostalgiebonus hat, stimmt mich im Filmbereich nur wenig glücklicher als ein gelungener HD-Transfer, und dieser ist fürwahr gelungen..

    Einen Film wieder zu entdecken, mit dem man wunderschöne Kindheitserinnerungen assoziiert, beinhaltet stets das Risiko einer Entmystifizierung. Schafft es ein Film jedoch nach all den Jahren erneut zu begeistern, so ist dies umso bereichernder. Trotz einiger Längen und der in die Jahre gekommenen Effekte, schafft es dieser Film mich immer noch zu verzaubern. Daran können auch die erwähnten Schwächen, die meinen Kinderaugen damals verborgen blieben aber jetzt offensichtlich sind, nichts ändern. Ich liebe Abenteuerfilme und spannende Kriegsgeschichten; bereichert man diese noch mit Dinosauriern, können die Chancen nicht besser stehen meinen Geschmack zu treffen. Ich empfehle nicht nur den Kauf dieses Films auf DVD oder Blu-Ray, sondern erachte „Caprona – Das vergessene Land“ darüber hinaus eines freitäglichen Filmabends würdig!

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ
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    (Thorsten Schimpl)
    21.04.2018
    08:28 Uhr