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  • Bewertung

    Miike never stops

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Auch beim zweiten von den drei Filmen des kontroversen Regisseurs Takashi Miike, die am diesjährigen slash Filmfestival ihre Österreichpremiere feierten, „JoJo‘s Bizarre Adventure: Diamond is Unbreakable Chapter I“, handelt es sich um die Verfilmung eines populären, japanischen Mangas. Die Reihe „JoJo‘s Bizarre Adventure“ erscheint bereits seit Mitte der 80er, und ist in mehrere Storylines unterteilt, in welchen es jeweils um die Abenteuer eines Mitglieds der Joestar-Familie geht. Skurrilerweise lassen sich sämtliche Namen der Protagonisten auf irgendeine Art und Weise mit dem Spitznamen JoJo abkürzen, bisher sind acht Teile der Reihe erschienen, die sich auf unterschiedlichen Zeitebenen und Kontinenten ereignen. Teil 4 der Reihe, „Diamond is Unbreakable“, wurde vermutlich deshalb für die filmische Umsetzung auserkoren, da es sich hierbei um den einzigen Teil der Serie handelt, der vorwiegend in Japan spielt. Schon der Untertitel Chapter I gibt darüber Auskunft, dass Miike für die Verfilmung des Mangas eine mehrteilige Reihe geplant hat.

    Koichi muss sich nach dem Umzug in die Stadt Morioh Town, die als eine der lebenswertesten Japans gilt, erst mit seiner Umgebung vertraut machen und sich auf der neuen Schule einleben. Als er am Schulweg von dubiosen Schlägertypen angegriffen wird, trifft er auf den mysteriösen Josuke Higashikata, kurz JoJo („suke“ kann im Japanischen als Jo gelesen werden). Nachdem sich die Angreifer über JoJos pompöse Frisur amüsieren, verfällt dieser in rasende Wut und schlägt die beiden mit Hilfe einer rätselhaften Fähigkeit in die Flucht. Unterdessen gibt sich ein älterer Mann als JoJos Neffe zu erkennen, der behauptet der Enkel von JoJos unbekannten Vater Joseph Joestar zu sein. Dieser erklärt ihm seine Fähigkeit, die bereits seit langer Zeit innerhalb seiner Blutlinie weitergegeben wird, als sogenannten „Stand“. Ein „Stand“ ist eine Art übernatürliche Manifestation der Lebensenergie seines Users, er erscheint schwebend hinter diesen und kann nur von jenen gesehen werden, die sich auch der Kraft eines Stands bedienen. Als es in Morioh vermehrt zu brutalen Morden kommt, entdeckt JoJo, dass ein unbekannter Mann die Kraft besitzt Standfähigkeiten auf normale Bürger zu übertragen, wodurch grenzenloses Chaos entsteht. Gemeinsam mit Koichi versucht JoJo diesem Treiben Einhalt zu gebieten und der Ursache dieses merkwürdigen Vorgehens auf die Schliche zu kommen.

    Takashi Miike hat in seinem 101. Film die schwierige Aufgabe gemeistert, die Stands mittels ausgezeichneter Computereffekte zum Leben zu erwecken und setzt die verrückte Welt der Vorlage bis auf wenige Ausnahmen sehr detailgetreu um. Für Publikum, das sich jedoch in der bunten Welt des Mangas nicht zuhause fühlt, wirkt der Film und seine Prämisse aber wohl eher grotesk und weltfremd, erfüllt er doch die Ansprüche des titelgebenden Wortes „bizarr“ in allen Punkten. Vom mordenden Wasserwesen, über die Fusion eines Menschen mit einem Felsbrocken bis hin zum finalen Showdown gegen Tausende von Miniatursoldaten, lässt der Film seiner Fantasie freien Lauf und unterhält dabei stets, was bei einer Länge von knapp zwei Stunden kein leichtes Unterfangen ist.

    Während Hauptdarsteller Kento Yamazaki in seiner Rolle als JoJo vollkommen aufzugehen scheint, wirkt Ryunosuke Kamiki oft deplatziert, wofür sein als Comic-Relief ausgelegter Charakter Koichi verantwortlich sein dürfte, der sich den Film hinweg kaum weiterentwickelt und in seiner Sidekick-Rolle verharrt.

    Das Werk ist eindeutig nicht jedermanns Sache, für Liebhaber von Exzentrik, ausgefallenen Narrativen und Shyamalan’schen Plot Twists aber auch ohne Kenntnisse des Originalstoffes durchaus weiterzuempfehlen.
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    (Julia Pogatetz)
    30.09.2017
    07:51 Uhr