Berlinale Tag 9

Am heutigen neunten Tag des Festivals eröffnete den filmischen Wettkampf rund um die Bären ein tschechischer Film über einen naiven Kellner und seine Erinnerungen an die Monarchiezeit und die Naziherrschaft. Eine herrlich respektlose und kritische, aber durch den naiven Blick eines einfältigen Kellners abgemilderte Rückblende auf eine bewegte Zeit für die Tschechoslowakei im vergangenen Jahrhundert. Ein Film, den man in die Kategorie „Überraschungserfolg“ einordnen könnte und dessen Chancen auf einen Preis aufgrund seiner eigenwilligen Machart schwer einzuschätzen sind. Man müsste schon im Kaffeesud lesen können, um hier mehr sagen zu können.

Von Kaffeesud zum Essen leitet der zweite Film des heutigen Tages über: „Fast Food Nation“, Richard Linklaters Versuch einer Satire über die Geschäftspraktiken der Fast Food Konzerne. “Versuch” deshalb, weil er leider völlig hinter den Erwartungen zurück bleibt, aber davon könnt Ihr bei der Kritik mehr lesen. Gezeigt wurde der Film im Rahmen einer Sondervorstellung für ein paar Berliner Schulklassen in der Berlinale Reihe „Kulinarisches Kino – Eat, drink, see movies“, wo es im Anschluss an den Film immer auch etwas zu essen gibt, so auch heute. Knapp ein ein halbes Dutzend Presseleute durften dabei sein, und Harald und ich durften für Uncut dabei sein. Der Film hatte hier seine Deutschlandpremiere und wird am 1. März ins Kino kommen, einen Starttermin für Österreich gibt es auch, allerdings erst Ende April.

Und schließlich und endlich konnte ich heute doch noch eine Vorstellung von „Der gute Hirte“ im Terminkalender unterbringen, so dass ich Euch die Filmkritik noch rechtzeitig vor der Preisverleihung morgen bzw. genau rechtzeitig zum Kinostart, nachliefen kann. Kurz vorweg: Robert DeNiros Film über die CIA ist einer der besten Filme, die ich seit langem gesehen habe und ein absoluter Pflichttermin für alle Freunde richtig gutem Kino. Mal sehen, ob er morgen bei den Preisträgern dabei sein wird. Meiner Meinung nach könnte es passieren, dass die Jury ihren “Großen Preis” an ihn vergibt, die Hauptpreise aber auf andere Produktionen mit kleinerem Budget verteilt.

Überhaupt ist dieser heutige Tag, der letzte vor dem großen Tag der Preisverleihung morgen Abend, für viele hier schon so etwas wie ein Vorspiel zum Ende. Gedanklich beschäftigen sich alle hier schon damit, wer denn jetzt morgen einen der Bären mit nachhause nehmen darf. Und auch Francois Ozons Film „Angel“, der morgen den offiziellen Abschluss des Wettbewerbes bilden wird, könnte ein wenig untergehen in der spannenden Erwartung auf die Preisträger, die morgen Abend bekannt gegeben werden.

Wir werden für Euch aber bis zum Schluss noch fleißig bleiben und (jetzt erst recht) noch ein Interview mit Ramola Garai aus dem Film „Angel“ machen, bevor es dann endgültig ernst wird hier. Es lohnt sich also ganz gewiss, auch morgen wieder nachzulesen, was wir zu erzählen haben ...