Berlinale 2007
Kulinarisches Kino auf der Berlinale

Kulinarisches Kino auf der Berlinale

Im Rahmen von „Eat Drink See Movies“ gab es heute den Film „Fast Food Nation“ zu sehen.
Immer wieder gab es in der Vergangenheit der Berlinale spezielle Sonderaktionen, die am Rande des Festivals zu einem bestimmten Thema einen Schwerpunkt setzen sollen. Im heurigen Jahr gibt es ein besonderes Angebot für Freunde von gutem Essen und guten Filmen: in der Reihe „Kulinarisches Kino Eat, drink, see movies“ sollen die beiden Kunstformen „Film“ und die älteste Kunstform der Menschheit, das „Kochen“ und das anschließende Essen mit einander verbunden werden. Vom 11. bis zum 15. Februar werden täglich jeden Abend um 19:30 Uhr im Martin Gropius Bau in der Nähe des Potsdamer Platzes Filme gezeigt, die irgendwie mit dem Thema Essen oder Kochen oder kulinarische Genüsse zu tun haben. Im Anschluss daran gibt es ein von Haubenköchen zubereitetes Abendessen. Ein Genuss, den man sich leisten können sollte: die Eintrittskarte für Film und Abendessen kostet doch immerhin stolze 39 EUR.

Der Gedanke dahinter ist der, dass es zwischen Köchinnen und Köchen und Regisseurinnen und Regisseuren insofern eine Parallele gibt, als dass beide Rohmaterial zu einer Kunstform verarbeiten: die einen verarbeiten Lebensmittel zu Speisen, die anderen verarbeiten eine filmische Idee, ein Drehbuch zu einem möglichst unterhaltsamen Film. Thomas Struck, der Leiter der Reihe „Kulinarisches Kino“: „Wir machen ‚Gaumenkino’, denn Film und Essen stehen für Genuss, Geschmack und Geist. Wer genießen will, muss schmecken können und wissen, wie Geschmack entsteht, sonst kann einem leicht der Appetit vergehen.“

Genau dieses Neuentdecken des guten Geschmacks beim Essen war dem Organisationsteam ein Anliegen, gerade wenn es um die Essgewohnheiten der Jugend geht. Deshalb fand heute zum Abschluss der Reihe eine ganz besondere Veranstaltung statt: für einige Schulklassen wurde der Film „Fast Food Nation“ als Deutschlandpremiere gezeigt, der sich mit der Industrie hinter diesem schnellen und billigen, aber leider ungesunden, Essen verbirgt. Im Anschluss daran präsentierten zwei Haubenköche ihre gesunde Antwort auf das Thema „Fast Food“.

Für die anwesenden Schüler gab es aber, noch bevor der erste Teller serviert wurde, einiges zu kauen und zu verdauen, denn im Film wird doch relativ detailliert geschildert, wie eine Kuh geschlachtet und anschließend zerlegt wird. Eine Erfahrung, auf die einige von ihnen gerne verzichtet hätten, wie ihren Reaktionen zu entnehmen war: einige verließen zwischendurch immer wieder den Kinosaal oder schauten im entscheidenden Moment weg. Meine Sitznachbarin, ein Mädel von ungefähr 12 Jahren, meinte, sie sei Vegetarierin und wenn der Film nicht bald aus gewesen wäre, hätte sie sich übergeben müssen. Auch beim anschließenden Menü aus Hamburger mit „Rindfleisch von der Rippe“ und Salat mit Krabben dürfte erst beim Dessert etwas für sie dabei gewesen sein, als Topfenteigtaschen, gefüllt mit Powidl, in der Form eines Hamburgers serviert wurden. Beim Verlassen des Kinosaales unterhalten sich einige der Schüler miteinander über den Film und sie meinen, sie hätten schon lange keine so seltsamen Film gesehen. Aber für einen schulfreien Vormittag mit Mittagessen war das Ganze auf jeden Fall okay.
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