Stars, Berlinale 2023
Steven Spielberg Special

Steven Spielberg Special

Auf der Berlinale wurde Steven Spielberg für mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet und präsentierte seine aktuellen Film „Die Fabelmans“.
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von (cinemarkus)
„Filme sind Träume die wir nie mehr vergessen“ …

...und uns allen hat Steven Spielberg selbstverständlich viele davon beschert. In seinem neuen und persönlichsten Film „Die Fabelmans“ sagt diesen Satz sein wichtigstes Vorbild zu ihm: seine Mutter. Das autobiographisch angehauchte Drama erzählt uns, wie er zu dem Großmeister werden konnte, der er heute ist. Und dafür erhielt er heuer in Berlin den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. Der perfekte Anlass den für mich größten Regisseur aller Zeiten, ebenfalls hochleben zu lassen.



Ob „E.T. - Der Außerirdische“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ oder „Indiana Jones“. Seine Filme sind legendär. Mit „Der weiße Hai“ schuf er den ersten Blockbuster der Filmgeschichte (und laut eigener Aussage sein anstrengenstes Projekt). In „Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes“ hauchte er gemeinsam mit seinem Freund George Lucas dem Genre des Abenteuerfilms neues Leben ein. Beide durfte ich auf der Berlinale das erste Mal auf einer großen Leinwand erleben. Auch meinen Lieblingsfilm „Jurassic Park“, hat er inszeniert. Und letztes Jahr liefert er einfach so mit seinem ersten Musical „West Side Story“ einen Best Picture Kandidaten ab.

22 Oscarnominierungen mit drei Gewinnen, davon zwei für die Regie für „Schindlers Liste“ und „Der Soldat James Ryan“. Und noch unzählige andere wichtige Preise mehr. Auch für „Die Fabelmans“ war er direkt wieder dreimal nominiert.

Abseits des Films gründete er nach den Dreharbeiten zu „Schindlers Liste“ die „Shoah Foundation“, eine gemeinnützige Organisation und Art Videoarchiv zur Aufklärung über des Holocausts (und mittlerweile anderer Verbrechen der Menschheitsgeschichte) indem er Überlebenden eine Plattform gab. Seine für ihn wichtigste soziale Arbeit. Kaum einer kann mit solch einer Vita mithalten.

Und trotzdem gibt er sich extrem bescheiden. Er mache einfach was er macht, er wisse wie er es macht und anscheinend sei er gut darin. Er denke nicht darüber nach, welchen Einfluss er auf künftige Filmemacher hat, er sei ja selbst beeinflusst worden.

Eines dieser Vorbilder war sein Lieblingsregisseur, John Ford. Einst lief er mehrere Kilometer um allein „Der schwarze Falke“ (The Searchers) im Kino zu sehen, da ihn seine Eltern nicht zu dem für ihn zu gewalttätigen Film mitgenommen hatten. Doch danach konnte er nicht aufhören darüber zu reden. Sein Treffen mit der Westernlegende ist eine der großartigsten und witzigsten Szenen in „Die Fabelmanns“ und laut Spielberg 1:1 genau so passiert. Den Rat, den dieser ihm damals gab, sei das beste Geschenk, das er je bekommen habe.
Für die nächste Generation hat er deswegen auch einen einfachen: Erkennt interessante Geschichten. Alles beginne mit einem Drehbuch, der Rest komme dann danach. „If it ain‘t on the page, it ain‘t on the stage.“

Am Boden bleiben dürfte ihn auch sein Fokus auf Familie gelassen haben. Die Geburt seiner Kinder sei auch das einzige was die Geburt einer Idee übertreffe. Ebenso wie Filmemachen eine Kollaboration darstellt, ist es die Familie. Seine Frau hatte ihm sogar vorgeschrieben, egal wann sein Drehtag auch beginnen möge, er müsse auf jeden Fall die Kinder in die Schule bringen. Für ihn eine der besten Entscheidungen. Als er im Lockdown mit ebenjener Familie viel Zeit zu Hause verbrachte, begann er darüber nachzudenken welchen einen Film er schon immer machen wollte, und da war es für ihn klar: einer über seine eigene Familie und im Besonderen, seine Mutter. Das Resultat ist gerade im Kino zu sehen.

Die Fabelmans Bild aus dem Film „Die Fabelmans“ (Universal Pictures International)


Sie, die so mutig war und voller Lebensfreude, wenn sie etwas machen wollte, dann tat sie es einfach. „Du tust, was dir dein Herz sagt dass du tun musst.“ Sie habe sogar mal darüber gespaßt, wann er endlich einen Film über sie machen würde, wo sie ihm doch so viel Material gegeben hat. Auf den Tag genau, sechs Jahre nach ihrem Ableben erhielt er nun diese besondere Auszeichnung, an der sie selbst so mit beteiligt war.

Den Life Achievement Award des AFI und den Cecil B. DeMille der Golden Globes hat er ebenfalls inne, jetzt den Bären, also eigentlich nur eine Frage der Zeit wann die Academy nachziehen wird. All das habe ihn schon über sein Leben reflektieren lassen, etwas das er normalerweise selten tut, weil es bedeutet zurück und nicht nach vorne zu schauen. Doch Spielberg denkt noch lange nicht ans aufhören. Ihn treibe immer noch dieselbe kreative Kraft wie damals an. Dasselbe Level an Begeisterung wenn er eine gute Idee findet, hat er sich all die Jahre behalten. Dieselbe Verspieltheit und Humor prägen immer noch viele seiner Filme. Erst die letzten Jahre hatte er sich einen langjährigen Traum erfüllt und das „größte Bühnenmusical“ „West Side Story“ inszeniert. Wenn es nach ihm ginge, würde er den Rekord von Manoel de Oliveira brechen und mit 106 noch seinen letzten Film machen. Solange sein Publikum Freude darin findet und solange er Freude daran hat, wird er weiter Regie führen.

West Side Story Bild aus dem Film „West Side Story“ (20th Century Fox)


Auf die Frage was denn sein liebster gewesen sei, antwortete er ganz pragmatisch „er könne es nicht sagen, seine Filme seien wie seine Kinder“. Am emotionalsten seien aus der Natur der Sache „Schindlers Liste“ und „Die Fabelmans“ aber einen Favoriten gibt es nicht. Er könne uns auch leider nicht erzählen was sein nächstes Projekt sein wird, er wünschte er könnte. Es nicht zu wissen sei gleichzeitig ein großartiges aber auch furchtbares Gefühl. Als er den Preis verliehen bekommt, tanzt er dazu vor Freude wie ein kleines Kind.
Nach all den Jahren noch so eine Leidenschaft in jemandem zu sehen ist auch für mich außerordentlich inspirierend.

Onkel Boris predigt im Film dem jungen Sammy Fabelmann „die Kunst wird dir im Himmel eine Krone verleihen“. Doch Steven Spielberg hat sich die wohl auf Erden schon längst verdient.
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