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    Das Innenleben eines Teenagers

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    Serap hat einen Traum: Sie möchte gerne zusammen mit ihrem Vater eine Wohnung mieten. Denn zurzeit muss sie bei ihrer Schwester und deren aggressiven Ehemann leben, der ihr das Leben nicht gerade einfach macht. Für ihren Traum arbeitet sie auch hart: Nämlich in einer istanbuler Textilfabrik. Das Verdiente versteckt sie, da es ihr ihr Schwager sonst abnehmen würde.

    Das verschlossene Mädchen hat eine äußerst subjektive Sicht auf das Leben. Ihre Vergangenheit im Waisenhaus war für die Öffnung des etwas schmuddeligen Teenies wohl nicht gerade förderlich. Wie mit Scheuklappen driftet sie durchs Leben. So auch die stets nahe an Seraps Kopf klebende Kamera, die ihre Umwelt geschickt in Unschärfe versinken lässt. Doch egal, wie sehr Serap sich auch ihrer Umwelt verschließt, vor dem Kinopublikum schafft sie das nicht. Die Inszenierung gewährt tiefe Einblicke in das Seelenleben des Teenagers, dessen oft unlogische Handlungen in ihrer eigenen Logik nur allzu verständlich erscheinen. Man folgt ihr auf ihren aussichtslos erscheinenden (Über)Lebenskampf. Mit auf ihren aussichtslosen, aber durchaus kurzweiligen Kampf um Anerkennung, Liebe und Zukunftsaussicht, dem sie obsessiv alles unterordnet. So entgehen Serap die leeren Versprechungen und Lügen des Vaters ebenso wie die Zuneigung eines jungen Fahrers. Andere Sichtweisen aufs Leben und ihren Vater blendet sie geschickt aus. So nimmt sie sogar ein Leben auf der Straße in Kauf und steckt dem sich immer wieder hilflos gebenden alten Mann sogar ihr ganzes Geld zu.
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    (Patrick Zwerger)
    16.02.2015
    19:31 Uhr
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