Filmkritik zu Out of Nature

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Großes Kopfkino

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    Martin ist Mitte Dreißig und hat alles erreicht, was die Gesellschaft einem Mann in seinem Alter aufzwingt: Einen Job, eine Ehefrau und ein Kind. Anstatt das Leben dafür zu umarmen, fühlt er sich allerdings als Fremder in seinem eigenen Leben. Zu seiner Frau hat er längst kein inniges (und vor allem intimes) Verhältnis mehr und mit seinem kleinen Sohn verbindet ihn kaum etwas. Um seiner Familie zu entkommen, entscheidet er sich für ein einsames Wochenende in Norwegens Berglandschaft. Das gibt ihm viel Zeit zum Nachdenken und er lässt den Zuschauer dabei in seinen Kopf hinein. 

Der Film liefert beindruckende und beruhigende Bilder norwegischer Naturlandschaften, verzichtet aber fast komplett auf eine Handlung. Eigentlich begleiten wir den Protagonisten Martin lediglich beim Joggen. Dabei erzählt uns Martin seine Lebensgeschichte in seinen Gedanken, in einem inneren Monolog.

    Martin zweifelt an dem Sinn seiner eigenen Existenz. Er ist traurig und einsam, fühlt sich sowohl im Büro als auch zuhause Fehl am Platz. Er würde so gerne wieder einmal eine Frau berühren, gleichgültig ob seine eigene oder eine fremde. Einzig die Isolation in der Natur gibt ihm Trost und ein Gefühl von Freiheit.

    Was einer der traurigsten Filme auf der Berlinale sein könnte, schafft es trotzdem auch einer der witzigsten zu sein. Gedanken strömen ein und aus, viele davon absurd und skuril und für Gelächter sorgend. Auch stolpert Martin (in der Tat fast wörtlich) von einer aberwitzigen Situation in die nächste, etwa als er von einem Jäger bei der Selbstbefriedigung erwischt wird oder gezwungen wird mit blankem Hintern weiterzujoggen. Ein unglaublich origineller und berühreneder Film, bei dem man Tränen lacht und weint.
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    (Marina Ortner)
    14.02.2015
    10:20 Uhr
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