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  • Bewertung

    Starker, aber unversöhnlicher Film aus Bosnien

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010
    Man könnte sagen, dieser Film erzählt die Chronologie des Auseinanderdriftens zweier Menschen, die sich eigentlich von Herzen lieben und miteinander glücklich sein wollen. Beide haben im Krieg ihre Eltern verloren und wurden aus ihren Häusern vertrieben und um alles gebracht, was ihnen heilig war. In Sarajewo haben beide ein neues Leben angefangen, Amar als Fluglotse, seine Freundin Luna als Flugbegleiterin. Sie sind nicht reich, aber sie können davon leben. Gerade, als sie begannen, sich sicher zu fühlen und eine Familie gründen wollen, erlebt die Beziehung der beiden ihren ersten Rückschlag: Amar bekommt sein Alkoholproblem, das ihn seit seiner Zeit im Krieg nicht losgelassen hat, nicht in den Griff und wird vom Dienst suspendiert, weil er während seiner Schicht Alkohol getrunken hatte. Durch einen Freund Amars aus dem Krieg bekommt er zum Glück einen Job als Computerlehrer in einem Dorf, in dem alle streng nach den Gesetzen des Koran leben. Je mehr er sich auf deren Lebensweise einlässt, desto weiter treiben Luna und Amar auseinander.

    In der Gestalt der zwei Hauptfiguren des Filmes prallen schließlich zwei Welten aufeinander: hier Luna als die junge, attraktive Frau, die sich eine Familie nach westeuropäischem Vorbild aufbauen möchte, dort Amar, den seine fundamentalistischen Freunde davon überzeugt haben, dass seine Alkoholsucht und auch seine übrigen persönlichen Probleme nur davon herrühren, dass er lange Zeit vom Glauben abgefallen war. Er hat in der strengen Lebensweise Trost gefunden, für Luna bedeutet es einen einzigen Alptraum. Ob die beiden schlussendlich einen Weg zueinander und miteinander finden, lässt der Film offen und verstärkt damit das Gefühl der Unversöhnlichkeit nicht nur zwischen den Volksgruppen in Bosnien (was wahrscheinlich ein ziemliches Problem werden könnte), sondern auch zwischen der westlichen Hemisphäre und radikalen Fundamentalisten. Diese Unversöhnlichkeit mag zum Teil zutreffen, raubt dem Film jedoch jede Dimension der Hoffnung.
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    (Markus Löhnert )
    18.02.2010
    23:57 Uhr
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