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    Der Liebestest

    . Ein bosnisches Paar Luna und Amar (Zrinka Cvitesic und Leon Lucev) entwickelt sich in verschiedene Richtungen. Aus der Vogelperspektive sieht der Lebensweg der beiden aus wie ein Ypsilon. Anfangs sind ihre beiden Lebenslinien noch deckungsgleich, dann ab einem gewissen Punkt, geht es in unterschiedliche Richtungen. Jasmila Zbanic zeigt durchaus realistisch, wie diese tragische Entwicklung von statten geht. Die Differenzen werden immer größer, bis die Kluft nicht mehr zu überbrücken ist. Es beginnt mit unterschiedlichen Ansichten über Mode und Kleidung und endet bei seinem plötzlichen Verzicht auf vorehelichen Geschlechtsverkehr und einem Kinderwunsch. Im Gegensatz zur extremistischen Gemengelage in einem Trainingscamp räumt sie der Darstellung der muslimischen Glaubensausübung breiten Raum ein. Hier ist eine Feier fester Bestandteil des Familienlebens. Im Camp hingegen herrschen stringente mittelalterliche Zustände. Der typisch bosnische Aspekt wird durch Heimat und Besitz emotional eindrucksvoll thematisiert. Man erlebt die seelischen Nöte von Vertreibung und Ohnmacht.
    Luna und Amar fragen sich ’Was ist mit uns passiert?’ Wie die Linien am oberen Rand des Ypsilons berühren sie sich nicht mehr. Zwischen ihren Wertvorstellungen liegen Welten. Am Ende bittet er sie ’Komm zurück zu mir.’ Darauf sie ’Komm du doch zurück.’ Unvereinbare Gegensätze bleiben. Beide wissen aber, dass ’zwischen ihnen das Paradies’ liegt. Toll!
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    24.11.2012
    12:01 Uhr
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    Starker, aber unversöhnlicher Film aus Bosnien

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010
    Man könnte sagen, dieser Film erzählt die Chronologie des Auseinanderdriftens zweier Menschen, die sich eigentlich von Herzen lieben und miteinander glücklich sein wollen. Beide haben im Krieg ihre Eltern verloren und wurden aus ihren Häusern vertrieben und um alles gebracht, was ihnen heilig war. In Sarajewo haben beide ein neues Leben angefangen, Amar als Fluglotse, seine Freundin Luna als Flugbegleiterin. Sie sind nicht reich, aber sie können davon leben. Gerade, als sie begannen, sich sicher zu fühlen und eine Familie gründen wollen, erlebt die Beziehung der beiden ihren ersten Rückschlag: Amar bekommt sein Alkoholproblem, das ihn seit seiner Zeit im Krieg nicht losgelassen hat, nicht in den Griff und wird vom Dienst suspendiert, weil er während seiner Schicht Alkohol getrunken hatte. Durch einen Freund Amars aus dem Krieg bekommt er zum Glück einen Job als Computerlehrer in einem Dorf, in dem alle streng nach den Gesetzen des Koran leben. Je mehr er sich auf deren Lebensweise einlässt, desto weiter treiben Luna und Amar auseinander.

    In der Gestalt der zwei Hauptfiguren des Filmes prallen schließlich zwei Welten aufeinander: hier Luna als die junge, attraktive Frau, die sich eine Familie nach westeuropäischem Vorbild aufbauen möchte, dort Amar, den seine fundamentalistischen Freunde davon überzeugt haben, dass seine Alkoholsucht und auch seine übrigen persönlichen Probleme nur davon herrühren, dass er lange Zeit vom Glauben abgefallen war. Er hat in der strengen Lebensweise Trost gefunden, für Luna bedeutet es einen einzigen Alptraum. Ob die beiden schlussendlich einen Weg zueinander und miteinander finden, lässt der Film offen und verstärkt damit das Gefühl der Unversöhnlichkeit nicht nur zwischen den Volksgruppen in Bosnien (was wahrscheinlich ein ziemliches Problem werden könnte), sondern auch zwischen der westlichen Hemisphäre und radikalen Fundamentalisten. Diese Unversöhnlichkeit mag zum Teil zutreffen, raubt dem Film jedoch jede Dimension der Hoffnung.
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    18.02.2010
    23:57 Uhr
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      Fragen, keine Antworten...

      ...dies soll Jasmila Zbanics Film nach eigener Aussage aufwerfen. Die Beziehung zwischen Luna und Amar (und somit die Beziehung zwischen liberalem, westlich-orientiertem Islam und streng-religiös bis sogar radikalem Islam) ist gekonnt analysiert. Die Probleme, die Jasmila Zbanic in "Na Putu" analysiert sind subtil, jedoch treffend angesprochen. Auch wenn die Regisseurin und Drehbuchautorin keine Antworten liefern wollte, liefert das Ende des Films eine doch eindeutige und höchst problematische Antwort. Die Versöhnung zwischen liberaler und konservativ-strikter Religionsausübung kann de facto laut diesem Film nicht existieren. "Na Putu" fokussiert sich viel zu sehr auf eine extremistische Perspektive des Islam. Die Figur der Luna ist zwar Muslimin, jedoch eine, in deren Leben die Religion keine Rolle spielt. Eine Schlüsselszene des Films ist die Bajram-Feier bei Lunas Großmutter, die religiös ist, jedoch ihren Glauben der westlichen Lebensweise angepasst hat. Sie repräsentiert den aktuellen Status einen liberal-europäischen Islam viel eher als die Figur der Luna. Auf die Großmutter bzw. ihre Lebensphilosophie hätte sich Zbanic viel mehr konzentrieren sollen, falls ihr Ziel gewesen war, einen gläubigen, jedoch mit westlichen Normen vereinbaren Islam darzustellen.

      So ist "Na Putu" ein exzellent gespielter Film, eingetaucht in wunderbare Bilder, der sich einer wichtigen Thematik annehmen, diese jedoch bei weitem nicht würdig genug einer filmischen Behandlung unterziehen.
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      19.02.2010
      20:46 Uhr