Filmkritik zu Das Vaterspiel

Bilder: Filmladen Fotos: Filmladen
  • Bewertung

    Vaterspiel

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2009
    Michael Glawoggers Filme erzählen stets Geschichten abseits der sonst üblichen Schicksale. Und selbst, wenn sie eine auf den ersten Blick „normale“ Geschichte erzählen, so gehen sie mit ihrem Blickwinkel stets tiefer hinein in die Abgründe der Existenz ihrer Charaktere und enthüllen deren wahres Alltagsleben mit all seinem Schmutz, seinen brutalen Anekdoten und den psychischen Abgründen, die sich dabei immer wieder auftun. Mit der Verfilmung von Josef Haslingers Buch geht es nicht nur um eine Vergangenheitsbewältigung der österreichischen bzw. deutschen Geschichte, sondern zusätzlich auch um eine extrem gestörte Vater-Sohn-Beziehung, die durch die Begegnung mit dem ehemaligen SS-Anfüher in New York eine Generation zurück verlagert und durch den Enkelsohn gleichzeitig auch gegenwärtig gemacht wird. Die Vergangenheit ist noch nicht so lange her, dass es nicht immer noch Verbindungen zur Gegenwart gäbe. Glawoggers Kritik geht aber noch weiter: sie zeigt auf, welche kranken Computerspiele im Internet herunter geladen werden können und welches Geschäft mit solcherlei Software gemacht wird, weil so viele Kunden im WWW darauf warten, ihre Fantasien, die sie im realen Leben nicht ausleben können, im Computer virtuell auszuleben. Glawogger macht es einem Publikum nicht leicht, eine Identifikationsfigur zu finden, so oft wechseln Sympathie und Abscheu gegenüber den Handlungen aller Figuren. Es dürfte aber, wenn man sich seine bisherigen Filme ansieht, beabsichtigt sein, keinen Helden oder keine Heldin aus der Geschichte hervorgehen zu lassen. Kein Film zum Entspannen, aber ein handfestes Lebenszeichen des österreichischen Filmes, mit Ecken und Kanten, wie es sich für Filme von Michael Glawogger gehört.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    (Markus Löhnert )
    08.02.2009
    23:58 Uhr
    http://worteverbinden.at
    Meine Top-Filme: