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    Liebe in den Zeiten der Corona(-pandemie)

    Exklusiv für Uncut
    Wir schreiben März 2020. Die plötzliche Ankündigung eines österreichweiten umfassenden Lockdowns ist nur der Beginn einer äußerst schwierigen Zeit, die auch noch jetzt einen gravierenden Einschnitt in unser aller Sozialleben darstellt. Während sich manch eine*r mit neuen Hobbies wie Stricken oder Puzzeln versucht hat vom öden Alltag in den eigenen vier Wänden abzulenken, hat der Grazer Regisseur und Drehbuchautor Martin Kroissenbrunner seine Eindrücke am Papier festgehalten und daraus das Grundgerüst für seinen neuen Film „Das Neue Normal“ gebaut. Die Liebeskomödie wurde im Rahmen des Filmfestivals Kitzbühel uraufgeführt und dort mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Seine Filmfiguren hat Regisseur Kroissenbrunner zum größten Teil spezifisch für Personen aus seinem Freundes- und Kolleg*innenumkreis geschrieben, zum Cast zählen unter anderem Lisa Rohrer, Jan Senn, Lisa März, Beatrix Brunschko, Janine Vasiri und Mike Maier. Die Romcom wurde im Sommer 2021 unter strenger Einhaltung der damals geltenden Corona-Maßnahmen in Graz und Feldbach gedreht und von Oliver Haas und Stefan Müller produziert.

    Die verträumte Xandi (Lisa Rohrer), Anfang 30 und Designerin, ist sich einer Sache ganz sicher: 2020 wird ihr Jahr und darüber hinaus ein Jahr voller Berührungen; innerlich und äußerlich. Doch die Pandemie zieht ihr einen gehörigen Strich durch die Rechnung und so muss fortan die geräumige Dachterrasse ihres Mehrparteienhauses als Zufluchtsort für soziale Interaktionen herhalten. Die geheimen Treffen mit ihrer besten Freundin Börnie (Janine Vasiri) und dem Gelegenheitsgschpusi Fredi (Mike Maier), die ebenfalls im Haus ansässig sind, bleiben allerdings nicht unbemerkt und schnell ist ihnen die griesgrämige Nachbarin Frau Leuter auf den Fersen, die nur allzu gern an die vorgeschriebenen Abstandsregeln erinnert. Xandi, Börnie und Fredi freunden sich obendrein mit den beiden Nachbarn Biene (Lisa März) und Geri (Jan Senn) an. Xandi beginnt allmählich für Geri Gefühle zu entwickeln, will sich das jedoch nicht eingestehen. Während die Pandemie vielerorts das Leben völlig lahmgelegt hat, herrscht bei ihr Gefühlschaos.

    Das Thema Corona, welchem viele schon längst überdrüssig geworden sind, als unterhaltsame Kinokost zu verkaufen, ist kein leichtes Unterfangen. Dass der Film nun drei Jahre und zahlreiche Pandemiephasen zu einer Zeit erscheint, in welcher nahezu sämtliche Vorschriften und Maßnahmen aufgehoben wurden, kommt der Komödie daher nur zu Gute. In angemessener Distanz zu den Geschehnissen macht es sich viel leichter über die damalige Sachlage zu lachen und sie mit einem Augenzwinkern betrachten zu können. Situationen wie im Freien allein Maske zu tragen oder sich mit Haushaltsgummihandschuhen vor Viren schützen zu wollen, wirken im Nachhinein fremdartig; gar lächerlich.

    Der Film lebt von dem ungezwungenen, natürlichen Zusammenspiel seiner Akteur*innen. Mit Corona als Rahmenhandlung werden auch Themen wie Erwachsenwerden und Selbst- bzw. Sinnfindung angeschnitten und mit greifbaren Figuren authentisch den Zuseher*innen übermittelt.

    Gedreht an Grazer Originalschauplätzen vermag „Das Neue Normal“ überdies gekonnt die steirische Landeshauptstadt als modernen und attraktiven Filmstandort zu skizzieren.

    „Das Neue Normal“ ist ein gelungener Versuch den damaligen Zeitgeist, der von Unsicherheit und Ängsten geprägt war, auf humorvolle Art und Weise einzufangen!
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    (Julia Pogatetz)
    02.04.2023
    09:11 Uhr