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  • Bewertung

    The cabin in the hood

    Exklusiv für Uncut
    Diese Woche startet endlich der lang erwartete und längst überfällige nächste Teil in der Evil-Dead-Reihe und ich konnte ihn schon vorab sehen. Warum er genau den richtigen Ton trifft, hier in meiner Kritik.

    Ellie lebt mit ihren drei Kindern alleinerziehend in einem Wohnblock in Los Angeles. Da der bald abgerissen werden soll, droht ihnen die Ausweisung. Als ihre Schwester Beth zu Besuch ist, passieren plötzlich merkwürdige Dinge und bald darauf taucht ein sehr bekanntes Buch auf. Der blanke Horror beginnt…

    Nach einer großartigen und sehr effektiven Eröffnungssequenz, die sich etwas außerhalb der Haupthandlung bewegt, lernen wir die Familie kennen. Viel erfahren wir nicht über sie, der Vater ist weg und die Verhältnisse sind ärmlich doch Liebe und Zusammenhalt dominieren. Umso mehr schmerzt es dann, dass gerade Ellie es ist, die als erste von der bösen Macht besessen wird und auf ihre Schützlinge losgeht. Und von da an gibt es keine Pause und kein Entrinnen mehr. Horrorfilme wie diese funktionieren für mich immer am besten, wenn sie das Grauen in der Realität verankern. Getötet und verstümmelt wird mit allem, was die häusliche Umgebung hergibt. Da ist zwar kaum etwas Neues dabei, der Schockfaktor stimmt trotzdem (Obwohl ich mehrfach tätowiert bin, haben sie es irgendwie geschafft, eine Tätowiermaschine schaurig zu inszenieren). Gegen Ende wird dann das Gewaltlevel von 0 auf 100 ziemlich schnell, ziemlich steil angehoben.

    Was dem Ganzen noch einen draufsetzt, ist das schon die Grundsituation absolut furchterregend ist, fernab von Flüchen und Killergeistern. Es wird von Anfang an auf Atmopshäre gesetzt. In einem baufälligen Hochhaus im obersten Stock gefangen zu sein, nahezu allein und das während eines Gewitters, nach einem Erdbeben, bietet an sich schon Stoff genug für einen grandiosen Survival-Thriller. So wird erneut ein Gefühl von Abgeschiedenheit und Hilflosigkeit erzeugt, die Hütte im Wald wurde quasi mitten in die Großstadt verlegt.

    Ich bin zugegeben kein versierter Fan der Reihe, mag das Original wie das Remake von Fede Alvarez, aber ein paar Hommagen hab selbst ich erkannt. Bis auf einen einzigen sehr gelungenen und organischen gibt es jedoch nie Metagags, ebenso keine Cameoauftritte, die einen rausholen könnten. Bruce Campbell und Sam Raimi sollen eher im Hintergrund mitgemischt haben. Ein bisschen Humor hier und da hat es so schon reingeschafft, doch meist dominieren Gewalt und Terror. Damit schlägt der Film perfekt die Brücke zwischen Raimi-Charme und Alvarez-Härte.

    Dieser Mittelweg ist aber leider auch bei den Effekten deutlich. Es wird nicht wie beim Original ausschließlich auf praktische gesetzt, sondern es wird auch viel CGI verwendet. Da ist nichts dabei was mich nicht überzeugt, aber es sollte erwähnt werden. Wenn dann aber mal Handgemachtes zum Einsatz kommt, dann richtig. Am Kunstblut wird außerdem keineswegs gespart. Eine bestimmte Szene im angesprochenen Finale ist diesbezüglich was das reine Volumen angeht schon rekordverdächtig.

    Ich bin mir sicher, Horrorfans aller Generationen werden mit „Evil Dead Rise“ sicher auf ihre Kosten kommen. Und wenn es in dieser Tonart weiter geht, bleibt es hoffentlich nicht der letzte Beitrag der Reihe.
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    (Markus Toth)
    26.04.2023
    14:05 Uhr