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  • Bewertung

    Geschichte wiederholt sich

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Wie es ist einer Minderheit anzugehören, ist schwer nachzuvollziehen. Doch „For Ahkeem“ schafft es bravourös ein gewisses Gefühl dafür im Zuschauer zu erzeugen. Die Geschichte von Daje „Boonie“ Shelton, die nachdem sie sich geprügelt hat von der Schule fliegt und nur mehr in einem speziellen Schulprojekt für schwer Erziehbare ihren Abschluss machen kann, ist keine Einzelgeschichte und zeigt die Probleme von Minderheiten, denen ständig ein Stempel mit Vorurteilen und Klischees aufgedrückt ist. Die ICA, Innovative Concept Academy, auf die Boonie, nach richterlicher Entscheidung gehen muss, da es für sie sonst keine Möglichkeit mehr gibt ihren Abschluss zu schaffen, spezialisiert sich darauf, ihre Schüler in der Schule zu behalten, um sie von der Straße und letztendlich aus den Gerichtssälen herauszuhalten.

    Selbst dort macht Daje Schwierigkeiten und verfehlt immer wieder die Anforderungen, die an sie gestellt werden. Auch nachdem ihre Mutter ihr eine Standpauke hält in der sie ihr empfiehlt, das Haus und die Gegend, in der sie lebt, nicht als das Leben ansehen sollte, mit dem sie sich abfinden darf. Passend wird darauf eine Unterrichtsstunde geschnitten, in der der Lehrer ein Bild zeigt, in dem viele Schwarze in einem Fass stecken und probieren aus diesem herauszukommen. Einer hat es auch geschafft und klettert außen am Fass hinab. Es sind nicht viele, die es aus der ausweglosen Situation herausschaffen, aber es gibt immer Einzelfälle, denen es gelingt, so der Lehrer. Es soll dies ein Ansporn an alle sein, ihre Träume nicht aufzugeben. Der Filmemacher lässt so auch Persönlichkeiten einblenden, die eben diesen schwierigen Weg gemeistert haben und nun als Vorbilder der Jugendlichen gelten. Besonders augenscheinlich ist hier eine Einstellung im Film, in der Boonie angesichts der Aussichtslosigkeit hoffnungslos den Kopf hängen lässt und hinter ihr ein Porträt von Barack Obama hängt, der lächelnd auf sie herabzublicken scheint. Aber auch ein Poster mit Muhammad Ali auf dem geschrieben steht „Impossible is Nothing“ soll den Jugendlichen zeigen, dass es immer Möglichkeiten und Vorbilder gibt, zu denen man aufblicken und denen man nachstreben kann.

    Indem der Filmemacher dunkle Szenen, nur von Straßenlaternen erleuchtet in der verlassenen, heruntergekommen Gegend, mit von der Sonne hell erleuchteten Einstellungen schnell aneinanderschneidet, bekommt man ein Gefühl dafür, wie eng hier Hoffnung und Verzweiflung aneinander liegen. Jeder Funke Hoffnung wird durch Nachrichten der immer heftiger werdenden Polizeigewalt zunichte gemacht und letztendlich fragen sich die SchülerInnen warum für eine Zukunft lernen, die sowieso nichts für sie bereithält. Geschichte scheint sich zu wiederholen, aber Boonie kämpft bis zum Schluss für ihren Abschluss und zeigt damit, dass sie weiter für eine gerechtere Zukunft, für sich und ihre Liebsten, kämpft.
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    (Daniel Pramberger)
    03.11.2017
    13:40 Uhr