Filmkritik zu The Day After

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Wenn Privat- und Berufsleben miteinander verschmelzen…

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    „Geu-Hu“ ist einer von drei neuen Filmen des südkoreanischen Filmemachers Hong Sangsoo, welche alle auf der diesjährigen Viennale zu sehen sind. Auch wenn drei Filme innerhalb eines Jahres wirklich ambitioniert klingen, so merkt man, wenn man sich „Geu-Hu“ anschaut, dass Hong Sangsoo zumindest bei diesem Fall sehr ökonomisch gearbeitet hat. Es werden lediglich drei Dreh-Locations für den gesamten Film verwendet. Die erste Szene spielt in Bongwangs Küche, alle darauffolgenden entweder in seinem kleinen Verlagshaus oder in ein und dem selben Restaurant, in dem er sich entweder abends mit seiner Geliebten betrinkt oder mittags seine Pause verbringt. Auch das Schneiden des Films wird wohl wenig Zeit in Anspruch genommen haben. Die Szenen sind so konzipiert, dass die Kamera lediglich durch Schwenks und Zooms Dynamik in die Aufzeichnungen bringt. Das ist allerdings kein Kritikpunkt, denn diese ans Theater oder an Kammerspiele erinnernde Szenenästhetik ist einfach nur ein Charakteristikum für Hong Sangsoos Filme und speziell „Geu-Hu“, der durchweg auf diese Weise gedreht wurde.

    Die Umsetzung der Story ist allerdings ausbaufähig. Eine verlorene Seele, die Berufliches und Privates nicht trennt und das Trinkverhalten nicht unter Kontrolle bringen kann, eine betrogene Ehefrau und zwei weitere weibliche Charaktere, die durchaus Gründe dafür hätten Bongwan gehörig Paroli zu bieten, könnte man hitziger verpacken als es Hong Sangsoo in „Geu-Hu“ gemacht hat. Dass er es besser kann, zeigte der Südkoreaner bereits häufige Male, wie zum Beispiel in „Right Now, Wrong Then“ aus dem Jahr 2015. Trotzdem: Im Großen und Ganzen ist „Geu-Hu“ ein solider, dialoglastiger Liebesfilm mit recht unterhaltsamen Anekdoten aus dem Alltag.


    Positiv anzumerken ist die spürbare Selbstironie des Regisseurs, die den kompletten Schwarzweißfilm durchzieht. Denn die Darstellerin der neuen Verlagsmitarbeiterin Areum wird ausgerechnet von jener Frau verkörpert, mit der der verheiratete Hong Sangsoo letztes Jahr eine Affäre bekannt gab: Kim Minhee, welche im europäischen Raum wohl besonders durch Park Chan-Wooks „Die Taschendiebin“ (2016) ihren Bekanntheitsgrad steigerte und auch in den beiden anderen auf der Viennale vertretenen Filmen „Claire’s Camera“ und „On The Beach At Night Allone“ von Hong Sangsoo als Hauptdarstellerin zu sehen sein wird.
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    (Susan Häußermann)
    28.10.2017
    11:57 Uhr