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  • Bewertung

    Leben und Lieben in Tokio

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2017
    Der japanische Regisseur Yûya Ishii präsentierte auf der diesjährigen Berlinale den Film mit dem wohl längsten (internationalen) Titel „The Tokyo Night Sky Is Always the Densest Shade of Blue“. Das romantische Drama handelt von zwei Außenseitern. Die depressive Krankenpflegerin Mika und der auf einem Auge blinde Shinji sind zwei einsame Gestalten, die fast unbemerkt ihr Leben in der Millionenmetropole Tokio fristen. Trotz der Anonymität der Großstadt, laufen sich die zwei allerdings immer wieder über den Weg.

    Yûyas Ishiis Film ist ein visuell gestaltetes Gedicht. Anstatt einem klaren Handlungsbogen zu folgen, dreht er sich viel im Kreis und setzt auf Wiederholungen. Er vermittelt mehr Gefühl als Inhalt. Und das ist wunderbar! Dicht ist nicht nur Tokios nächtlicher Himmel, sondern auf die Symbolik in dem Film. Motive wie Tod und Entwurzelung kommen immer wieder vor.

    Der Film versteht sich auch als ein ehrliches Portrait von Tokio. In einer bewegten, hektischen Stadt, die mehr Schein als Sein ist, kämpfen ihre fast unsichtbaren Individuen um ihr Überleben. Doch der Film predigt auch, jede Chance auf Glück zu ergreifen, die sich einem bietet. Denn Glück scheint etwas Seltenes zu sein in einer Millionenmetropole wie Tokio - einer Stadt, in der selbst die Hoffnung hoffnungslos wirkt. Was den Kampf allerdings kämpfenswert macht, ist wie so oft die Liebe. Jedoch entwirft Ishii in seinem filmischen Gedicht ein weniger idealistisches Bild von der Liebe, als wir es von Filmen gewohnt sind. Er sieht Liebe als einen Weg für die Einsamen, gemeinsam einsam zu sein.
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    (Marina Ortner)
    27.03.2017
    18:07 Uhr
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