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  • Bewertung

    Leben und Tod

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2015
    Nach drei Jahren Ungewissheit steht Yusuke plötzlich in der Küche seiner Frau Mizuki. Diese freut sich natürlich, ihren verschollenen Ehemann nach so langer Zeit wieder zu sehen. Da kann sie nicht einmal die Nachricht schockieren, dass Yusuke eigentlich seit drei Jahren tot sei. Er hat sich damals im See ertränkt. „Zieh deine Schuhe aus“, gehört zu den ersten Sätzen, die Mizuki zum zurückgekehrten Toten sagt. Die Liebe ist schnell wieder entflammt – sie war nie abwesend. Rastlos war seine Seele auf Wanderschaft – in Zweisamkeit bereisen sie nun jene Orte, an denen Yusuke die letzten drei Jahre verweilte. So ist der Film in erster Linie eine gefühlvoll erzählte Liebesgeschichte. Die Geschichte zweier Individuen, die selbst über den Tod hinaus nicht voneinander loslassen können.

    Die Verbindung von Diesseits und Jenseits ist eines von wenigen Elementen, das aus jener Zeit übrig geblieben ist, als sich Kiyoshi Kurusawa als japanischer Horror-Regisseur einen Namen machte. Kunstblut sucht man vergebens. An die frei gewordenen Stelle tritt ein philosophischer Diskurs über das Leben – erzählt in ruhigen Bildern und langen Einstellungen. Die gezeichnete Welt ist voller toter Menschen. Nur Tote erkennen andere Tote, für die Augen der Lebenden bleiben sie am Leben. Einige von Ihnen wissen selbst nicht, dass sie bereits verstorben sind. Worin liegt die Macht des Todes, wenn er unentdeckt bleibt? Aber auch die Toten haben Angst. Angst zu verschwinden. Verschwinden ist der endgültige Tod der Toten. Auch, wenn der spirituelle Film spezifische Elemente der japanischen Kultur aufgreift, handelt es sich beim Tod natürlich um ein universelles Thema. Wie gehen die Lebenden mit dem Tod um? Und wie machen das die Toten? So lauten die Fragen dieses entschleunigten Dramas, das viele gelungene Ansätze aufweist und auch die Spannung bis zum Schluss halten kann.
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    (Patrick Zwerger)
    20.05.2015
    16:13 Uhr
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