The Marvels
Wenn man sich bisherige Verkaufszahlen und Online-Reaktionen anschaut, lässt es sich kaum mehr verleugnen: das jahrelange Marvel-Monopol geht dem Ende entgegen. Superheldenmüdigkeit hat auch die breiten Massen erreicht. Für Comicfans ein Jammer, für Cineasten, die sich im Mainstream eine diversere Kinolandschaft herbeisehnen, hingegen ein Segen. Nun ist es ausgerechnet der zweite Soloauftritt von „Captain Marvel“, die erste MCU-Heldin mit eigenem Film, der dem abflachenden Publikumsinteresse zu Opfer fällt. Obwohl: Soloauftritt wäre in diesem Fall nicht ganz korrekt.
Im Kampf gegen das Böse erhält Titelheldin Carol Denvers (Brie Larson) Verstärkung von zwei weiteren starken Frauenfiguren. Durch einen intergalaktischen Zwischenfall verbandeln sich ihre Superkräfte mit denen der Astronautin Monica Rambeau (Teyonnah Paris) und der Teenagerin Kamala Khan alias Ms. Marvel (Iman Vellani). In der Zwischenzeit plant Bösewichtin Dar-Benn, Einheimische des Kree-Planeten, die Galaxie ins Verderben zu stürzen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem viel am Spiel steht. Leider soll der Film von Regisseurin Nia DaCosta Kritiken und Reaktionen zufolge dem MCU wenige neue Facetten hinzufügen. Auch pseudofeministische Plattitüden können das Universum nicht vor Comic-Einheitsbrei und 0815-Action bewahren. So langsam sollte Marvel ans Aufhören denken: die Erfolgsstrecke ist jedenfalls vorüber.
Die Theorie von Allem
Als einziger deutschsprachiger Beitrag im heurigen Venedig-Wettbewerb hat der neue Film von Timm Kröger viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Für den Kameramann (u.a: „The Trouble with Being Born“) ist es die erst dritte Regiearbeit.
In Schwarz-Weiß-Ästhetik entführt der Thriller in die Schweizer Alpen der frühen 1960er. Der junge Physiker Johannes (Jan Bülow) nimmt an einem naturwissenschaftlichen Kongress, im Zuge dessen bahnbrechende Forschungen enthüllt werden sollen, teil. Der iranische Quantenmechaniker, der die heißerwartete Weltformel präsentieren würde, lässt jedoch lange auf sich warten. Um sich die Zeit zu vertreiben, erforscht die geladene Wissenschaftselite die nahegelegenen Skigebiete. Dabei lernt Johannes die mysteriöse Pianistin Karin (Olivia Ross) kennen. Der Beginn einer Verkettung von seltsamen Ereignissen, die den Physiker in die Berge führen. Deutsches Arthouse-Kino vom Feinsten.
Sound of Freedom
„Der Film, den die Medien euch vorenthalten wollen!“ - diese Behauptung kursierte immerhin monatelang in konservativ gefärbten Kreisen. Wie durch ein Wunder, hat es dieser ach-so-verbotene Film nun sogar nach Österreich geschafft - noch dazu in die großen Mainstream-Lichtspielhäuser. Produziert von den religiös orientierten Angel Studios, erzählt der Thriller die halbwahre „Helden“-Geschichte von Tim Ballard. 2013 hat Ballard (gespielt von Jim Caviezel, ein lautstarker Befürworter der QAnon-Verschwörungstheorie) laut eigenen Angaben einen Pädophilenring in Kolumbien auffliegen lassen. Dass einige Details dieser Befreiungsaktion augenscheinlich nie so stattgefunden haben und frei erfunden sind, lässt der Film außen vor. Dem realen Ballard wurden unterdessen sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Welch Ironie des Schicksals.
Weitere Neustarts:
Dein Leben - Mein Leben
In seinem vierten Doku-Porträt geht Regisseur und Protagonist Marko Doringer auf die 50 zu. Was tun, wenn der Herbst des Lebens naht, man selbst aber reuevoll auf vergangene Entscheidungen zurückblickt? Mit gewohnt introspektivem, ultrasubjektivem Blick, reflektiert Doringer über verpasste Chancen, (familiäre) Beziehungen und seiner eigenen Position in der Welt.
Ein ganzes Leben
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler, handelt das deutsch-österreichische Drama vom Hilfsarbeiter Andreas Egger (Stefan Gorski, August Zirner). Eine Lebensgeschichte, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, und im Waisenhaus ihren Ursprung findet. In weiteren Rollen sind Julia Franz Richter, Andreas Lust, Robert Stadlober und Thomas Schubert zu sehen.
Bosnischer Topf
Die Tragikomödie des Kroaten Pavo Marinković erzählt die Geschichte eines nach Österreich ausgewanderten Bosniers. In seiner Heimat wurde Faruk Šego für seine literarische Arbeit bewundert, die Schrecken des Jugoslawienkriegs haben ihn nach Graz geführt. Dort soll ihm die Abschiebung drohen. Um dieser zu entgehen, tritt er eine Theatergruppe bei, die ihn an seine Anfänge erinnern lässt.
Der Kolibri - Eine italienische Familienchronik
Auf dem gleichnamigen Roman von Sandro Veronesi basierend, widmet sich die italienische Tragikomödie dem aufgeregten Leben von Marco Carrera. Als der junge Marco in den 70er-Jahren während eines Meerurlaubs Luisa Lattes kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick. Wie es das Schicksal so will, bleibt den beiden eine wahre Romanze verwehrt.
Thabo - Das Nashornabenteuer
Im südafrikanischen Eswatini, ehemals Swasiland, führt der elfjährige Thabo (Litlhohonolofatso Litlhakayane) ein bescheidenes, eigentlich wenig spektakuläres Leben. Eines Begegnung mit Wilderern stellt den Alltag des Jungen aber auf den Kopf. Gemeinsam mit seinen Freunden, will er die Übeltäter zur Rede stellen.
Mein Sohn, der Soldat
Frankreich im ersten Weltkrieg: der Senegalese Bakary (Omar Sy) will der Armee beitreten. Er möchte seinen eigenen Sohn aufspüren und nach Hause bringen. Dieser wurde von den französischen Streitkräften zwangseinberufen. Vorerst läuft der Film nur in Wien, Linz und Klagenfurt.