Inzwischen schreiben wir den achten Tag der 62. Berlinale. Die Stunden und Tage vergehen wie im Flug und die Orientierung innerhalb der Kalenderwoche ist schon lange verloren gegangen. Doch was macht die mittlerweile sehr in den Hintergrund gerückte Jury so den lieben langen Tag? Theoretisch müsste ihr es ja genauso wie dem Uncut-Team ergehen, denn eigentlich haben sie ja auch denselben immer wiederkehrenden Tagesablauf: sie schauen exzessiv Filme. Und so kommt es auch, dass man sich des Öfteren einmal über den Weg läuft. Zwar befindet man sich häufig mit diesen tollen Künstlern im selben Raum, jedoch herrscht aber dennoch eine strickte Trennung. Vor der Fußfreien Reihe, von wo aus perfekte Sicht herrscht und wo sich alle wichtigen Leute platzieren dürfen, darf man als „Normalo“ nicht einmal durchgehen. So kommt es schnell einmal, dass das durch eine Presseakkreditierung gewonnene Selbstvertrauen schwindet und man behutsam aber sicher wieder auf dem Boden der Tatsachen zurückgeholt wird. Umso erfreulicher ist es jedoch, wenn man freie Plätze in der Reihe hinter den Preisrichtern ergattert. Und so kommt es, dass mir auch heute wieder einmal ein Kopf die Leinwand abschneidet. Diesmal geht es aber in Ordnung. Erstens, weil der Kopf immer „chilliger“ in den bequemen Sitz hinein sinkt und zweitens, weil es sich um den Kopf von Jake Gyllenhaal handelt. Neben ihm lümmelt Mike Leigh, dessen Brille stilsicher vor seinen kritischen Augen platziert ist. Und wieder kommt das Gefühl auf, hier im Kinosaal Besucher zweiter Klasse zu sein: Schlürft doch der gute Jake genüsslich während des ungarischen Films „Just The Wind“ an seinem köstlich riechenden Starbucks-Kaffee, während der 0815-Kinobesucher doch andauernd auf Speisen und Getränke kontrolliert wird.
Was Jake bereits im Kino gemacht hat, wird im Anschluss sofort nachgeholt und somit geht es frisch und munter zur Vorstellung von „Gnade“. Diesmal kann der Film zwei Reihen hinter Anton Corbijn & Co genossen werden, wobei ich mich aber freue nicht genau hinter dem ungefähr zwei Meter großen Fotografen zu sitzen. Bei diesem deutschen Film ist auch die einzige österreichische Wettbewerbsbeteiligung zu sehen: Burgtheaterschauspielerin Birgit Minichmayr spielt an der Seite von Jürgen Vogel. Respektabler Auftritt, manchmal aber doch etwas theatral. Für ihre Rolle in diesem am Polarkreis angesiedelten Drama, hat Minichmayr innerhalb von sieben Wochen norwegisch gelernt, wie sie später verrät. Bevor es jedoch weiter geht, vergleicht Regisseur Glasner noch sei iPhone mit dem Monolithen aus „2001“ - immerhin sehen beide gleich aus. Der Monolith hat einst den Primaten die Intelligenz gebracht und nun bringt das iPhone den Menschen….Naja!
Beim anschließenden Screening von „Die Königin und der Leibarzt“ lässt sich Mike Leigh von der vorletzten Reihe aus nur mehr als weit entfernte, dunkle Silhouette erkennen. Eigentlich aber auch egal, denn immerhin konzentriert man sich ja sowieso auf den Kostümfilm mit Mads Mikkelsen.
Schließlich klingt der Tag mit dem Sozialdrama „Was bleibt“ von Hans-Christian Schmid aus. Erst zum zweiten Mal besuche ich eine Vorstellung, die auch für die Öffentlich zugänglich ist und während mir meine Akkreditierung um den Hals baumelt, kann ich mir zum ersten Mal irgendwie entfernt vorstellen, wie es wohl für die Herren Frauen von der Festivaljury ist, in einem Saal voller gemeiner Journalisten zu sitzen.
16. Februar 2012, 23:59 Uhr
Berlinale 2012

Berlinale Tag 8
Die erste österreichische Wettbewerbsbeteiligung und das Leben auf du und du mit der Festivaljury.
- Die Bilder von Tag 8
- Filmkritik zu „Just The Wind“
- Filmkritik zu „Gnade“
- Filmkritik zu „Die Königin und der Leibarzt“
- Filmkritik zu „Cherry“
- Filmkritik zu „Love“
- Filmkritik zu „Anton Corbijn Inside Out“
Forum
-
Iron Sky?
Warum hat noch niemand diesen Film angeschaut?
By the way: In Skopje läuft seit einer Woche schon HAYWIRE. Würde ich als "leichte" Kost durchaus empfehlen :D-
Iron Sky
Solltest nicht nur die Videos anschauen, sondern auch die Berichte lesen ;)
Den Film hat Senad schon besprochen.
Aber wir werden noch ein Special zu diesem Film online stellen. Dann auch mit einem eigenen Video von der Premiere. Nur Geduld, kommt alles noch... -
Uups
habe jetzt die Kritik von THE MOVIESLAVE "nachgelesen"! Ok, ok, ok ... (in Anspielung auf Joe Pesci aus den LETHAL WEAPON-Filmen ;-))!
-
-
Sleeping Brother :-)
Berlinale International Pictures
presents
The Movieslave
a Leander Caine Joint
"Sleeping Brother"
Screenplay: LOVE
Camera: Harald Zettler,
Producer: Berlinale 2012
Directed by: Leander Caine