Die Königin und der Leibarzt

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Forumseintrag zu „Die Königin und der Leibarzt“ von patzwey

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patzwey (16.02.2012 23:59) Bewertung
Die Königin und ihr Leibarzt

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelangen, wie fast überall in Europa, auch in Dänemark die Ideen der Aufklärung an den Königshof. Im Fall von „Die Königin und ihr Leibarzt“ geschieht dies in der Person des Arztes Struensee (Mads Mikkelsen). Als Geliebter der unglücklichen Königin und als enger Vertrauter des geisteskranken und somit regierungsunfähigen Königs, beginnt der progressive Denker den Adel zu unterwandern und übernimmt langsam die Kontrolle im Königreich, wo er versucht seine Reformen durchzusetzen. Trotzdem handelt es sich weniger um einen Film über Revolution, sonder über die Unmündigkeit des Volkes und des Adels, die diese Neuerungen nicht verstehen. Die Massen sind leicht manipulierbar und folgen dem, der am lautesten ruft – in diesem Fall sind das die ersten Zeitungen, deren Zensur gerade erst aufgehoben wurde. Es handelt sich somit auch um einen Film über das scheitern von Revolution – gescheitert durch die, die eigentlich die Bewegung tragen sollten. Mads Mikkelsen spielt in diesem Film des Dänen Nikolaj Arcel (Drehbuchautor des schwedischen „Girl with the Dragon Tattoo“) den Leibarzt des Königs. Er spielt gewohnt gut, jedoch ermöglicht es die Inszenierung nicht seinen Charakter zu entwickeln. Der Fokus liegt auf dem zeigen und verstehen geschichtlicher Vorgänge und weniger auf dem Schicksal der Einzelnen. Die Protagonisten in diesem Kostümfilm wirken wie inhaltlose Schachfiguren im Spiel der Geschichte - wie Figuren, die vom Regisseur im Bild platziert und verschoben werden und mit deren Hilfe eine Geschichte über Liebe, Politik, Erneuerung und Niedergang erzählt wird. Dennoch handelt es sich bei „Die Königin und ihr Leibarzt“ um einen nie langweiligen Film für höhere Ansprüche, als schöne Kostüme und „die gute alte Zeit“ sehen zu wollen. Die Story ist spannend und mit schönen Bildern erzählt und auch, wenn man nie wirklich Einblick in die Charaktere bekommt, sind sie ein wichtiger Teil des vermittelten Geschichtsbildes, das vor allem gesellschaftlichen Umbruch und politische Entwicklungen portraitiert. Auch wenn der Humor in diesem Film nicht zu kurz kommt und man immer wieder auch herzlich lachen darf, gehen diese Lacher leider stets zu ungunsten des geisteskranken Königs, der sich zum Affen macht – in diesem Punkt haben es sich Regisseur und Drehbuchautor etwas zu einfach gemacht.
 
 

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