U2, Joy Division, Miles Davis, Depeche Mode...: Die Liste derjenigen, die Anton Corbijn für Albumcover, die mittlerweile Kult sind, portraitiert hat, ließe sich noch lange fortsetzen. Ebenso hat er zahlreiche Musikvideos inszeniert und dabei Bands erst zu ihrem aktuellen Image verholfen. Mit den Filmen „Control“ und „The American“ bewies er entgültig, dass er ein wahres Multitalent ist. Der Workaholic offenbart jedoch nur selten Privates – und diese Lücke für Fans und die, die es noch werden wollen, füllt nun Klaartje Quirjins Dokumentarfilm „Inside Out“. Wir begleiten Corbijn auf ein paar seiner zahlreichen Reisen, sind beim Fotoshooting mit U2 dabei und hören wie andere bekannte Musiker wie Herbert Grönemeyer über den wohl musikalischsten aller Fotografen spricht (Grönemeyer zitiert Bono, wenn er sagt: „After I saw a picture of mine taken by Corbijn, I tried to be like the person on the picture.“)
Am wertvollsten ist jedoch „Inside Out“ in den Momenten, in denen sich die Filmemacherin an die Privatperson Corbijn nähert. Corbijn spricht offen über seinen Vater, einen niederländischen Pfarrer, und die kalte Beziehung innerhalb der Familie ohne dass der Film jeglichen Pathos weckt oder gar in die Versuchung verfällt, seine Kunst anhand seiner Biographie zu lesen, resp. neu zu interpretieren. Besonders spannend ist ein Besuch von Anton bei dessen Mutter und die Gespräche über das Familienleben und die gemeinsame Vergangenheit. Wohl waren die Dreharbeiten zu diesem Dokumentarfilm und die erstmalige Öffnung gegenüber einer anderen Kamera Mitgrund, warum Corbijn gegen Ende beschließt, zum ersten Mal seit Jahrzehnten eine Arbeitspause zu nehmen und sich selbst zu widmen. In diesem Sinne macht der Protagonist an sich im Laufe der Doku eine Wandlung durch und erlebt mit uns gemeinsam die Reise in seine eigene Vergangenheit und die darauf folgenden Schlüsse mit. Ein Paradebeispiel eines unterhaltsamen und aufschlussreichen Doku-Portraits, nicht nur für Fans des Künstlers.
