Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Vorhersehbarkeiten

Kobergs Klarsicht: Vorhersehbarkeiten

Wenn auf der Leinwand zwei Leben getauscht werden darf Langeweile aufkommen.
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von (DerKoberg)
Immer wieder gibt es Filme, deren Inhalt man nacherzählen könnte, ohne mehr als den Titel gesehen zu haben. Und das ist nicht unbedingt schlecht. Vor allem im romantischen Genre macht die Vorhersehbarkeit durchaus auch den Reiz der Filme aus.
Dabei geht es nicht nur um das vorhersehbare Happy End, sondern durchaus auch um die Stufen davor: Die erste Verliebtheit. Der Bruch. Die Raserei zum Flughafen...

Aber irgendwo hat alles ein Limit. Und wenn ein kleines, auf immer dieselbe Pointe aufgebautes Subgenre dann schon einmal einen eigenen Name bekommt – wie etwa die Verwechslungskomödie – dann sollte jeder Drehbuchschreiber wissen, dass es hier nichts mehr Innovatives zu holen gibt. Wie aber nennt man die Filme, in denen zwei Menschen ihre Leben tauschen? Nenne man sie Vertauschungskomödie. Und dann sollte klar gestellt werden, dass Vorhersehbarkeit und Abgedroschenheit in diesem Genre ihren unerfreulichen Gipfel erreichen.

Schon die Mutter-tauscht-mit-Tochter-Geschichte hat Disney nicht nur einmal verfilmt. 1976 gab es eine Version mit Jodie Foster („Ein ganz verrückter Freitag“) die dann 2003 mit Lindsay Lohan und Jamie Lee Curtis neu verfilmt wurde („Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag“). Wikipedia glaubt sogar von einer dritten Verfilmung fürs Fernsehen aus dem Jahr 1995 zu wissen. Und das, obwohl das Lexikon des internationalen Films schon die erste Version als „langatmige Komödie mit überstrapazierter Situationskomik“ bezeichnet.

Wer aber meint, die Filmindustrie hätte ihre Freude am Thema verloren, irrt selbstverständlich. Die Moral von der Geschichte, der Aufruf zu mehr Verständnis für die Sorgen und Probleme des jeweils anderen, braucht wohl noch einige Anläufe um tatsächlich beim Publikum anzukommen.
Ein besonderes Schmankerl unter den Vertauschungskomödien ist die katastrophale Sat.1-Produktion „Plötzlich fett“ die sich selbstverständlich auch der ORF sicherte. Auf das Niveau deutscher Fernsehverfilmungen soll sich dieser Text jedoch gar nicht hinablassen. Sogar Frankreich, der selbsterwählte Nabel der Filmwelt lieferte 2010 mit „Auf der anderen Seite des Bettes“ eine etwas niveauvollere und doch ähnlich vorhersehbare Version des Gleichen. Mit „Wie ausgewechselt“ liefert nun auch Hollywood die nächste Version des schalen Schmähs. Und worauf diese Geschichte hinauslaufen wird, kann man wohl erahnen.
Der Autor
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DerKoberg


Forum

  • Körpertausch

    Ja, Körpertauschkomödie gibt es einige. Mir würde da noch
    „The Hot Chick“
    „Switch“
    und
    „18 Again!“
    einfallen.
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    14.10.2011, 11:10 Uhr