Vintage Views
Vintage Views: U-Boot Filme

Vintage Views: U-Boot Filme

Vintage Views geht heute auf Tauchstation.
Über 100 U-Boot Filme zählt die Website submarinemovies.com. Mit „20.000 Meilen unter dem Meer“ von 1916 reicht diese Liste bis in die Stummfilmzeit. Damit sind die Filme in und ums U-Boot eines der profiliertesten Subgenres des vergangenen Jahrhunderts. Seine typischen Charakteristika sind bekannt: In jedem U-Boot Film wird der Druck des tiefen Wassers zur Gefahr, Klaustrophobie, das Wechselspiel von Jäger zu Gejagtem und der Kampf gegen einen übergroß erscheinenden Gegner stehen im Handlungszentrum.

Den U-Boot-Film kann man als ein Genre der politischen Abhandlungen erfassen. Im klaustrophobischen Mikrokosmos eines U-Boots werden meist Konflikte des Kalten Krieges oder des Zweiten Weltkriegs abgehandelt. Von „Eisstation Zebra“ bis „Jagd auf Roter Oktober“: Innerhalb einer filmischen Erzählzeit muten sich diese Filme oft an, ganze Kriegskonflikte exemplarisch darzustellen – oft mit dem Hang, amerikanischen Heldenmut, Erfindungsreichtum und die Überlegenheit gegenüber dem zu Beginn unbesiegbar erscheinenden Gegner zu betonen.

Einen interessanten Perspektivenwechsel nahm 2002 Kathryn Bigelow mit „K-19 Showdown in der Tiefe“ vor. Die US-Regisseurin erzählt die Schicksalsfahrt des berüchtigten sowjetischen U-Boots K-19, dessen Mission durch einen nuklearen Zwischenfall an Bord unterbrochen wurde. Zahlreiche Männer, die die Reparaturen vornahmen, starben in kürzester Zeit an den Folgen der Verstrahlung. Im filmischen Fokus steht hier jedoch der Konflikt zweier Protagonisten. Der Kapitän des Bootes (Harrison Ford) steht für die unanfechtbare Verpflichtung gegenüber dem Vaterland, auch wenn diese jeglicher Vernunft widerspricht, während der befehlshabende Offizier (Liam Neeson) an die Menschlichkeit plädiert und sich gelegentlich auch den unnachvollziehbaren und zynischen Befehlen widersetzt. In „K-19“ versucht Bigelow die strikte Formel „Ost = Böse - West = Gut“ aufzulösen, indem sie sich nicht nur auf die „andere“ Perspektive konzentriert, sondern diese eben auch abstrahiert.

Paradoxerweise wird als der ikonische Film des Genres jedoch stets das Ausnahmebeispiel herangezogen: Wolfgang Petersens „Das Boot“, im Director’s Cut nahezu vier sehenswerte Stunden lang, erzählt basierend auf den Erinnerungen eines Mannschaftsmitglieds die Reise und zahlreichen Abenteuer eines deutschen U-Boots zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Der politische, Aspekt des Nationalsozialismus wird zur Seite geschoben, hier geht es rein um das Leben und Sterben im U-Boot. Jegliche strikte Gut-Böse-Trennung ist aufgelöst, oder wie Filmkritiker Roger Ebert es formulierte: „By making it a German boat, the filmmakers neatly remove the patriotic element and increase the suspense. We identify not with the mission, but with the job.”

Viel Kritik steckt dieser Klassiker eben deshalb bis heute noch ein. Ja, „Das Boot“ ist ein Ausnahmebeispiel, doch es einfach „unpolitisch“ zu nennen wird dem Film nicht gerecht. Denn genau der Fokus auf den Alltag der Besatzung, auf den Alltag des Soldaten im Gefecht, verleiht ihm in dieser Hinsicht eine neue Dimension. Der Zuschauer ist gezwungen, sich mit diesen Matrosen zu identifizieren, für die in der Realität der Kampfhandlung die großen politischen Machtverhältnisse in den Hintergrund treten. So müssen wir auch selbst die Interpretationsarbeit leisten, der Extremsituation moralischen Sinn und Unsinn zuzuordnen. Darin liegt die wahre Sprengkraft dieser Spielart des Kriegsfilms.
Senad Halilbasic & Sebastian Rieger


Forum

  • Jagd auf Roter Oktober

    Mein Favorit ist „Jagd auf Roter Oktober“, wobei nicht zu vergessen ist dass es auch einige Komödien zu dem Thema gibt: Mission: Rohr frei!
    Oder natürlich ein Klassiker: „Unternehmen Petticoat“
    lt.dan_a668ebd7b8.jpg
    07.04.2011, 12:48 Uhr
    • We sunk a truck!

      Ich hab auch für "Unternehmen Petticoat" gelobbyt! :) Der Hang zum unseriösen halt...
      vintageviews_fc4fed343b.jpg
      07.04.2011, 19:41 Uhr
  • U-BOOT-Filme for everyone

    Und wieder habt Ihr es geschafft, dass ich Lust bekomme mich mit den U-Boot-Filmen zu beschäftigen. Wenn ich K19 und JAGD AUF ROTER OKTOBER vergleiche, dann bin ich auch der Meinung, dass K19 der bessere und intelligentere Film ist, aber THE HUNT FOR RED OCTOBER ist einfach spannender und unterhaltsamer! Was DAS BOOT betrifft, kann man jetzt schon festhalten, dass er in seiner Qualität zeitlos geworden ist.

    Noch eine kleine Ergänzung: Wenn das Auto von James Bond sich in ein Mini-U-Boot verwandelt, dann möchte ich am liebsten dabei sein ;-)
    leandercaine_0fc45209c9.jpg
    06.04.2011, 13:11 Uhr