Filmkritik zu Calle Lopez

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Straße als Hauptdarstellerin

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Die titelgebende Calle Lopez ist eine der belebtesten Straßen der Megastadt Mexico City. Doch die österreichische Filmemacherin Lisa Tillinger beginnt ihre Geschichte dort, wo noch Ruhe herrscht und ein Müllmann mit einer glimmenden Zigarette im Mund in den frühen Morgenstunden einsam seine Runden zieht. Doch diese friedliche Idylle ändert sich bald. Die Straße erwacht. Die Kamera flaniert durch die Straßen, verweilt kurz, beobachtet und zieht weiter. Die Kamera hält visuellen Smalltalk mit Figuren, Gegenständen und Arbeitsprozessen. Nur um kurz darauf wieder weiter zu ziehen. Manchmal verweilt sie länger, manchmal kehr sie auch wieder zurück. So etwa in eine Schneiderei, eine Bar oder zu einer Frau, die die Reifen parkender Autos säubert. Gesprochen wird wenig, dafür finden die atmosphärischen Geräusche der Straße ihren Weg umso eindringlicher ins Ohr.

    Aus all diesen kleinen, aber feinen Fragmenten ergibt sich ein umfassendes Bild der Straße. Ein Bild, in dem sich durch eine Art literarischer Montage die vielen kleinen Geschichten zu etwas größerem zusammenfügen. Einem Stück Asphalt wird somit im Schnitt Charakter und Leben eingehaucht, die Menschen selbst werden zu Nebendarstellern. Stilistisch und visuell wird dabei nichts außergewöhnliches geboten. Die glänzenden, digitalen Schwarzweißbilder wirken dabei wie ein unfreiwillig gesetzter Kontrapunkt zum etwas heruntergekommenen Flair der mexikanischen Hauptstadt. Insgesamt ist „Calle Lopez“ somit ein durchaus interessanter Film, der konsequent beobachtend die Geschichte einer Straße erzählt, jedoch visuell wie auch in seiner Erzählung unauffällig agiert. Aber vielleicht ist gerade diese geerdete Erzählweise die größte Stärke des Films.
    patzwey_83fc2ada0d.jpg
    (Patrick Zwerger)
    22.03.2014
    19:06 Uhr
    Meine Top-Filme: