Filmkritik zu Sucker Punch

Bilder: Warner Bros Fotos: Warner Bros
  • Bewertung

    Optisch gelungenes Musikvideo

    Exklusiv für Uncut
    Die Story beginnt wie ein modernes Märchen. Nach dem Tod der geliebten Mutter, steckt der grausame Stiefvater die hübsche Baby Doll in eine düstere Irrenanstalt, um an das Erbe zu kommen. Schon mit der ersten Szene ist die Handschrift von Zack Snyder deutlich erkennbar. Wie schon bei seinen früheren Filmen wird Körperlichkeit optisch genial und mit lauter Musiküberlagerung in Szene gesetzt. Handlungen und Informationen werden in erster Linie non-verbal vermittelt. Alles sieht aus wie in einem teuer produzierten Musikvideo.

    Auch im weiteren Verlauf des Films, ändert sich daran nichts. Der Film spielt auf drei Realitätsebenen, die ineinander verwoben sind. Wer sich jetzt aber Tiefe und eine dadurch ansprechende Story á la „Inception“ erwartet, wird leider bitter enttäuscht sein. Neben der äußerst nebensächlichen Realitätsebene (Irrenanstalt), gibt es auch noch einen Stripclub in den sich Baby Doll hineinträumt. Dieser spiegelt in Struktur und Autorität nur das Leben in der Anstalt wieder und so versucht sie mit anderen Stripperinnen zu entkommen.

    Dies ist zwar alles recht nett und auch kameratechnisch aufregend in Szene gesetzt, doch das wahre Spektakel steckt in der dritten Traumebene, in die Baby Doll immer wieder abtaucht. In dieser Welt steckt wohl auch ein Großteil von Energie und Budget der Produktion. Man könnte sogar meinen, man habe diese Szenen zuerst gedreht und dann eine Pseudo-Story rundherum erschaffen. Baby Doll und ihre Gefährtinnen kämpfen mit einem spektakulären Waffenarsenal gegen Riesensamurais, Mutantennazis, Orks und Drachen. Spektakel und Attraktionskino vom feinsten. Da stört es auch nicht weiter, dass die Monster meist sehr „animiert“ aussehen. Das ganze wirkt sowieso mehr wie ein Computerspiel, was auch durch die Level bzw. Episodenhaftigkeit noch unterstrichen wird.

    Dieser levelartige, vom Rest der Story eigentlich recht unabhängige Aufbau dieser Szenen ist aber leider auch eine große Schwäche. Es fehlt vollkommen an Narrativität. Den Kreaturen und Monstern fehlt jeglicher Background, was es für sie unmöglich macht furchterregend zu wirken. Auch die eigentliche Mission spielt so gut wie keine Rolle, was den Episoden komplett die Spannung raubt. Es ist einfach egal, wer die Monster sind und was sie bewachen. Wichtig sind Gemetzel, Explosionen und Action. Auch Komplikationen oder Rückschläge sind Mangelware, was dazu führt, das sich nach Überwindung der anfänglichen Faszination bald Langeweile einstellt.

    Fazit:
    Sucker Punch überzeugt optisch, enttäuscht aber storytechnisch maßlos. Die Figuren sind äußerst oberflächlich (sogar die Hauptdarstellerin) und die Monster wirken nicht einmal annähernd bedrohlich. Der Film wirkt wie eine Aneinanderreihung von (guten) Musikvideos, was vor allem an der visuellen Erzählweise und an der extrem lauten Musiküberlagerung liegt. Hate it or love it – auf alle Fälle ein außergewöhnlicher Film.
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    (Patrick Zwerger)
    30.03.2011
    18:54 Uhr
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