Filmkritik zu Callgirl

Vor dem Vorspann lässt der Film den Zuschauer wissen, wo er sich befinder: Ljubljana, kurz vor der Unterzeichnung des EU-Vertrages. Regelmäßig fahren Autokolonnen von Limousinen durch die Stadt, gefolgt und geleitet von Polizeiwägen. Mitten in diesen politisch und wirtschaftlich wichtigen Tagen wird die Geschichte von Alexandra, einer Anglistik-Studentin erzählt, die sich prostituiert um zu überleben.

Mit „Slovenian Girl“ folgt Regisseur Damjan Kozole, der das Drehbuch zusammen mit Ognjen Svilicic und Matevz Luzar geschrieben hat, dem Trend des Balkans düstere Filme zu machen. Voller Realismus (die Geschichte basiert auf unzähligen wahren Begebenheiten) wird man in eine dunkle Seite Sloweniens hineingerissen, in der eine Frau sich für Sex bezahlen lassen muss, um sich das Studieren in der großen Stadt leisten zu können. Glücklicherweise bleibt neben all pessimistischen Szenen immer wieder auflockernde Momente, die vor allem durch den humorvollen Charakter von Alexandras Vater (gespielt von Peter Musevski) entstehen.

Schauspielerisch wird der Film voll und ganz von Nina Ivanisin getragen. Ihre Darstellung einer Prostituierten wirkt nie aufgesetzt. Ihre Performance ist zurückhaltend und dadurch realistisch, wie auch der Rest des Films. Besonders gut ist dabei die immer wiederkehrende Referenz, dass der Film zu Zeiten eines wirtschaftlichen Um- und Aufbruchs spielt. Die Protagonistin besucht immer wieder Klienten, die im Auftrag der Europäischen Union in Ljubljana sind, was dem ganzen Film eine ironische Note verleiht.

Der Film hat jedoch ein paar Längen, die man ruhig hätte weglassen können. Einige Szenen wirken für die Weiterentwicklung der Geschichte überflüssig und man würde sie wünschen eher bei den „Deleted Scenes“ auf der DVD zu finden.

Trotzdem, ein sehenswertes Stück südosteuropäischer Kinematographie!