Skyfall

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Forumseintrag zu „Skyfall“ von themovieslave


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themovieslave (17.10.2012 20:56) Bewertung
Blond. Javier Bardem ist Blond.

Das Niveau von Actionfilmen scheint in den 2000er Jahren stetig gestiegen zu sein. Lange ist sie vorbei, die Phase der 80er Jahre, in denen die Grenzen zwischen Gut und Böse dämlich-klar gezeichnet wurden. Stilistische Formen der Kracher der 90er Jahre, in denen gefühlsmäßig jeder zweite Actionfilm Nicolas Cage zum Hauptdarsteller hatte und dieser immer die selbe Rolle spielte, gehören ebenso der Vergangenheit an. Ausnahmen gibt es immer wieder, natürlich auch positive.

Paul Greengrass, Guy Ritchie, Christopher Nolan und andere haben Vorreiterrollen als seriöse Action-Directors eingenommen. Nun dürfen und wollen sich auch Regisseure, die dem „ernsthaften“ Charakter-Kino zugeschrieben waren, im Actionkino beweisen.
Mit Marc Forster wählten die Bond-Produzenten für das zweite Daniel Craig 007-Abenteuer einen renommierten Character-Director, der eben an den Characters scheiterte – wobei die inhaltlichen Zumutungen von „Quantum of Solace“ wohl eher dem Writer’s Strike und der Eile der Produktionsfirma zuzuschreiben sind. Nach vierjähriger Pause durfte abermals ein Regisseur des „seriösen“ Kinos James Bond inszenieren. Und Sam Mendes ist in jeglicher Hinsicht ein Segen! Überschnell geschnittene Action-Sequenzen des vorhergehenden Teiles sind durch ruhigere Bilder ersetzt, die den Zuschauer ernst nehmen und sich Zeit für die sensationellen Stunts lassen. Es darf mit Motorcross-Bikes über brüchige Dächer gefahren, auf einer Londoner U-Bahn und unter Wasser gekämpft werden, klar. Die Ruhe des Schnitts und die brillanten Bilder von Mendes-Standard-Kameramann Roger Deakins (auch ein Favorit der Coen-Brüder) lassen uns jedoch mehr über das Spektakelkino staunen als die beiden vorhergehenden Bonds zusammen. Auch versteht es Mendes Komik und Hommagen zu inszenieren. Plumpe Anspielungen auf vorhergehende Bond-Filme gab es in jedem Film mit dem Superagenten. Plumpe, wohlgemerkt. Mendes’ Zitate aus 50 Jahre Bond-Geschichte sind zwar so offensichtlich, dass selbst weniger 007-studierte Zuschauer die Anspielungen erkennen, doch sie sind stets inhaltlich und emotional motiviert eingesetzt, nie nur des Zitates wegen platziert.
Die Lobeshymnen auf Sam Mendes sind nun aus der internationalen Filmkritik zu erwarten, doch es bleibt zu hoffen, dass sie dabei das Autoren-Team nicht vergessen. Als Co-Autor wurde John Logen engagiert, der mit den Drehbüchern zu „Gladiator“, „Aviator“ und „Rango“ bereits heroische Figuren mit charakterlicher Tiefe geschaffen hat. Die Produzenten ließen ihm ungewohnt großen Spielraum, dies merkt man spätestens dann, wenn man mehr über Bond, seine Herkunft und Familiengeschichte erfährt.

Leider hat auch dieser Bond-Film seine gelegentlichen Logiklöcher und unnachvollziehbare Story-Sprünge. Doch wird man sich davon beirren lassen? Nein! „Skyfall“ ist ein Glücksfall von einem 007 und von einem Actionfilm an sich. Endlich ein Bond, in dem die Komplexität des heutigen Verständnisses von „Gut“ und „Böse“ in Würde eingefangen ist. Endlich ein Bond-Film, der sich sowohl für die Figuren wie auch für die Actionsequenzen Zeit nimmt.

Bleibt noch etwas zu sagen? Viel. Ah ja, da gibt es noch diesen Bösewichten, diesen Javier Bardem. Über seine Villain-Rolle wurde viel geschwiegen, selbst in den Trailern nimmt er nur eine periphäre Rolle ein. So soll es auch in diesem Text sein. Doch auch hier gilt: Ein Glücksfall. Bardem reiht sich mit „Skyfall“ sicher in die Top-5-Liste der Bond-Antagonisten ein. Und setzt sein Ding fort, in jedem Film, in dem er einen Bösen spielt, eine katastrophale (hier blonde) Frisur zu haben.
Der inflationär gebrauchte Begriff „bester Bond Film aller Zeiten“ dürfte nun öfters mit „Skyfall“ in einem Atemzug genannt werden.
 
 

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