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  • Bewertung

    Captain Exposition and the Fury of the Nods

    Exklusiv für Uncut
    „Shazam - Fury of the Gods“, der zweite Teil der DC-Comicadaption, bleibt leider weit hinter seinem Vorgänger zurück.

    Billy Batson und seine Adoptivgeschwister nutzen ihre neu gewonnenen Kräfte um als Superhelden den Menschen Philadephias zu helfen. Doch dann tauchen die Töchter des Gottes Atlas auf und wollen diese zurück. Und dabei steht gleich das Schicksal der Welt auf dem Spiel …

    Generischer hätte ich die Handlung nicht zusammenfassen können. Ist sie nämlich. Die berührende Geschichte über Familie und Akzeptanz, die den ersten Teil aus der Superheldensuppe hervorstechen hat lassen, wird zugunsten eines Standard Weltbedrohungsszenarios in den Hintergrund gerückt. Der Kind-im-Körper-eines-Erwachsenen Gag war vorher noch besonders, nun ist er ziemlich schnell überstrapaziert, vor allem weil man ihn hier in fünfmaliger Ausführung bekommt. Im Ernst wie oft muss noch eine Brücke einstürzen, bis dieser Trope endlich begraben wird? Und dann baut alles bis dahin auf das altbekannte CGI Spektakel im dritten Akt auf.

    Zwischendurch wird versucht Drama einzustreuen. Viel wird jedoch nur aufgeworfen und dann lange komplett ignoriert. Billy hat Angst, wenn er bald 18 wird, aus der Pflegefamilie geworfen zu werden. Er sagt es, aber spüren tut man es nicht. Vor allem weil die Eltern fast nicht vorkommen. Die Thematik, dass Superhelden nebenbei für Zerstörung sorgen wird als Problem genannt, ergibt aber keinen Sinn, wir wissen dass sie keine Schuld tragen. Atlas’ Töchter wollen sich für die Zerstörung ihrer Welt rächen, doch sehen wir davon nichts. Selbst für eine Comicverfilmung gibt es hier überdurchschnittlich viel Exposition. Ein anderer wichtiger Charaktermoment wird anfangs kurz eingeworfen und irgendwann später als Witz missbraucht. Die meisten emotionale Höhepunkte funktionieren überhaupt meiner Meinung nach nur, wenn man den ersten Teil in jüngster Erinnerung hat, und das war bei mir nicht der Fall.

    „Shazam 2“ schadet es auch, erneut einem „Shared Cinematic Universe“ anzugehören (er ist ja noch offiziell Teil des alten DCEUs). Wieder einmal fragt man sich, warum bei einem Ereignis, das die gesamte Menschheit bedroht, nicht andere Helden eingreifen, wo die Gefahr doch kilometerweit für alle zu sehen ist. Als dann zu spät noch der berühmte Cameo kommt, fühlt sich der falsch an. Als Fortsetzung hat er natürlich das Problem, dass ja alles größer und bombastischer sein muss. Dumm nur, dass man sechs Helden mit gottgleichen Supermankräften hat. Wie soll man da noch einen bedrohlichen Bösewicht etablieren? Richtig! Indem man ihnen diese Kräfte direkt wieder wegnimmt. Auch das wurde schon oft weitaus effektiver umgesetzt. Die obligatorischen Post Credit Scenes führen das ganze Thema Shared Universe dann komplett ad absurdum. In der Mitte des Abspanns wartet bloß ein simpler Meta Gag, der den Film mit den vorangegangenen verbindet, und ganz zum Schluss wird pseudowitzig ein vorheriger Tease noch mehr in die Länge gezogen. Warum man diese nicht einfach gestrichen hat will sich mir nicht erschließen, wo doch offiziell das alte Universum schon begraben wurde.

    Von diesem Metahumor ist mit hier auch eindeutig zu viel vorhanden. Als jemand der die ganze Scream-Reihe (inklusive dem aktuellen sechsten Teil) sehr mag, sehe selbst ich dem Trend, dass heute alles selbstreferenziell sein muss, besorgt entgegen. Dass der Altersunterschied der bösen Schwestern übertrieben hoch ist, macht nicht plötzlich Sinn, nur weil man darauf hinweist. Referenzen auf andere Filme und der Soundtrack sollen dazu nur wieder jede Menge Wiedererkennungswert bieten.

    In der finalen Computereffektschlacht werden auch noch jede Menge Sagenfiguren reingeworfen, nur weil man die eben kennt. Die griechische Mythologie wird aber großteils nur halbherzig umgesetzt. Der einzige Moment, der bei mir irgendwie für Jubel gesorgt hat, ist ein großartig aufgebautes Callback im letzten Akt, wenn auch mit einer sehr schamlosen Produktplatzierung.

    Schauspielerisch gibt es nichts zu bekritteln, alle Beteiligten holen für mich das Maximum aus ihren Rollen heraus. Zachary Levi hat erneut den Spaß seines Lebens und die jungen Darsteller sind wie zuvor liebenswert. Die Entscheidung, die begnadete Rachel Zegler zu casten, verrät leider schon früh automatisch, dass mehr an ihrer anfangs unwichtig scheinenden Figur dran sein muss. Und Lucy Liu und vor allem Dame Helen Mirren muss man schon hoch anrechnen wie hochprofessionell sie bei dem was das Drehbuch hergibt bleiben. Da macht es zumindest Spaß, ihnen dabei zuzusehen. Ich bin bei Gott kein großer Marvel-Fan, auch die überzeugen mich schon lang nicht mehr. Aber wo man noch Sir Anthony Hopkins einen Allvater Odin in Thor abgekauft hat, weil genug Geschichte da war, kommt hier Helen Mirren im Götterkostüm einfach nur lächerlich rüber.

    Filme wie dieser sind meiner Meinung nach der Grund warum Comicverfilmungen lange nicht ernst genommen wurden. Nachdem sie schon so viel erreicht und sogar Oscarluft geschnuppert haben, ist es schade, dass dieser hier das Schiff wieder ein bisschen in die Gegenrichtung steuert.
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    (Markus Toth)
    16.03.2023
    19:13 Uhr