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    Welcome to the Thunderdome

    Er ist zwar schon um einige Jährchen älter geworden – doch ein Kindskopf ist er immer noch: Billy Batson, Spross einer Patchwork-Familie, der so, wie die Jungfrau zum Kind kommt, die Genese zum Helden hat erfahren müssen. Shazam! heißt das Zauberwort, und schon schlüpft der Junge in die Gestalt von Zachary Levi, der sich aufführt wie Tom Hanks zu seinen Big-Zeiten und keine noch so banale Situation nicht irgendwie mit einem Onliner belegt. Gibt’s Menschenleben gefährdende Krisen, rückt er an – gemeinsam mit seinen Patchwork-Geschwistern, die auch alle, und zwar damals im ersten Shazam! anno 2019, mit formvollendeter Statur und Superkräften gesegnet wurden. Und dennoch: anscheinend richten die fünf Oberstufler mehr Schaden an, als sie verhindern. Gern gesehen sind sie nicht, und schon gar nicht bei den Töchtern des Titanen Atlas – Hespera, Kalypso und Anthea. Die sind nämlich der Meinung, der gute alte Dreadlock-Zauberer aus dem ersten Teil (selbstironisch: Djimon Hounsou) hatte sich damals die fünf besten Kräfte der Antike rechtswidrig unter den Nagel gerissen und weiterverschachert – eben an Billy Batson und Geschwister. Selten will man das, was einem zum besseren Individuum macht, wieder hergeben. Schon gar nicht, wenn eine der drei Schwestern, nämlich Kalypso, damit spekuliert, die Menschheit auszulöschen. Man kann sich also vorstellen, mit welchen Unannehmlichkeiten die Shazam!-Jünger hier rechnen müssen. Es bröckelt der Beton, es zucken die Blitze, es fliegen die Watschen. Und zwischendurch will man auch noch sich selbst finden und seine inneren Werte. Aber das nur so nebenbei.

    Denn ganz wichtig für David F. Sandberg ist es, hier Action- und Fantasykino ohne Reue auf den Screen zu schleudern. Abschalten, Augen und Ohren auf – ja, der Sound ist diesmal klasse, zumindest im Kino meiner Wahl – und zumindest drauflos schmunzeln, wenn der Titelheld von Wonder Woman träumt oder mithilfe einer denkenden Schreibfeder einen saukomischen Brief an Göttin Hespera verfasst. Hespera – wir wissen – das ist tatsächlich die mit den goldenen Äpfeln, somit hätten wir eine der Aufgaben des Herkules in Arbeit. Wobei Helen Mirren und Lucy Liu nicht so ganz in ihre Rollen passen – vielleicht liegt das gar an ihren etwas lächerlichen Outfits. Rachel Zegler tut sich da leichter, sie ist noch nicht so lange im Business, um sich Ermüdungserscheinungen leisten zu können. Spaß, wenn auch nicht mehr zum Brüllen, hat Zachary Levy immer noch, auch wenn der Charakter als Superheld mit dem des normalen Billy nicht ganz konsistent ist. Es fehlt das gewisse Etwas, nämlich jener zu Herzen gehende Aspekt eines tragikomischen Jugenddramas, welches den locker-infantilen Humor des Erstlings als aufmunternde Witzkiste damals dankend entgegennahm. Hier, in Shazam! Fury of the Gods, bleiben die persönlichen Sorgen nur notwendiges Beiwerk, während DC spätestens mit aus dem sprichwörtlichen Hut gezauberten Sagengestalten in einen fahrigen Fantasykitsch abrutscht, der etwas übers Knie gebrochen wirkt. Wett macht das Ganze aber ein genüsslicher Cameo, der, auch wenn’s nur wenige Minuten sind, den ganzen Filme aus dem Mittelmaß holt. Das tut auch der Drache, und ja – Drachen haben in Serien und Filmen gerade Hochkonjunktur, und ich selbst kann es nicht oft genug betonen, wie mich dieser Umstand als großer Drachen-Liebhaber zappeln lässt vor Freude.

    Im Großen und Ganzen sitzt der Spaß am rechten Fleck, bleiben die Antagonistinnen recht bemüht, der Budenzauber aber formschön. Ein DC-Film, der zwar nicht nachhaltig in Erinnerung bleibt, der aber anhand seines Cameos, wohlwissend, wie Warner zukünftig mit seinen DC-Helden umgehen wird, für Wehmut sorgt. Wer weiß, ob wir Shazam! jemals wiedersehen werden? Ach ja, Flash kommt jedenfalls noch. Und dann? War’s das echt? Oder wies sieht’s mit Peacemaker aus? Kennern der Serie würde ich raten, den Abspann lang sitzen zu bleiben. Vielleicht kommt alles anders, als man denkt.


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    18.03.2023
    17:35 Uhr
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    Captain Exposition and the Fury of the Nods

    Exklusiv für Uncut
    „Shazam - Fury of the Gods“, der zweite Teil der DC-Comicadaption, bleibt leider weit hinter seinem Vorgänger zurück.

    Billy Batson und seine Adoptivgeschwister nutzen ihre neu gewonnenen Kräfte um als Superhelden den Menschen Philadephias zu helfen. Doch dann tauchen die Töchter des Gottes Atlas auf und wollen diese zurück. Und dabei steht gleich das Schicksal der Welt auf dem Spiel …

    Generischer hätte ich die Handlung nicht zusammenfassen können. Ist sie nämlich. Die berührende Geschichte über Familie und Akzeptanz, die den ersten Teil aus der Superheldensuppe hervorstechen hat lassen, wird zugunsten eines Standard Weltbedrohungsszenarios in den Hintergrund gerückt. Der Kind-im-Körper-eines-Erwachsenen Gag war vorher noch besonders, nun ist er ziemlich schnell überstrapaziert, vor allem weil man ihn hier in fünfmaliger Ausführung bekommt. Im Ernst wie oft muss noch eine Brücke einstürzen, bis dieser Trope endlich begraben wird? Und dann baut alles bis dahin auf das altbekannte CGI Spektakel im dritten Akt auf.

    Zwischendurch wird versucht Drama einzustreuen. Viel wird jedoch nur aufgeworfen und dann lange komplett ignoriert. Billy hat Angst, wenn er bald 18 wird, aus der Pflegefamilie geworfen zu werden. Er sagt es, aber spüren tut man es nicht. Vor allem weil die Eltern fast nicht vorkommen. Die Thematik, dass Superhelden nebenbei für Zerstörung sorgen wird als Problem genannt, ergibt aber keinen Sinn, wir wissen dass sie keine Schuld tragen. Atlas’ Töchter wollen sich für die Zerstörung ihrer Welt rächen, doch sehen wir davon nichts. Selbst für eine Comicverfilmung gibt es hier überdurchschnittlich viel Exposition. Ein anderer wichtiger Charaktermoment wird anfangs kurz eingeworfen und irgendwann später als Witz missbraucht. Die meisten emotionale Höhepunkte funktionieren überhaupt meiner Meinung nach nur, wenn man den ersten Teil in jüngster Erinnerung hat, und das war bei mir nicht der Fall.

    „Shazam 2“ schadet es auch, erneut einem „Shared Cinematic Universe“ anzugehören (er ist ja noch offiziell Teil des alten DCEUs). Wieder einmal fragt man sich, warum bei einem Ereignis, das die gesamte Menschheit bedroht, nicht andere Helden eingreifen, wo die Gefahr doch kilometerweit für alle zu sehen ist. Als dann zu spät noch der berühmte Cameo kommt, fühlt sich der falsch an. Als Fortsetzung hat er natürlich das Problem, dass ja alles größer und bombastischer sein muss. Dumm nur, dass man sechs Helden mit gottgleichen Supermankräften hat. Wie soll man da noch einen bedrohlichen Bösewicht etablieren? Richtig! Indem man ihnen diese Kräfte direkt wieder wegnimmt. Auch das wurde schon oft weitaus effektiver umgesetzt. Die obligatorischen Post Credit Scenes führen das ganze Thema Shared Universe dann komplett ad absurdum. In der Mitte des Abspanns wartet bloß ein simpler Meta Gag, der den Film mit den vorangegangenen verbindet, und ganz zum Schluss wird pseudowitzig ein vorheriger Tease noch mehr in die Länge gezogen. Warum man diese nicht einfach gestrichen hat will sich mir nicht erschließen, wo doch offiziell das alte Universum schon begraben wurde.

    Von diesem Metahumor ist mit hier auch eindeutig zu viel vorhanden. Als jemand der die ganze Scream-Reihe (inklusive dem aktuellen sechsten Teil) sehr mag, sehe selbst ich dem Trend, dass heute alles selbstreferenziell sein muss, besorgt entgegen. Dass der Altersunterschied der bösen Schwestern übertrieben hoch ist, macht nicht plötzlich Sinn, nur weil man darauf hinweist. Referenzen auf andere Filme und der Soundtrack sollen dazu nur wieder jede Menge Wiedererkennungswert bieten.

    In der finalen Computereffektschlacht werden auch noch jede Menge Sagenfiguren reingeworfen, nur weil man die eben kennt. Die griechische Mythologie wird aber großteils nur halbherzig umgesetzt. Der einzige Moment, der bei mir irgendwie für Jubel gesorgt hat, ist ein großartig aufgebautes Callback im letzten Akt, wenn auch mit einer sehr schamlosen Produktplatzierung.

    Schauspielerisch gibt es nichts zu bekritteln, alle Beteiligten holen für mich das Maximum aus ihren Rollen heraus. Zachary Levi hat erneut den Spaß seines Lebens und die jungen Darsteller sind wie zuvor liebenswert. Die Entscheidung, die begnadete Rachel Zegler zu casten, verrät leider schon früh automatisch, dass mehr an ihrer anfangs unwichtig scheinenden Figur dran sein muss. Und Lucy Liu und vor allem Dame Helen Mirren muss man schon hoch anrechnen wie hochprofessionell sie bei dem was das Drehbuch hergibt bleiben. Da macht es zumindest Spaß, ihnen dabei zuzusehen. Ich bin bei Gott kein großer Marvel-Fan, auch die überzeugen mich schon lang nicht mehr. Aber wo man noch Sir Anthony Hopkins einen Allvater Odin in Thor abgekauft hat, weil genug Geschichte da war, kommt hier Helen Mirren im Götterkostüm einfach nur lächerlich rüber.

    Filme wie dieser sind meiner Meinung nach der Grund warum Comicverfilmungen lange nicht ernst genommen wurden. Nachdem sie schon so viel erreicht und sogar Oscarluft geschnuppert haben, ist es schade, dass dieser hier das Schiff wieder ein bisschen in die Gegenrichtung steuert.
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    16.03.2023
    19:13 Uhr