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  • Bewertung

    Tales from the gas station

    Exklusiv für Uncut
    Nachdem mich letztes Jahr „Cornetto im Gras“ extrem begeistert hat, hab ich jetzt endlich den Vorgänger „Kurz nach Schalling unterm Berg“ geschaut. Unüberraschend großartig, und doch durch und durch überraschend.

    Eine Frau (Elena Wolff) strandet darin nachts auf einer Tankstelle, wo der Betreiber (Thomas Schubert) samt Freunden bei einem Bier zusammensitzt. Nur scheint die da nicht zufällig aufgetaucht zu sein und eine verrückte Nacht nimmt ihren Lauf. Diese entstammt der Feder von Regisseur und Autor David Lapuch, der es schafft seine Welt mit erinnerungswürdigen Charakteren zu füllen, die nicht zuletzt vom perfekten Ensemble Leben eingehaucht wird. Vom Tete-á-Tete zwischen Elena Wolff und Thomas Schubert, zu den charmanten Nebenfiguren verkörpert von Thomas Frank, Harry Lampl oder Michael Rast, die famosen Dialogsituationen werden ebenso bravourös dargeboten wie sie geschrieben sind. Sei das Thema noch so banal, als Zuschauer hängt man dennoch stets gebannt an den Lippen jeder Figur. Pia Hierzegger in einer kuriosen Nebenrolle muss man darüberhinaus in jeden Fall zu den Highlights zählen.

    Schräg, schaurig, schön. Lapuch scheint nicht nur schon immer ein Talent für wilde Geschichten die Witz und Herz kombinieren gehabt zu haben, sondern auch ein Auge dafür wenns dunkel wird. Erneut atmosphärisch und ästhetisch eingefangen wurde das Ganze von Produzenten und Stammkameramann Vincent Seidl. Was soll ich sagen, die beiden können Nacht. Ein roter Faden, oder in gewisser Weise, seidener verbindet Lapuchs Kurzfilmduett ebenso, spielen doch in beiden Geschichten achtbeinige Krabbeltiere eine prominente Rolle. Verarbeitet da etwa jemand seine Phobie?

    Erfahrene Filmfreunde werden ab einem gewissen Punkt schon einiges voraussehen können, Spaß macht's in jedem Fall irrsinnig, und den ein oder anderen Twist hielt er selbst für mich noch bereit. Die emotionale Höhe seines Nachfolgers konnte er für mich dafür nicht ganz erreichen. Die verliert aber automatisch ein wenig durch das Mysterium und den Wendungsreichtum.

    Mehr, vor allem auf die Handlung bezogen, will ich ohnehin nicht loswerden. Der Film will und soll erlebt werden und das könnt ihr nun bald alle. Denn „Kurz nach Schalling unterm Berg“ und „Cornetto im Gras“ sind jetzt im Kino VOD Club zu streamen.
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    (Markus Toth)
    27.03.2024
    23:16 Uhr