Filmkritik zu Good Boys

Bilder: Universal Pictures International Fotos: Universal Pictures International
  • Bewertung

    Superbad: The Pre-Teen Years

    Exklusiv für Uncut
    Vor mittlerweile genau zwölf Jahren kam eine kleine High-School-Komödie auf dem Markt, deren überraschender Sensationserfolg den damals Mitte 20-jährigen Jonah Hill über Nacht zum Superstar machte. Dieses Phänomen trug den Namen „Superbad“. Geschrieben vom mittlerweile gleichfalls populären Seth Rogen sowie dessen (seit Jugendtagen) besten Kumpel Evan Goldberg, die sich von deren eigenen Erfahrungen aus Schultagen inspirieren ließen, erzählte die Erfolgskomödie von drei miteinander befreundeten Außenseitern im Teenie-Alter, die noch kurz vor Schulabschluss das zuvor verpasste Partyleben nachholen wollen und dafür gerne mal in Kauf nehmen, das Gesetz zu brechen.

    Man stelle sich nun also ein ähnliches Szenario vor, nur anstelle von Jugendlichen im späten Teenager-Alter, mit 12-jährigen Jungs in der Hauptrolle und voilá: das Ergebnis dürfte sich wohl „Good Boys“ nennen. Umso weniger verwunderlich kommt es, dass unter den gelisteten Produzenten des Films Namen wie Seth Rogen, Evan Goldberg und Jonah Hill auftauchen, die auch allesamt berühmt-berüchtigt bei „Superbad“ ihre Finger im Spiel hatten.

    Vorerst aber: Worum geht es in „Good Boys“?

    Die Hauptrahmenhandlung der Komödie dreht sich um die drei 12-jährigen Freunde Max (Jacob Tremblay), Thor (Brady Noon) und Lucas (Keith L. Williams), die an ihrer Schule eher ein Außenseiter-Dasein führen. Dieser Umstand soll sich jedoch ändern als die drei Kids von einem angesagten Mitschüler zu dessen Geburtstagsfeier eingeladen werden, bei der es sich noch dazu um eine Kussparty handeln soll. Das Problem jedoch: die drei Freunde haben noch nie in ihrem Leben ein Mädchen geküsst und auch keinerlei Ahnung, wie man diese Tätigkeit überhaupt ausübt. Aus diesem Grund setzt das Trio alles daran, vor dem „großen“ Tag ein paar Erfahrungen zu sammeln und die Wissenslücke zum Thema „Küssen“ zu füllen, was in eine Odysee quer durch Los Angeles ausartet, bei der die drei auch unfreiwillig in Kontakt mit Drogen und Sexspielzeugen kommen.

    Eines sollte gleich zu Beginn gesagt werden: Obwohl wir hier Protagonisten folgen, die noch nicht einmal offiziell das Teenager-Alter erreicht haben, handelt es sich bei „Good Boys“ in keinster Weise um eine jugendfreundliche Komödie. Nein – sogar ganz im Gegenteil: es wird im Minutentakt aufs Derbste geflucht, es werden sexuelle Anspielungen gemacht, die sämtliche Grenzen des guten Geschmacks sprengen und (wie man schon der Inhaltsangabe entnehmen kann) selbst Drogen kommen ins Spiel. Wer sich also Unterhaltung für die ganze Familie erwartet, sollte den Kinobesuch schleunigst überdenken. Wer aber auch mal von derben Witzchen unterhalten werden kann, die gern auch unter die Gürtellinie gehen können, bekommt mit „Good Boys“ eine R-Rated Comedy (gleicht bei uns ca. einem FSK 16 oder 18) aufgetischt, die genau diese Kriterien mehr als ausreichend erfüllt.

    Aber keine Sorge: hierbei handelt es sich um keine bloße Aneinanderreihung von Fäkalwitzen, sondern tatsächlich wurden die Gags clever der unverdorbenen Unschuld unserer Protagonisten angepasst. Wenn denn die drei beispielsweise den Begriff „Porno“ googeln müssen oder Sado-Maso-Ausrüstung für echte Waffen halten, dann führt das trotz der generell fragwürdigen Natur dieser Szenen zu effektivem Gelächter. Es macht einfach großen Spaß einer Gruppe 12-jährigen dabei zuzuschauen wie sie z.B. mit ihren ersten Schlucken Alkohol prallen zu versuchen oder generell andauernd das F-Wort verwenden.

    Für einen großen Teil des ungewöhnlichen Charmes, der von der derben Komödie ausgeht, zeichnen sich die drei Jungdarsteller in den Hauptrollen verantwortlich. Der bereits mehrfach aufgefallene Jacob Tremblay („Room“, „Wonder“) gibt gemeinsam mit den beiden Newcomern Keith L. Williams und Brady Noon ein sympathisches Trio ab, von dem jedem der Beteiligten Zeit gegeben wird sich zu beweisen.

    Trotz vielerlei amüsanter Momente und einer Lauflänge von gerade einmal 90 Minuten leidet „Good Boys“ an Durststrecken, an denen Gags nicht zünden und einzelne Pointen zudem unnötigerweise wiederholt werden. Nichtsdestotrotz mündet die Komödie schlussendlich in eine unfassbar unterhaltsame und kreativ gelöste Montage, begleitet vom Evergreen „I Wanna Know What Love Is“, die einen über manch Unzulänglichkeit des Films hinwegsehen lassen kann und mit positivem Gefühl aus dem Kinosaal entlässt.

    Fazit: Qualitativ gesehen kein neuer „Superbad“, aber eine mit vielen unterhaltsamen Einfällen ausgestattete „raunchy comedy“, die trotz des minderjährigen Casts in keinster Weise jugendfreundlich bleibt.
    1705313743158_ee743960d9.jpg
    (Christian Pogatetz)
    25.08.2019
    20:33 Uhr