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90% Bewertung
  • Bewertung

    Der Tramp und das blinde Blumenmädchen

    Dieser Film (1931) wird oft in einem Atemzug mit dem späteren Rampenlicht /Limelight (1952) erwähnt und das mit Fug und Recht. Beide Filme punkten jeweils mit einem Superlativ. Die City Lights hier sind in der genialen Dichte der Slapsticks unübertroffen, die Limelights hingegen sind die herzergreifendste Liebesgeschichte der Leinwand, in der kein Auge der Zuschauer trocken bleibt.
    Gleich am Anfang wird hier ein Denkmal enthüllt. Die Reden der Politiker werden nur durch Quietsche Laute synchronisiert, wobei Charlie völlig unpatriotisch auf den ausgestellten Helden herumklettert, auch schon mal auf deren Gesichtern Platz nimmt. Das haben ihm in den USA viele Leute übelgenommen.
    Aber auch hier kommen die Emotionen voll zum Tragen: Charlie verliebt sich in ein blindes Blumenmädchen (Virginia Cherrill). Neben dieser Liebesgeschichte läuft noch Charlies erfolgreicher Versuch den Suizid eines Millionärs (Harry Myers) zu verhindern. So kommt er zu Geld, das er für den Mietrückstand und eine Augen OP der blinden Geliebten einsetzt. Zwischendurch muss er noch Geld verdienen als Straßenkehrer und Preisboxer. Ein Highlight des Films: der Boxkampf ist eine Mischung aus Ballett und Klammeraffentum. Es sind nur Einladungen für Charlies geniale Komik: ob es eine verschluckte Trillerpfeife ist, ein einfaches Essen von Spaghetti und Konfetti oder seine Hilfe beim Wolle Aufwickeln. Die Lachmuskeln werden ordentlich traktiert.
    Das Happy End wird hier nicht so breit ausgewalzt wie im Rampenlicht. Es wird nur die Erkenntnis dargestellt. Von der Rose, die sie ihm gab, fallen nach und nach die Blütenblätter ab. Ende! Auch schön! Kein Herz-Schmerz, sondern nur Spaß an der Freud und jede Menge gute Laune.
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    10.01.2020
    19:56 Uhr
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    Lichter der Großstadt (Blu-Ray)

    „City Lights“ kam nach einer nahezu dreijährigen Produktionsphase schließlich 1931 in die Kinos. Regisseur, Autor, Hauptdarsteller bzw. Universalgenie Charlie Chaplin wusste, dass das Publikum seit „The Jazz Singer“, dem ersten offiziellen Tonfilm, nun nicht mehr für das klassische Stummkino zu begeistern sein wird. Doch er wollte auch nicht den Untergang vieler Kollegen nachmachen, die den Übergang von Stumm- zu Tonfilm künstlerisch nicht meistern konnten. Millionen von Menschen hatten jeweils ihre eigenen Vorstellungen von der Stimme des Tramps, Chaplins Paradefigur, und diese Träume und Gedanken wollte Chaplin nicht kaputtmachen. „City Lights“ ist ein Tonfilm. Jedoch, wie auch im Vorspann erwähnt wird, eine pantomimische Komödie. Chaplin hat den Sound für diesen Film selbst designed und sogar den Score dazu komponiert. Nichtsdestotrotz bleiben seine Figur und alle anderen im Film stumm.

    Der Plot dreht sich um die klassische Figur des Tramp, einen besitzlosen, armen Menschen, dessen Herz jedoch voller Gutgläubigkeit und Liebe ist. Nach einigen kleinen Abenteuern in den unendlichen Wirren der Großstadt trifft er auf ein blindes Mädchen (Virginia Cherrill in einer der besten weiblichen Performances des frühen Kinos), in das er sich sofort verliebt. Doch diese hat Schulden bei ihrem Vermieter. Der Tramp versucht unverzüglich das Geld aufzutreiben und gerät dabei von einer chaotischen Situation in die nächste.

    Obwohl immer als „Komödie“ propagiert, darf „City Lights“ wohl eher der Film gelten, der dem Genre des Liebesdramas am nähersten ist. Natürlich darf hier herzlich, ja nahezu den Film hindurch, gelacht werden. Doch der Fokus liegt voll und ganz auf der bewegenden Beziehung zwischen dem anonymen Tramp und der blinden Schönheit. Ab und zu ist auf Grund diverser zu beliebiger Zusammenhänge dem Film zwar anzumerken, dass Chaplin die Dreharbeiten immer begonnen hat bevor er das Drehbuch fertig hatte (mit einer Ausnahme: „The Gold Rush“), doch „City Lights“ zählt zu recht zu den großen Klassikern dieses Mediums und beinhaltet wohl eines der unvergesslichsten Enden überhaupt.
    Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
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    01.06.2010
    11:08 Uhr