DVD/Blu-Ray

„City Lights“ kam nach einer nahezu dreijährigen Produktionsphase schließlich 1931 in die Kinos. Regisseur, Autor, Hauptdarsteller bzw. Universalgenie Charlie Chaplin wusste, dass das Publikum seit „The Jazz Singer“, dem ersten offiziellen Tonfilm, nun nicht mehr für das klassische Stummkino zu begeistern sein wird. Doch er wollte auch nicht den Untergang vieler Kollegen nachmachen, die den Übergang von Stumm- zu Tonfilm künstlerisch nicht meistern konnten. Millionen von Menschen hatten jeweils ihre eigenen Vorstellungen von der Stimme des Tramps, Chaplins Paradefigur, und diese Träume und Gedanken wollte Chaplin nicht kaputtmachen. „City Lights“ ist ein Tonfilm. Jedoch, wie auch im Vorspann erwähnt wird, eine pantomimische Komödie. Chaplin hat den Sound für diesen Film selbst designed und sogar den Score dazu komponiert. Nichtsdestotrotz bleiben seine Figur und alle anderen im Film stumm.

Der Plot dreht sich um die klassische Figur des Tramp, einen besitzlosen, armen Menschen, dessen Herz jedoch voller Gutgläubigkeit und Liebe ist. Nach einigen kleinen Abenteuern in den unendlichen Wirren der Großstadt trifft er auf ein blindes Mädchen (Virginia Cherrill in einer der besten weiblichen Performances des frühen Kinos), in das er sich sofort verliebt. Doch diese hat Schulden bei ihrem Vermieter. Der Tramp versucht unverzüglich das Geld aufzutreiben und gerät dabei von einer chaotischen Situation in die nächste.

Obwohl immer als „Komödie“ propagiert, darf „City Lights“ wohl eher der Film gelten, der dem Genre des Liebesdramas am nähersten ist. Natürlich darf hier herzlich, ja nahezu den Film hindurch, gelacht werden. Doch der Fokus liegt voll und ganz auf der bewegenden Beziehung zwischen dem anonymen Tramp und der blinden Schönheit. Ab und zu ist auf Grund diverser zu beliebiger Zusammenhänge dem Film zwar anzumerken, dass Chaplin die Dreharbeiten immer begonnen hat bevor er das Drehbuch fertig hatte (mit einer Ausnahme: „The Gold Rush“), doch „City Lights“ zählt zu recht zu den großen Klassikern dieses Mediums und beinhaltet wohl eines der unvergesslichsten Enden überhaupt.

Die soeben releaseden Chaplin-Blu-Rays der Art House Kollektion (darunter auch „The Gold Rush“, „The Great Dictator“ und „Modern Times“) sind wahrhaft ein großer Grund zur Freude. Besser könnte man das Bild wohl nur im Kino genießen. Selbst diejenigen, die sich zu stolzen Besitzern von Chaplin-DVDs zählen, sei die Anschaffung der Blu-Rays anzuraten. Die Schärfe dieser Filme aus den 20er Jahren beeindruckt teilweise mehr als viele Blu-Rays aktueller Blockbuster.

Natürlich darf beim ersten Tonfilm Charlie Chaplins ein besonderer Fokus auf den Sound gelegt werden. Die Klangqualität ist besser als bei jedem vorhergehenden DVD-Release. Die Eröffnungsszene ist sogar ein besonderes Highlight für toninteressierte Kinogeher: Der Tramp wird von einer Horde von Polizisten und diversen Passanten auf Grund einer tollpatschigen Situation beschimpft. Chaplin löst diese „Dialogpassagen“, indem er ein peinlich-hohes Gezwitscher über jeden gesagten Satz legt. Keine Stimme, keine Sprache sind zu erkennen, nur ein lächerlicher Ton nach dem anderen - wohl des Meisters kluge Antwort auf den damals soeben erfundenen Tonfilm.

Die Blu-Ray ist ähnlich ausgestattet wie die anderen aktuellen Art Haus Releases. Es befindet sich eine interessante, jedoch ein wenig Kurze Doku über den Film und seinen Einfluss auf andere Filmemacher (in diesem Fall Peter Lord, Regisseur von Animationsfilmen wie „Chicken Run“). Ein schönes Bonuszuckerl ist sicherlich eine entfallene, jedoch berühmte Szene von „City Lights“.

Wenn ich eine persönliche Reihung angeben müsste, würde ich „The Gold Rush“ und „The Great Dictator“ weit vor „City Lights“ setzten. Nichtsdestotrotz bleibt diese romantische Komödie ein Pflichtfilm für alle, die sich nur in irgendeiner Weise mit Charlie Chaplin beschäftigen wollen. Auch für DVD-Besitzer gilt: Umrüsten auf Blu-Ray und diesen Klassiker in bester Bild- und Tonqualität, überstreut mit schönem Bonusmaterial, genießen!